Freitag, 27. Juni 2014

Der Drang, etwas zu tun

Was ist eigentlich Produktivität? Produktiv sein. Ist es produktiv, wenn ich mit meinem kleinen Neffen Fußball spiele und Blumen in unsere Sandburgen stecke? Ist es produktiv, wenn ich mir Inspiration aus dem Internet hole, wenn ich meinen Tumblr-feed rauf- und runterscrolle? Ist es produktiv, im Zug zu sitzen und einen Blogeintrag zu verfassen? Ist es produktiv, zu schlafen? Dem Körper die nötige Ruhe und noch ein bisschen mehr zu gönnen. Ist es produktiv, den ganzen Tag damit zuzubringen, wahllos Artikel von der Zeit zu lesen und das Internet nach feinen Blogs zu durchforsten? Ist es produktiv, mit meiner Nachbarin die halbe Nacht lachend am Balkon eine Weinflasche nach der anderen zu leeren? Ist es produktiv, einfach mal nur den Vögeln beim singen zuzuhören und daran zu denken, wie ihr Gezwitscher unter Anderem dadurch zustande kommt, dass ein Vöglein zunächst eine basale Lerndisposition was Frequenz und Tonhöhe betrifft besitzt, der eigentliche Gesang allerdings geprägt ist? Ist es produktiv, ein Buch nach dem anderen zu verschlingen, die Liste noch zu lesender Bücher aber immer weiter wachsen zu lassen? Ist es produktiv, all die Emotionen, die so in einer vor sich gehen, auf Papier zu bringen? Oder ist es bloß produktiv, wenn irgendein Zusammenhang mit Lernen oder Verbessern gegeben ist? Das würde ja all das oben Angeführte ausschließen. Würde das außerdem bedeuten, dass neue Lieder auf den Instrumenten einzustudieren unter Produktivität einzuordnen ist? Oder gehört das zu einem trivialen Zeitvertreib, zu Zerstreuung? Wo sind die Grenzen? Ist es produktiv, Bilder in ein Büchlein einzukleben und Zitate daneben hinzuschreiben, Collagen anzufertigen, Bilder von verränkten Händen zu zeichnen? Wer entscheidet das? Und wer ist ohne Pause produktiv? Wenn es mir guttut, kann ich es dann als produktiv beschreiben? Habe ich überhaupt ein Recht dazu, irgendeine Definition zu erfinden oder eine andere zu glauben? Wer definiert? Ist Musik produktiv? Ist essen produktiv? Ist Radfahren produktiv, auch, wenn man es bloß um des Radfahrens Willen macht und eigentlich kein Ziel hat?
Ich schaue gerade aus dem Fenster und bewundere die Landschaft. Gedanken an die romantische Strömung in der Kunstgeschichte um 1800 kommen mir in den Sinn. Die von Gott geschaffene Natur ist bescheiden und bewundernswert. Ich glaube nicht an Gott. Aber ich glaube an so viel anderes. Ich habe jetzt so viel Wissen in meinem Kopf gespeichert und weiß gar nicht, wohin damit. Hat das etwas mit Produktivität zu tun? So viel zu wissen, mit dem man nicht unbedingt etwas anfangen kann? Natürlich, ich bin immer für einen fun fact zu haben und mir fallen alle möglichen Künstler - leider wirklich bloß männliche, Kunst ist patriarchalisch, eh schon wissen - in bestimmten Situationen ein. Ich habe auch lange genug über meinem selbstgeschriebenen Kunstgeschichteskriptum gesessen und mir Jahreszahlen versucht einzuprägen und auch die unterschiedlichsten Charakteristika verschiedener Epochen. Und am Ende eines jeden Tages, der daraus bestanden hat, dass ich lerne, zwischendurch als Ablenkung auf meiner Harfe herumgezupft habe oder Rad gefahren bin, bin ich mir doch irgendwie unproduktiv vorgekommen. So viel habe ich jetzt auch wieder nicht geschafft an diesem Tag. Das Zimmer ist nicht aufgeräumt, ich sollte mal wieder ein bisschen was schreiben und überhaupt, so Vieles ist einfach liegen geblieben. Hier entstand auch für einige Zeit gähnende Leere und mein Gewand sollte mal wieder aussortiert werden. Was passiert eigentlich gerade in der Politik? War da nicht was mit Russland? Und hat Gabalier nicht schon wieder einen Blödsinn verzapft? Achja! Schlafen wäre auch mal wieder angesagt. Schlaf ist unproduktiv, da mach ich doch nichts, ich liege stundenlang unter Deckenbergen - da muss ich dazusagen, dass mir leider wirklich immer schrecklich kalt ist - begraben und dreh mich vielleicht alle Viertelstunden von rechts nach links, seufze drei mal. Das wars. Aber für mein Gehirn, für meinen Körper ist diese Zeit des Nichtstuns unerlässlich, nicht? So viel wird reguliert und überprüft und wieder auf Normalzustand gebracht. Mein Parasympathikus geht rauf. Mein Sympathikus geht runter. Spieler - Gegenspieler.
Und die endlosen Stunden, in denen ich mir Fotografien, Bilder anschaue und aufgrund von lustigen Formulierungen schmunzeln muss, was ist mit denen? Die tun mir wiederum gut. Meiner Seele. Wie esoterisch. Kann ich das produktiv nennen? Ich mach doch nichts, außer mit meinen rechten Zeige- und Mittelfinger über mein Mauspad zu fahren. Ich mach ja nichts. Mach keinen Sport, arbeite nicht an meiner Figur, verbringe keine Zeit draußen oder verbessere irgendeine Fähigkeit.
Also, was ist produktiv sein?
Jetzt, nachdem ich diese für mich wirklich nervenaufreibende Matura hinter mich gebracht habe, habe ich vor allem eines getan: geschlafen. Ich habe fast jeden Tag bis mindestens halb zwölf zu Mittag im Bett mit geschlossenen Augen und ruhigem Puls gelegen. Entspannt. Ich weiß nicht, ob ich das irgendwie gebraucht haben könnte. Ich weiß nur, dass ich mir doch sehr schlecht vorkomme. Habe ich irgendetwas geleistet? Ich hab den Geschirrspühler einmal ein- und ausgeräumt. Zählt das? Ich hatte die meiste Zeit mein Mobiltelefon in Händen und habe mein Instagram-feed aktualisiert. Meine Schlagzeugsticks nur selten angerührt - zu müde! Ich bin im Bett gesessen uns habe Tee getrunken. Krank bin ich nämlich auch noch geworden letztes Wochenende. Auskurieren. Ich muss doch für London gesund werden! Das hat dem Ganzen auch noch mal einen drauf gesetzt. Wenn man verschnupft, verkühlt und ohne Stimme im Bett liegt, wie kann man dann irgendwelchen Tätigkeiten nachgehen, die auch nur annähernd etwas mit Produktivität gemein haben? Ist es produktiv, wenn ich mich mit diversen Serien ablenke?
Vorgestern habe ich erst wieder 10 Seiten - wirklich, es waren 10 - in mein Tagebuch gekritzelt, was ich nicht alles will. Und ich will viel. Mir macht auch so, so Vieles Spaß und ich mache einige Dinge gerne und mit Begeisterung. Ist es also produktiv, wenn ich das mag, was ich tue? Kann ich auch mit anderen gemeinsam produktiv sein, indem einfach bloß geredet wird?
Und muss ich eigentlich produktiv sein? Was bringt mir das? Ich kann am Abend besser schlafen, mit dem Bewusstsein, etwas getan zu haben. Das ist allerdings wahr. Ich kann mit mir selbst zufriedener sein. Anerkennung? Bekommt man vom produktiv sein anerkennende Worte, Blicke, Gedanken zu spüren? Von anderen.
Ich wäre gerne ein produktiver Mensch. Ich würde auch gerne besser sein in bestimmten Disziplinen, wie schon mal erwähnt, an mir arbeiten und mich verbessern. Ich gehe aber auch total darin auf, einfach nur mit meinem Zwergenneffen Trampolin zu springen und die Zeit zu vergessen.
Was ist Produktivität? Ist es lesen? Ist es lernen? Ist es Spaß haben? Was darf ich unter diesem doch durchaus abstrakten Begriff verstehen? Und was nicht? Hat es etwas mit Persönlichkeit und Können zu tun? Ist es individuell geprägt? Sind wir alle produktiv?
Was ist Produktivität? Produktiv sein. Dinge machen, Taten sprechen lassen.

Dienstag, 24. Juni 2014

Und jetzt ist es vorbei

"Auf dich bin ich besonders stolz, dass du das alles so toll geschafft hast, obwohl das Jahr ja so schrecklich angefangen hat"

Das waren die Worte meiner - jetzt ehemaligen! - Religionslehrerin an mich, als alle Maturant*innen, die gestern Nachmittag angetreten sind, in Reih und Glied gestanden sind und der gesamten Kommission die Hände schütteln durfte.

Gestern hatte ich also Matura.

Heute bin ich aufgewacht und konnte es noch gar nicht glauben. Ich habe jetzt acht Jahre meines Lebens in dieser Anstalt zugebracht und heute ziehe ich meinen Anzug erneut an, und hole mir mein allerletztes Zeugnis ab. So schnell kann es also doch gehen. Und ich war so fertig die letzten paar Tage, von Schlaf war sowieso keine Rede und meine Nerven lagen blank. Kurz bevor ich in den Musiksaal, der für die mündlichen Klausuren als Prüfungszimmer umfunktioniert worden ist, getreten bin, hätte ich wirklich in Tränen ausbrechen können. So nervös war ich. Die ganze Matura ist wirklich ein einziges Strapazieren der Nerven. Mehr nicht. So viel steckt nämlich wirklich nicht dahinter - und obwohl ich das auch schon von allen Seiten gehört habe, konnte ich das wirklich nie glauben. Jetzt hab ichs hinter mir. Das muss ich gleich noch einmal schreiben. Vorbei, ich hatte gestern die Matura und lasse jetzt meine Schullaufbahn hinter mir. Und ich bin einfach nur so froh darüber.
Gestern ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Zu meiner ersten Vorbereitungszeit bin ich um zwei Uhr nachmittags gerufen worden, und irgendwann mitten drin habe ich dann auf meine Armbanduhr geschaut und gestaunt, dass es schon sechs vorbei war und ich noch nicht alle meine Prüfungen abgelegt hatte. Schlussendlich waren wir dann bis um acht in der Schule und haben gezittert. Die Kommission hat sich dann noch unglaublich lang beraten - für mich hat sich das wirklich wie eine kleine Ewigkeit angefühlt. Und schlussendlich sind wir dann hereingerufen worden. Wir waren zu sechst und sollten uns nach dem Alphabet gereiht aufstellen; nur ich musste mich als letzte einreihen, weil ich die erste der 8c war, die an diesem Tag maturieren durfte.
Und dann wurden die Noten vorgelesen.
Ich wusste ja, dass ich als letzte dran kommen würde, aber das war trotzdem einfach nur ungut. Wobei, das Schlimmste war wahrscheinlich, dass es nicht alle geschafft haben. Ein Junge muss im Herbst noch einmal in Latein antreten. Ich wünsche ihm auf alle Fälle alles erdenklich Gute und bin mir aber gleichzeitig sehr sicher, dass er das schaffen kann.
Wir hatten eigentlich großes Glück mit unserem Vorsitzenden. Er selbst hat sehr wenig gesagt während der Prüfungen und er machte auch einen relativ sympathischen und netten Eindruck. Auf jeden Fall hat er mir dann beim Noten-Vorlesen so ziemlich das tollste Kompliment gemacht, was man nur machen kann. Er hat mir neben meinen herausragenden künstlerischen Leistungen - ich musste während der Vorbereitungszeit für das Fach bildnerische Erziehung eine Hand in expressionistischer Manier mit Bleistift und Tusche zeichnen und habe auch eine Mappe vorbereitet, die ich am Anschluss zu meiner Prüfung herzeigen durfte - auch zu meinem kritischen Denken gratuliert und betont, dass das sehr selten ist in diesem Alter. Das war einfach ein Wahnsinn. Mir sind nur noch die Tränen in die Augen gestiegen und ich war einfach so schrecklich froh, das jetzt alles hinter mir zu haben.


Die letzten Tage waren nämlich wirklich alles andere als schön für mich.
Ich habe mich einfach gar nicht mehr wohl gefühlt in meiner Haut, in meinem Körper, mit mir. Und natürlich ist jetzt ein gewisser Stein vom Herzen gefallen, wie man so schön sagt. Aber trotzdem... Die Arbeit an mir selbst bleibt enorm. Und um ganz ehrlich zu sein, bin ich ein wenig verloren momentan. Was soll ich tun?
 
Ich höre gerade meine Schwester von draußen - das Schlimmste ist geschafft, die Matura ist vorbei und jetzt fängt etwas Neues an.
Sie hat recht.
Aber es bleibt schwierig, weil ich nun mal so aussehe, wie ich aussehe und so bin, wie ich bin. Aber an sich selbst zu arbeiten ist doch was Gutes. Ich versuche, das Beste herauszuholen.

Mittwoch, 18. Juni 2014

Briefe aus der Vergangenheit

Was für eine theatralische Überschrift!


In letzter Zeit gestaltet sich alles sehr schwierig für mich.
Zuerst habe ich nächsten Montag schon meine mündliche Matura überstanden, für die ich lernen muss und die mich unglaublich stresst. Das bildet sozusagen den Abschluss zu meiner schulischen Laufbahn und gilt als repräsentativ meiner vorhergegangenen Karriere gegenüber. Ich weiß leider wirklich nicht, wie ich das irgendwie schaffen soll.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich momentan durch meinen Alltag zittere - bei jeder Mahlzeit muss ich alle paar Bissen inne halten, weil meine Lippen richtiggehend zum vibrieren beginnen, aber auch bei jedem Handgriff schüttelt sich mein Arm.
Außerdem komme ich gerade wirklich nicht gut zurecht mit mir selbst. Der Blick in den Spiegel fällt mir wahnsinnig schwierig, ich halte mich selbst nur ganz schlecht aus und Gewand schaut auch schrecklich aus bei mir. Am Liebsten würde ich einen ganz langen Post darüber verfassen, wie grauslich ich mich fühle. Aber das mache ich nicht. Ich möchte nicht nur Demotivation auf dieser Seite stehen haben. Trotzdem wollte ich einmal wieder ein Lebenszeichen von mir geben...

Da ist mir dann eingefallen, dass ich ja, kurz nach der Diagnose, ein paar Zeilen verfasst habe. Ich habe überhaupt viel versucht, literarisch mit meiner Situation umzugehen und so bin ich auf die Idee gekommen, doch zwei Briefe zu schreiben. Im Ersten danke ich diesem Krankheitsbild und im Zweiten schreibe ich darüber, wie ungut das alles ist.
Diese beiden Briefe würde ich heute gerne teilen. Ich habe sie auf meiner Schreibmaschine abgetippt und da ist es ein wenig schwierig, Fehler auszubessern, weswegen ich viele einfach stehen habe lassen beziehungsweise auf etwaige nicht einmal draufgekommen bin, schließlich wurde das ja in einem äußerst emotionalen Zustand verfasst.










Samstag, 14. Juni 2014

Nicht wie die anderen

Gerüche kann man nicht beschreiben. Allerhöchstens mit anderem vergleichen. Das riecht wie. Es ähnelt. Du kannst zwar sagen, dass ein Duft beinahe gleiche Attribute aufweist wie eben der zu Beschreibende, aber gleich sind sie ja nicht.
Heu riecht nicht wie frisch gemähte Wiesen an warmen Juniabenden, wenn man mit dem Rad vorbeifährt. Löwenzahn und Raabsblüten haben gewisse Ähnlichkeiten. Genauso wie der Geschmack von naturtrüben Apfelsaft und Birnensaft für mich. Aber die Intensität, diese ganz spezielle Note, die nur von diesen Pflanzen in dieser bestimmten Zeit des Jahres ausgestrahlt wird, und der auf den Geruchssinn umgelegten Nachgeschmack bleiben andere. Sie sind sich doch bloß ähnlich. Und egal, wie weit der Löwenzahn in die Luft wächst, egal, wie große Blüten entstehen, egal, wie viel Staub auf jenen zu finden ist, Löwenzahn bleibt Löwenzahn. Und obwohl mein Riechsinn wirklich nicht sonderlich herausragend oder überhaupt gut ist, ein feiner Unterschied bleibt immer.
Aber das gibt es nicht nur bei zwei mehr oder weniger anderen Dingen - schon klar, es handelt bei dem oberen Beispiel um zwei noch dazu gelbe Blütenpflanzen, die sogar zu einer ähnlichen Zeit Insekten durch ihre stechende Farbe anlocken wollen.

Kein Apfel riecht wie der andere. Und das zu beschreiben ist noch komplizierter.

Aber eigentlich bin ich sehr froh darüber. Natürlich würde ich gerne Gerüche besser formulieren, weil dadurch doch dann die schönsten Geschichten entstehen müssten, oder? Rieche ich von zum Beispiel Lavendel und hätte genau vor Augen, wie das alles zu beschreiben ist, unzwar nicht mit abstrakten Begriffen wie süß oder herb, dann könnte ich auch in Worte fassen, was ich empfinde, wenn ich kurz vor Sonnenuntergang einen Feldweg, begrenzt von zwei Feldern, entlang gehe. Das sind Gerüche. Das sind Gefühle.
Aber eigentlich meine ich ja, dass es schade wäre, wenn sich eben Heu mit gemähtem Gras decken würde. Dann wäre meine Freude am Radfahren um einiges geschmälert.
Ich liebe Düfte. Ich könnte die ganze Zeit stark einatmen, einfach, um die Essenz meiner Umwelt mitzubekommen.
Und genau über dieses Thema, dieses Unvermögen, Gerüchte beschreiben zu können, darüber habe ich unlängst (was für ein Wort!) mit einer ganz lieben Freundin philosophiert. Diese beneide ich doch insgeheim um ihre feine Nase. Natürlich ist es oft schwierig, weil sie einfach alles riechen kann - vom Schweiß des Busfahrers bis hin zum Dreck in den Polster. Aber es ist doch ein intensiveres Erlebnis, wenn sie spazieren geht.
Wie dem auch sei, über diese Unterhaltung habe ich in den letzten Tagen dann immer wieder nachgedacht. Man kann einfach nur vergleichen. Es geht gar nicht anders, wenn man eben versucht, zu beschreiben.
Und mir ist einmal wieder so klar geworden, wie sehr sich das auch schon auf unser Miteinander ausgeweitet hat. Wir reden nicht mehr von dem neuen Rock als knieumspielend, grün und gepunktet, sondern so wie der Rock von dem Mädchen da, aber halt mit anderem Muster. Meine Nase ist nicht mehr klein und mit einem Höcker, sondern so wie die von meiner Schwester.

Ich beschreibe - ich vergleiche.

Problematisch wird das Ganze aber erst, wenn man dann anfängt, alles zu vergleichen. Sie hat bessere Schulnoten als ich. Ihr Haare sind glänzender. Sein Rucksack schöner. Der Bauch ist flacher.

Ich vergleiche.
Ich vergleiche ununterbrochen.
Und das stört mich einfach so unglaublich.

Weil eigentlich finde ich ja, dass es nicht möglich ist, zwei Menschen in rationaler Relation zu stellen. Das geht einfach nicht und vor allem, wenn man jemanden auf nur eine Eigenschaft, ein Merkmal reduziert, wird eben dieses isoliert und nicht mehr im Zusammenhang mit all den anderen Dingen, die diesen Menschen ja so ausmachen, gesehen und das verfälscht das Bild.
Und eigentlich, denke ich so darüber nach, vergleiche ich auch eher nur mich mit anderen. Vielleicht liegt das daran, dass ich als Kind sechs Jahre lang Leistungssport gemacht habe und einfach immer bei Wettkämpfen mitgeturnt habe - da gibt es nun mal eine Rangliste. Und manche waren besser - obwohl das ja auch nur wieder die subjektive Einschätzung maximal sechs Jurorinnen und Juroren war.
Wahrscheinlich liegt das aber eher an meinem Wesen. Selbstzufriedenheit ist ein Fremdwort für mich und ich würde mich ja so gerne verbessern. Leider habe ich trotzdem durchgehend im Hintergrund dieses "wie". Ich möchte aussehen, wie. Ich möchte mich kleiden, wie. Ich möchte so sein, wie.

Aber langsam bekomme ich das Gefühl, dass das nicht nur ein Problemchen von mir ist, sondern so in unseren Alltag geflossen ist. Es gibt überall eine Reihung. Auch in der Schule wird immer wieder herausgehoben, wer die besten Leistungen erbracht hat.
Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mit Leuten Kontakt habe, an dem ich nicht irgendwie verglichen werde. Das kann auch was Wunderbares sein. Meine Oma, zum Beispiel, hat mir schon sooft gesagt, ich sehe aus, wie Keira Knightley - gut, das nachzuvollziehen ist vielleicht ein bisschen schwierig, aber ich glaube, man kann meinen Standpunkt nachvollziehen. Aber auch meine Intelligenz, mein Auftreten, mein Benehmen wird mit anderen gleich gestellt. Ich glaube, irgendwie ist man langsam kein eigener Mensch mehr.

Ich mag den Geruch von Erde. Und den von Lilien. Außerdem bin ich sehr froh, zwischen den beiden differenzieren zu können. Sonst wäre mein Spektrum um so Vieles begrenzt. Das wäre nicht nur schade, sondern auch hinderlich. Es würde mich an meiner Entfaltung hindern; es würde mich an meinem Wohlbefinden hindern.

Sonntag, 8. Juni 2014

Kälte und Schmerz

Es gibt Dinge, die ich vermisse am extremen Dünnsein. Ich habe mir ja vorgenommen, ehrlich zu schreiben, und das gehört dazu.
Ich vermisse es, dass mir all meine ganzen Kleider passen. Es ist schwierig für mich, dass mir Hosen zu eng geworden sind und es jetzt gar nicht mehr so einfach ist, lockeres Gewand zu finden. Ich vermisse es auch irgendwie, eine "besondere" Figur zu haben, also einen Körper, der nicht so häufig ist. Ich vermisse auch, dass sich meine Oberschenkel damals nicht berührt haben. Und so weiter.
Aber, wenn ich so darüber nachdenke, gibt es so viele Dinge, denen ich ganz und gar nicht nachtrauer. Es ist sogar so, dass das Vergleichen der Gegebenheiten, die damals und die heute meinen Alltag bilden, so aussieht, dass ich auf keinen Fall wieder tauschen möchte.

Ich bin so froh, dass ich jetzt wieder durch schlafen kann.
Ich kann es gar nicht beschreiben, wie sehr ich meine Energie liebe.
Ich bin einfach nur glücklich darüber, dass ich endlich wieder Sport machen darf.

Aber da gibt es doch zwei Dinge, die am ausschlaggebendsten sind am "normal"-gewichtig - was auch immer das jetzt sein mag (ui, da hatte ich letztens eine Diskussion auf facebook zu diesem Thema, alterfalter, Menschen gibts) - und wofür ich so dankbar bin.


Mit einigen Kilos weniger auf den Rippen war alles für mich mit Schmerzen verbunden.
Ich habe zum Beispiel die kahlen Holzsessel meiner Schule überhaupt nicht mehr aushalten können und habe mir schlussendlich dann einen Polster mitnehmen müssen, weils so weh getan hat. An meiner Wirbelsäule haben sich auch die blauen Flecken schon abgezeichnet - blaue Flecken, die ich vom normalen Sitzen bekommen habe, vom an der Wand lehnen, einfach vom ganz normalen Alltag.
Das hat natürlich einiges an Lebensqualität weggenommen.
Aber um ehrlich zu sein, ist mir das gar nicht so sehr aufgefallen. Anfangs zumindest nicht.
Aber ich kann mich noch daran erinnern, wie mir das schlagartig bewusst geworden ist - so dramatisch das jetzt auch klingen mag. Das war irgendwann mitten in der Nacht, ich bin gerade wieder in mein Bett gestiegen, ich glaube, das war das zweite oder dritte Mal, dass ich aufstehen habe müssen, weil meine Blase so schwach geworden ist, dass es mir nicht mehr möglich war, eine Nacht komplett durchzuschlafen. Und man hat doch immer dieses Bild im Kopf, dass man sich ins weiche Bett legt und sich zudeckt und alles voll fein und kuschelig.
Ich hab mich in mein Bett gelegt und die Decke über meinen Körper gezogen und es war einfach nicht in irgendeiner Weise angenehm. Ich habe all meine Knochen gespürt und meine Matratze hat sich nicht mehr weich angefühlt.
Das war halt kein Sonderfall, sondern normal. Es war nichts mehr angenehm, überall drückten sich meine Knochen durch und auch durch meine blauen Flecken wurde der Effekt natürlich gesteigert.
Ich habe ja bald Matura, da trete ich auch mündlich in Biologie an. Eine Kernfrage behandelt die Thematik der Ernährung, mit Zusammensetzung und Kohlenhydrate und Verdauung und allem, und in meinem Heft aus der fünften Klasse steht bei Verwendung von Fetten als dritten Punkt "Fettpolster" angeführt. Fettpolster hört sich so schrecklich negativ an, wie ich finde. Hört man dieses Wort, denkt man doch sofort an etwas jenseits des vorherrschenden Schönheitsideals. Aber das ist nichts Schlechtes. Ganz und gar nicht. Fett ist nicht nur wichtig, weil Vitamine eben fettlöslich sind und wir die Energie brauchen, sondern ganz banal, weil ohne ihm würden wir ganz schön blöd dastehen und sitzen wird dann zur Qual. Oder eben schlafen...

Und irgendwie, an das denkt man doch überhaupt nicht, oder? Dass man, je dünner man ist, einfach irgendwann nicht mehr bequem irgendetwas machen kann.

Was auch selten bedacht wird, ist die Tatsache, dass der zweite Punkt bei Verwendung von Fetten - "Kälteschutz" - ein so wichtiger ist.
Okay, mir ist prinzipiell schneller kalt, das wars schon immer und auch jetzt habe ich meistens eine Schicht mehr an als meine Mitmenschen. Aber vor einem halben Jahr war das noch etwas ganz anderes...
Ich hatte auch irgendwo Glück, dass meine dünnste Phase einfach in wärmeren Monaten gewesen ist, aber selbst letzten Juli, als es in Wien irgendwann einmal 40 Grad hatte, hab ich vielleicht angefangen ein paar Schweißperlen zu verlieren. Und als die Tage dann immer kürzer wurden und die Temperaturen sanken, war es doch sehr ungut für mich. Ich hatte schon im Oktober teilweise Strumpfhosen unter meiner normalen Jean angezogen und ohne Jacke das Haus verlassen war sowieso besonders abtrünnig für mich geworden.

Und, um wieder aufs ehrlich sein zurückzukommen. Ganz ehrlich, das ist es alles nicht wert. Da nehm ich ganz gerne in Kauf, dass ich keine sogenannte "thigh gap" mehr habe, dass es mir momentan wieder etwas schwerer fällt, in den Spiegel zu blicken und dass ich in manche Röcke nicht mehr passe.
Es geht sowieso so viel Lebensqualität verloren, was man vielleicht selbst gar nicht so bemerkt. Aber rückblickend gesagt ist das wirklich enorm.

Da ess ich lieber mein halbes Glas Cashewmus, hab keinen flachen Bauch aber dafür Energie für viereinhalb Menschen.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Demotivation, Zwänge und die Angst, es doch nicht zu schaffen

So. Bald ist es so weit. Bald kann ich von mir behaupten, dass ich dieses Schulsystem nun endlich ein für alle mal hinter mir lassen kann, nie wieder auch nur eine Zehe in die Anstalt, die sich jetzt fast acht volle Jahre meinen Arbeitsplatz nannte, setzen muss und dass ich in die Hauptstadt ziehen werde - von vorne beginnen, neu anfangen, mich selbst (er)finden und tausende Erfahrungen sammeln.

Bald eben.

Aber bald ist so ein relativer Ausdruck - wobei, was ist das nicht? Seit wir die Relativitätstheorie im Physikunterricht (auf leider nicht sonderlich kompente Weise) durchgenommen haben, staune ich immer wieder über unsere subjektive Wahrnehmung von...allem.
Mit bald kann ich genauso morgen oder in einem Monat meinen, sind die nächsten drei Minuten vergangen, ist es auch schon wieder "bald". Vor einem Jahr habe ich dieses kleine Wort auch schon besonders gerne verwendet. Zeit vergeht so schnell, mit einem Wimpernschlag ist schon wieder eine neue Rechnung losgegangen und alles hat sich verändert.


Ich kann es wirklich kaum erwarten.

Und trotz meines wahnsinnigen Bedürfnisses, endlich fertig sein zu wollen, endlich nach der Maturafeier aus meiner dann ehemaligen Schule treten zu können und zu wissen, dass ich den nächsten Schritt Richtung Zukunft hinter mich gebracht habe, möchte ich gleichzeitig, dass die Zeit stehen bleibt. Dass die Tage nicht so schnell vergehen. Dass es mir möglich gemacht ist, mich intensiver vorzubereiten.

Langsam schleicht sich eine riesengroße Angst in mir ein. Ich habe das Gefühl, dass ich die mündlichen Prüfungen sowieso nicht schaffen werde und weiß einfach nicht, damit umzugehen - die Ergebnisse der schriftlichen Arbeiten haben wir auch noch nicht bekommen. Meine Tage sind gefüllt voll von Demotivation und Müdigkeit. Momentan kommt auch noch Kopfweh und eine nervig verstopfte Nase hinzu.
In mir drinnen ist ein richtiger Lernzwang ausgebrochen, den ich aber nur schwer nachgehen kann, weil mir einfach der Antrieb fehlt. Es sollte doch eigentlich Motivation genug sein, bald das Land verlassen zu können, mit unglaublich tollen, lieben, intelligenten und wundervollen Menschen zusammen ziehen zu dürfen und neu zu starten. Auf das freue ich mich auch schon irrsinnig. Wirklich. Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass sich in mir eine kleine Blockade aufgebaut hat. Ich möchte einfach nicht mehr. Ich habe jetzt schon tausende Stunden von meiner persönlichen Zeit in Lernen für irgendwelche Prüfungen investiert, für Prüfungen, die ich positiv geschafft habe, die mir im Endeffekt dann aber doch nichts genutzt haben. Was bringt die Matura eigentlich? Ich habe jetzt so viele Jahre damit zugebracht, beinahe jeden Wochentag früh aufzustehen und hab mich in ein Umfeld begeben, das weder mich noch das von mir sonderlich wertgeschätzt wurde. Ich musste mich intensiv mit Dingen auseinandersetzen, die für mich von nur wenig Interesse waren und von denen ich den Zukunftsbezug heute noch immer nicht verstanden habe. Aber das habe ich gemacht. Ich habe eine abgeschlossene achte Klasse Gymnasium, wozu dann noch Matura? Langsam habe ich das Gefühl, dass das ganze Konzept Reifeprüfung nur darauf hinauslaufen soll, dass man sich als Schüler*in die letzten Haare vom Kopf reißt. Matura ist Nervensache. Darauf ausgelegt, dass man unter einer enormen Stresssituation Höchstleistungen vollbringt.


Und wenn meine Familie mich versucht aufzubauen, in dem sie mir immer wieder versichern, dass ich das alles doch sowieso schaffe, kann ich ihnen nicht so recht glauben. Okay, es mag wohl stimmen, dass ich bis jetzt eine sehr gute Schülerin gewesen bin. Trotzdem macht es mir so viel Angst.

Auf die Gefahr hinaus, dass das nun nicht sonderlich nachvollziehbar ist, aber ich habe das Gefühl, so einem Druck ausgesetzt zu sein. Es müssen lauter Einser in meinem Maturazeugnis stehen. Und eigentlich bin ich mir dessen sehr wohl bewusst, dass Noten weder die Persönlichkeit noch die Intelligenz oder irgendetwas wiederspiegeln, noch irgendetwas über mein Können aussagen und überhaupt eigentlich egal sein sollten. Ich weiß das und trotzdem bin ich mehr als unzufrieden mit mir, weil es jetzt schon klar ist, dass zumindest eine Zwei in meinem Zeugnis vorhanden sein wird. Das macht mich nicht nur fertig, das erhöht den Druck auch noch um einiges. Ich muss eine Präsentation machen für die Fachbereichsarbeit, die eben von dem diesjährigen Vorsitzenden als bloß gut eingestuft worden ist, und weiß einfach nicht, wie ich das auf eine sehr gute Weise machen kann.
Ich muss vier Jahre Biologie-Stoff wissen und über gun violence in the US bis zu the Northern Ireland conflict in Englisch reden können und außerdem alle kunstgeschichtlichen Details vom antiken Ägypten bis heute parat haben. Wie soll das denn bitte gehen?


Meine Schwester sagt mir immer, sie halte meinen Perfektionismus so schlecht aus. Da muss ich ihr zustimmen.
Es ist für mich so schwierig, mich mit nicht hundertprozentig tollen Leistungen von mir selbst zufrieden zu geben - so gern wäre ich perfekt, so gern würde ich Dinge besonders gut können.
Und das kommt dann auch wieder kurz vor der Reifeprüfung zum Vorschein.

Eigentlich ist es doch egal, ob ich lauter Sehr Guts oder lauter Genügend in der Tabelle stehen habe. Solange ich positiv abschneide, ist es mir erlaubt, an der Universität zu studieren, die ich gerne besuchen möchte. Ich brauche keine Auszeichnung oder wieder irgendeinen Schrott, den man bei uns an der Schule alljährlich für ein "besonders gutes" Zeugnis ausgehändigt bekommt.
Ich brauche das nicht.
Aber ich will es.

Gestern war es dann so weit, dass ich nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Ich habe dann kurzerhand beschlossen, alle technischen Geräte - ausgenommen meines Radios - ausgeschaltet zu lassen und nicht zu beachten. Ich wollte mich ein wenig auf mich konzentrieren, war eine ganz kleine Runde laufen und habe ein bisschen Biologie wiederholt. Das hat sehr gut getan, aber mein schlechtes Gewissen und diese schreckliche Ungewissheit sind immer noch nicht verschwunden...


Manchmal kommt mir der Gedanke, dass ich doch bloß diese schulische Intelligenz innehabe. Ich bin nirgends so gut wie in der Schule. Traurig eigentlich. Aber wenn ich dann sogar da versagt oder in den mittelmäßigen Bereich rutsche, habe ich gar nichts mehr...


Bald ist das alles vorbei.  

Sonntag, 1. Juni 2014

Wichtigkeiten

Mit 14 war ich bei der Gründung einer unabhängigen, unzensierten sowie durch Sponsoring finanzierten SchülerInnenzeitung (das gender-gap wurde nicht angewendet, aber das Binnen-I stand wirklich jedes Mal auf der Titelseite!) beteiligt. Dieses Magazin haben wir Vorlaut genannt und über kritische Themen, Musik und Autos geschrieben, Rezepte beigefügt und eine Seite einem riesengroßen Samurai-Sudoku gewidmet. Das war nicht nur eine wundervolle Erfahrung, sondern hat mich auch wirklich sehr zum Schreiben motiviert. Es ist halt einfach etwas komplett anderes, ob man bloß in das Tagebuch kritzelt und für die Deutschschularbeit eine halbherzige Erörterung verfasst, oder sich wirklich anstrengt, einen Artikel zu schreiben, der auch von mehreren Menschen gelesen werden soll.
Ich hab damals über ganz viel geschrieben; einen meiner ersten Beiträge hab ich "'Vollschwul!'" betitelt und über den alltäglichen, abwertenden Gebrauch vom Wörtchen "schwul" geschrieben. Auch wurde die wirklich wundervolle Band petra und der wolf wurde von mir vorgestellt und ich habe auch ein paar Umfragen gestartet.

Mit diesen Worten möchte ich mich jetzt nicht unbedingt selbst in Szene setzen - obwohl ich doch wirklich sehr stolz bin auf die Vorlaut, die auch drei Poetry Slams organisiert hat, jetzt aber leider nicht mehr existiert - sondern möchte die kleine Geschichte über unser Jugendmagazin als Einleitung verwenden.
Geschriebenes ist nämlich, zumindest in meinen Augen, etwas sehr Wertvolles. Wenn die Formate dann Zeitschriften oder eben auch Blogs sind, dann werden meist auch bestimmte Themen angeschnitten.

Man informiert. Man zeigt auf. Man erklärt. Man inspiriert. Man regt zum Nachdenken an. Man unterhaltet.
Das alles ist möglich gemacht mit ein bisschen investierter Zeit und einer gewissen Konsequenz. Und ich finde das so wichtig. Warum es mir prinzipiell wichtig ist, mich auszudrücken, habe ich ja schon einmal geschrieben (ach! Ich komme mir immer so supercool vor, wenn ich eigene Einträge verlinken kann, haha), aber heute möchte ich noch einen weiteren Schritt machen und darüber schreiben, wie signifikant solche Medien sind.

An oberster Stelle informieren Artikel doch. Sei es der neueste Modetrend oder ein politisches Thema, es geht doch irgendwie immer um etwas. Das Schöne ist ja die weit gefächerte Diversität, auf die man stößt, wenn man durch unterschiedlichste Zeitschriften blättert oder man sich auf die Suche nach neuen Lieblingsblogs macht.

Und das versuche ich hier ja auch.
Ich schreibe zwar vorwiegend über meinen Alltagswahnsinn, der vielleicht jetzt nicht der interessanteste ist und es sicher wichtigere Aspekte in unserem Leben gibt, als die paar Probleme eines 18jährigen Mädchens vom Lande. Aber, ich weiß nicht. Ich versuche halt doch aufzuzeigen, wie schnell etwas nicht so Tolles geschehen kann, wie man mit nicht ganz alltäglichen Situationen umgehen kann und versuche vor allem zu erklären, wie es mir in diesen geht, ich versuche, meinen Blickwinkel einzubauen und zu argumentieren.
Da fällt mir gerade eine wirklich liebe Begegnung von Mittwoch wieder ein! Am Mittwoch war ich ja in Linz auf einer Art Musikfestival, und da habe ich mich einem Mädchen* vorgestellt, die mich mit den Worten "Ich kenn dich eh! Ich les ja deinen Blog" begrüßt hat. Na gut, ich muss zugeben, zuerst war mir das schrecklich unangenehm und ich habe mir gedacht, verdammt, sie kennt meine ganzen psychischen Eigenheiten, aber im nächsten Moment war ich einfach nur so überrascht glücklich. Die persönliche Revolution gibt es doch genau deswegen, damit sie Menschen lesen. Und es freut mich einfach so sehr, wenn ich merke, dass sich auch wirklich Leute finden, die es sich antun, mein Gefasel anzuschauen :-)
Auf alle Fälle, in meinen Lesezeichen habe ich einen Ordner mit lauter Blogs, diesen Ordner habe ich dann wieder in Unterkategorien - von "guten Themen", "DIY", "Fotografie" über "Reisen" zu "Alltag" und "Essen" - eingeteilt. Ich versuche wirklich, so viel wie möglich zu lesen.
Es ist einfach so informativ und das macht es für mich so wichtig.

Außerdem ist der Vorteil von Blogs gegenüber Zeitschriften der, dass wirklich jeder Mensch einen anfangen kann. Bei Magazinen ist es häufig nicht so einfach, die Möglichkeit, mitschreiben zu dürfen, zu haben und oft gibt es kein gutes Medium in der unmittelbaren Umgebung. Außerdem ist man dann an keinen roten Faden gebunden, man kann sich einen eigenen spinnen, diesen verändern, gelb einfärben und verstricken. Ich hab weiters auch die Erfahrung, wenn man das so sagen kann, gemacht, dass Blogs um Einiges persönlicher gestaltet und aufgemacht sind. Es wird doch wesentlich mehr vom eigenen Leben preisgegeben. Und noch dazu sind die gratis. Also, abgesehen von den Internetkosten natürlich. Aber ich kann ohne Probleme auf meinem lustigen Smartphone meinen Browser öffnen und so auf ein unendlich großes Angebot an Blogeinträgen zugreifen. Ich muss sie nur finden.

Nichtsdestotrotz hätte ich auch von ca. 10 verschiedenen Magazinen sehr gerne ein Abonnement. Gegen ein Musikexpress-, an.schläge-, GEO-, und Zeitabo hätte ich wirklich nichts einzuwenden. Momentan kommt allerdings von Zeit zu Zeit ein Missy-Magazin zu mir nach Hause, das freut mich immer unglaublich.
An und für sich würde ich ja auch gerne etwas in diese Richtung machen. Vielleicht, wenn ich neben meinem Studium auf der BOKU noch Zeit habe, könnte ich ja Publizistik zusätzlich machen. 

Okay, der Eintrag ist jetzt ein bisschen durcheinander geraten und ich bin mir nicht ganz sicher, ob rauskommt, was ich gerne ausdrücken möchte. Auf alle Fälle möchte ich die verbleibenden Zeilen noch dafür widmen, ein paar Links zu anderen Blogeinträgen zu teilen, die mir in letzter Zeit besonders aufgefallen sind und die ich als sehr wichtig empfinde.

Einer meiner absoluten Lieblingsblogs Oh Mary Lane erklärt in ihrem Eintrag BLOGGEN soll Spaß machen! - wer hätte das gedacht? - warum es nicht wichtig ist, die Freude am Veröffentlichen der eigenen Worte beizubehalten. Das find ich vor allem zu diesem Thema recht passend. Sie schreibt, um kurz ihre Inhalte zusammen zu fassen, über nachhaltiges Leben, zeigt ab und an ein Projekt, an dem sie gerade arbeitet plus Anleitung, und schreibt auch von Zeit zu Zeit über ihr Leben.

Ein für viele Menschen unangenehmes Thema, nämlich das allmonatliche Bluten, wird im Post jupp, Menstruation matters aufgenommen sowie persönlich kommentiert.

Der wunderbare Blog teariffic , von dem ich, glaub ich, schon einmal geschrieben habe, erzählt in Female to female – a long way to go über Identität und Selbstdefinition.

Falls jemand das vice-Magazin ein Begriff ist, dieses hat ein wundervolles Fotoprojekt über homosexuelle Pärchen im Vietnam vorgestellt. Die Bilder sind nicht nur unglaublich persönlich, sondern auch wunderbar mit perfektem Einsatz von Licht und Schatten und Farben aufgenommen. Wirklich sehr sehenswert :-)

Und jetzt wären wir wieder beim allgemeinen Thema meines Blogs, Anorexia: A Disease, Not A Diet von der Blogger*innen-Community fbomb schildert die weitverbreitete Einstellung, die viele Menschen Magersucht gegenüber haben.