Samstag, 20. Dezember 2014

Was mich momentan fertig macht

Ich sehe so viele Menschen jeden Tag.
So viele unterschiedliche, so viele interessante. Alle sind sie ganz anders.

Und mir wird immer mehr bewusst, wie sehr ich ihnen allen in gewisser Weise hinten nach bin.
Ich entdecke so Vieles von diesen Individuen. Da gibt es zum Beispiel das Mädchen, das mit mir studiert, aber erst 16 ist. Hat einfach zwei Klassen übersprungen. Super intelligent natürlich. Und super schön. Und super lieb. Am Rande halt auch noch.
Dann gibt es den Einen, der einfach unglaublich geschickt ist, jeden Sport wahnsinnig gut beherrscht, beim Eislaufen ohne Probleme rückwärts fährt und Pirouetten dreht.
Oh und sie nicht vergessen, verfasst Schriftstücke, die einfach nur wunderbar sind, wird veröffentlicht, hält Lesungen und nebenbei ist sie super kreativ, kann Kleider nähen, verkauft von ihr selbst gemalte Bilder, macht Linolschnitte und kleine Bücher, die ich ihr sofort abkaufen würde.
Und dann haben wir noch ein Mädchen, die sowieso so einiges beherrscht und dann auch noch perfekte Fotos schießt.
Die, die wunderschön tanzt. Ihn, der so gut Musik machen kann. Den, der einfach nur wahnsinnig viel weiß. Das Mädchen, das von allen gemocht wird, unheimlich kommunikativ ist, super sozial eben, immer unterwegs. Das Mädchen, das sich so gut auskennt in der Weltgeschichte, jeden Tag Zeitung liest, überall mitdiskutieren kann. Ihn, der so gut ist mit Computern. Sie, die fünf verschiedene Sprachen spricht.

Und dann gibt es mich.

Ja, was kann ich?

Abgesehen von schlechten Reimen bin ich gerade schrecklich planlos.
Früher war das irgendwie ein bisschen einfacher. Da gabs die Schule. Da war ich gut. Mittlerweile hat die Universität die Schule abgeklatscht und ich bange immer noch aufgrund eines noch immer nicht veröffentlichten Ergebnis der letzten Prüfung. Ich male mir schon Notfallpläne aus, weil ich das Studium wahrscheinlich sowieso nicht schaffen werde. Irgendwie doch zu dumm oder so.

Ja, und dann gibt es die tausend Dinge, die angefangen in der Ecke lehnen.

Nirgends bin ich ausgezeichnet. Ich kann alles ein bisschen, aber nichts so richtig. Und ich weiß einfach nicht, wie ich mit dem Wissen gerade umgehen soll. Das beschäftigt mich so sehr momentan. Und es tut mir gleichzeitig so, so leid. Ich meine, natürlich freue ich mich unglaublich, wenn ich Talente oder tolle Fähigkeiten an Leuten entdecke, ich finde es immer wieder schön, zu sehen, was andere so drauf haben - ist ja sehr fein für sie. Aber im nächsten Moment muss ich wieder Vergleiche aufstellen. Jedes Mal. Und die Bilanz ist leider immer schlecht.

Ich mach vielleicht einfach doch zu viel, kommt mir dann manchmal vor. Aber irgendwie auch nicht. Weil es dann immer diese Menschen gibt, die gleich noch drei Sachen mehr als ich machen und trotzdem in allem brillieren. Ich kann mich nicht mal gescheid ausdrücken. So viel Zeit wird verschwendet bei mir. In so viel Unnötiges so viel Energie gesteckt. Und dann zerbreche ich mir ewig den Kopf darüber, wie viel ich schon wieder in mich reingestopft habe. Die Zeit könnte so viel optimaler genutzt werden.

Und was mach ich?
Ich weiß es nicht.

Ich sollte viel mehr Schlagzeug spielen. Viel mehr auf meiner Harfe zupfen. Mehr lesen. Mehr schreiben. Ich sollte öfter Fotos schießen und viel mehr lernen. Ich sollte wesentlich mehr Sport machen. Und dann schaff ich nicht mal diese blöde 30 Day Ab Challenge, weil meine Haut so blöd ist und jetzt beschlossen hat, am ganzen Rücken aufzureißen. Und überhaupt. Ich sollte viel, viel mehr. Und weniger essen.
In der Theorie bin ich mir dessen doch eh so sehr bewusst. Aber das mit dem Umsetzen hapert noch so. Vielleicht muss ich mich mit weniger Menschen treffen und so mehr Zeit haben fürs Harfe üben. Vielleicht auch auf gewisse Gebiete spezialisieren und nicht alles machen wollen.

Ich will doch so viel aus diesem Leben raus holen. Ich will doch toll sein. Und natürlich hätte ich gerne Erfolg. Aber irgendwie, ich bin selbst nicht so ganz zufrieden mit dem ganzen. Und dann schaff ich es meistens einfach auch nicht, ein passendes Ende zu finden für meine Einträge. Gerade tue ich mir wirklich schwer, mit meiner Unfähigkeit zurecht zu kommen. Und dann sitze ich bei der nächsten Prüfung und könnte mich selbst schlagen. Und dann sitze ich im Zug neben einer Freundin, die mir Texte vorliest von ihr und pack es nicht, wie schön sie die nicht verfasst hat, und pack es weiters nicht, wie wenig Schönes ich schreiben kann. Und dann stehe ich neben zweien, die eine mit der Kamera, die andere vor einer Wand, die von einem Beamer mit immer wechselnden Bildern bestrahlt wird, und das Ergebnis ist ein Wahnsinn. Und dann denk ich dran, dass ich irgendwann mal gut war im Laufen. Und dann sind mir meine Knie dazwischen gekommen.

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