Montag, 31. März 2014

Untersuchungen

Es ist ganz komisch (wie oft ich wohl schon einen Blogpost mit diesen Worten begonnen habe?). Morgen muss ich mich einmal wieder von einer Ärztin untersuchen lassen. Und ich weiß auch gar nicht, warum, aber es macht mich unglaublich fertig.
Ich wiege mich ja eh jeden Tag ab und weiß daher, dass ich zugenommen habe. Das möchte ich dann nicht noch von einer Ärztin bestätigt bekommen. Und überhaupt. Irgendwie möchte ich auch gar nicht, dass jemand anderes eine Ahnung von meinem Gewicht hat. Keine Ahnung, weshalb das so ist, aber das ist ja sowieso ein Schwachpunkt von mir, das würde ich am Liebsten mit so wenigen Leuten, wie möglich, teilen. Und wenn ich es jemanden verraten würde, dann möchte ich doch entscheiden können, wem. Das ist allerdings Pflicht. Ich muss mich, wenn ich an diesem lustigen Institut bin, einmal im Quartal untersuchen lassen. Und jedes Mal bekomme ich schon eine Woche vorher ein ungutes Gefühl.

Früher wars ja schon fast noch schlimmer. Als ich noch besonders wenig gewogen habe, musste ich jede zweite Woche meiner Schulärztin einen Besuch abstatten. Sie hat mich dann immer auf die Waage gestellt und mein Gewicht dann weiter geleitet. Das war aber nicht ganz so komisch. Ich mag meine Schulärztin nämlich so, so gerne und irgendwie kommt es mir so vor, als ob ich ihr das anvertrauen könnte - auch, wenn das jetzt gerade ein wenig komisch klingt.
Auf jeden Fall war das auch noch relativ früh. Das Abwiegen meine ich. Ich musste nicht bis zum späteren Nachmittag warten, sondern konnte schon meistens ab der zweiten Stunde hin gehen. Da hatte ich dann noch nicht so viel gegessen oder getrunken. Ich meine, die ganze Nahrung, die ich dann um vier Uhr Nachmittags in mir trage, verfälscht doch mein Gewicht ungemein. Noch dazu verlangt diese Ärztin, zu der ich morgen geschickt werde, nicht einmal, dass man sich auszieht.

Das bedeutet, dass ich dann in voller Montur mit vollem Bauch gewogen werden.
Super.

Und ich glaube, dass mir das ein wenig zu schaffen macht. Dass ich dann als schwerer eingeschätzt werde, als ich eigentlich bin.
Vor einiger Zeit, eben, als meine Schulärztin das Wiegen noch übernommen hatte, habe ich vorher einfach nichts zu mir genommen und auch keinen Schluck Wasser getrunken. Mit genau diesen Gedanken spiele ich im Moment auch...
Und das will ich eigentlich nicht. Ich möchte doch einfach wieder ein ganz normales Essverhalten erlangen und mir nicht unnötig den Kopf zerbrechen müssen, ob und wann und wie viel ich jetzt esse. Vielleicht kann ich das anbringen und fragen, ob ich diese Untersuchungen nicht einfach nicht machen kann.
Ich habe ja jetzt eh (fast) kein Untergewicht mehr, das muss doch reichen.

An und für sich finde ich es ja wirklich toll, dass das Institut interdisziplinär geführt wird. Ohne die ärztliche Bestätigung, dass ich jetzt echt aufpassen muss, hätte ich einfach nicht geglaubt, dass es wirklich schon so schlimm um mich steht. Selbst, wenn die Psychologin mich mit Anorexia nervosa diagnostiziert hätte, hätte ich einfach angenommen, sie spinnt ein wenig.
Und überhaupt, es gibt doch so einiges, was ich gerne eine Ärztin fragen würde, zum Beispiel über meine Monatsblutung und über bleibende Schäden und prinzipiell gibt es so viel Biologisches und Medizinisches, was mich doch sehr interessieren würde. Aber da fehlen mir dann doch irgendwo die Formulierungen. Wie frage ich das am besten?

Ach, ich weiß einfach nicht. Warum macht mir das überhaupt so zu schaffen?


Übrigens, das würde ich auch noch gerne erwähnen:
Montags gehe ich immer in Zumba. Und die Zumbalehrerin hat wirklich eine unglaublich tolle Figur, sie ist überhaupt nicht abgemagert oder so, im Gegenteil. Und das macht es so schön, ihr beim Bewegen zuzusehen; sie hats nämlich wirklich drauf.
Genau, und ab und zu nimmt auch eine Frau teil, die wirklich sehr, sehr schlank ist. Also, dünner als ich momentan. Und manchmal sucht sich die Zumbalehrerin immer eine Teilnehmerin heraus, die dann mit ihr vorne den Tanz vorzeigen muss. Als dann eben diese Frau vorne gestanden ist und ich die beiden im direkten Vergleich gesehen habe, ist mir einfach bewusst geworden, dass ich tausend Mal lieber so aussehen würde, wie die Zumbalehrerin selbst. Nicht, dass die andere schirch oder sonst was war, aber ihre Figur hat mir einfach überhaupt nicht gefallen. Sie hat sich auch dementsprechend hölzern bewegt - wie soll man denn auch "runde" Bewegungen machen, wenn man selbst nirgends Rundungen hat?

Donnerstag, 27. März 2014

100 Tage

Irgendwie habe ich das Bedürfnis, mich für den letzten Eintrag zu entschuldigen. Eigentlich möchte ich diesen Freiraum nicht für so etwas verwenden, aber ich habe momentan ein irrsinniges Mitteilungsbedürfnis - ganz so, wie ein Mädchen aus meiner Klasse, die immer mal wieder gerne von ihrem Frühstücksmüsli erzählt. Und das einen ganzen Tag lang. Sie nimmt nämlich das Basismüsli von DM, das ist sogar bio, aber das ist ihr eigentlich egal, sie isst es nur, weils ja so gut schmeckt. Und dann schneidet sie sich immer Äpfel rein und tut Joghurt dazu, und das Basismüsli ist von DM und das kauft sie immer beim DM und ist bio und dann gibt sie noch einen aufgeschnittenen Apfel hinein. Genau, und da schneidet sie sich immer einen Apfel auf.

Ganz in Kontrast zum gestrigen Post möchte ich heute mein neues "Projekt", wie auch immer man das halt nennen möchte, vorstellen:

Uh, ich komm mir so richtig vor, wie einer dieser coolen DIY-Blogs :)


 Ich habe von einer ganz Lieben (danke übrigens nochmal ♥) ein wunderschönes Büchlein mit schillernden Schmetterlingen zum Geburtstag bekommen. Und sie hat mir rein geschrieben, dass ich es für schöne Momente, Gedanken und so weiter verwenden soll. Da ist mir eben das eingefallen, ich glaube, ich habe so etwas Ähnliches einmal auf einem anderen Blog gelesen.
100 Frohe Tage steht in großen Lettern auf der ersten freien Seite. Und das möchte ich gerne umsetzen. Ich weiß, dass ich es sicher nicht schaffen werde, dass es mir hundert Tage durch super gehen wird, aber zumindest irgendeine positive Kleinigkeit lässt sich doch immer und überall finden, nicht? Das ist auch gleichzeitig eine Motivation, an jedem Tag eine schöne Sache zu entdecken.

Bis jetzt sind zwei Eintragungen drinnen. Von Dienstag und sogar von gestern. Weil, obwohl ich eher ein Tief hatte, gab es auch feine Momente, wie eben, dass ich es geschafft habe, sehr schnell laufen zu gehen. Und genau das möchte ich festhalten. Ich möchte mir das ansehen können und feststellen, dass doch immer und überall etwas Positives abzugewinnen ist - weil das ist ja schließlich der Fall, sei es ein nettes Gespräch, eine Umarmung, ein Sonnenstrahl, eine Begegnung, eine gute Note oder auch ein schöner Spaziergang; es kann ja nicht sein, dass der gesamte Tag furchtbar war.

Außerdem ist das eine gute Möglichkeit, den ganzen Tag Revue passieren zu lassen und zu reflektieren. Warum ist es mir eigentlich so schlecht gegangen? Was kann ich anders machen und was hat mir gut getan? Auch, wenn das jetzt ziemlich altklug rüber kommt, finde ich die Idee, auch wenn ich sie ja von irgendwo gestohlen habe, haha, wirklich schön. Man kommt so ins Nachdenken. Und vor allem ist mir aufgefallen, dass es meistens passiert, dass ich immer nur die schlechten Seiten an allem in Erinnerung behalte. Mein Tagebuch kann ein Lied davon singen. Denn, wenn es mir gut geht, dann schreibe ich das meistens nicht explizit auf, dann geht es mir ja gut und ich brauche es mir nicht von der sprichwörtlichen Seele schreiben. Und so, so kommt es mir zumindest vor, vergisst man so viel, was eigentlich so wunderbar war, und auch, wenn es nur eine Kleinigkeit ist. Dass ich von einem lieben Menschen ein Lächeln bekommen habe, was mich in diesem Moment wahnsinnig freuen könnte, ist bald wieder vergessen und von negativen Gedanken überschattet. Und ich möchte mich doch auf die guten Dinge konzentrieren - auch, wenn sich das gerade ein wenig schwierig gestalten mag.

Vielleicht hilft dieses Büchlein mir dabei. Mal schaun, ob ich es wirklich durchziehen werde und wirklich ganze hundert Tage lang einen feinen Moment des Tages aufschreiben werde. Möglicherweise poste ich ab und an ein Bild von den dann schon vollgeschriebenen Seiten. Uvidíme, wie die Tschechinnen sagen würden, wir werden sehen.


Mittwoch, 26. März 2014

unter der Dusche weinen

Heute war kein guter Tag. Nein, wirklich nicht. Also mach dich auf einen Post gefasst, der nur so von Selbstmitleid und Verzweiflung trieft.

Der Tag hat schon einmal nicht gut angefangen. Ich wiege mich ja jeden Tag ab und ich versuche mich immer darauf gefasst zu machen, dass ich wahnsinnig zugenommen habe und dass auch ein Gewicht jenseits der fünfzig nicht schlimm ist. Aber heute hat das Selbstüberreden nicht funktioniert und ich war einfach nur fertig, als ich die Zahl an unserer Waage gesehen habe. Und ich weiß einfach nicht, wie ich das stoppen kann. Wieso höre ich nicht langsam einmal auf, zuzunehmen? Ich kann doch nicht ewig weiter mein Gewicht erhöhen, oder?
Und irgendwo finde ich das so unfair. Ich esse ja wirklich nichts Süßes mehr, lasse die Finger von Zucker so weit es nur möglich ist, vermeide Weißmehl sowie Fettiges. Ich mache ja auch Sport - gut, mein Sportpensum werde ich jetzt versuchen auszubauen. Und trotzdem gelingt es mir nicht, ein Gewicht beizubehalten.
Esse ich wirklich so viel zu viel? Wie machen das denn die anderen, die sich einfach so zwischendurch eine Pizza teilen oder Schokolade oder Kuchen essen? Nicht einmal zu meinem Geburtstag hab ich auch nur ein Stück von so etwas angerührt. Wie funktioniert das dann also, dass so viele einfach, wenn sie die Lust danach verspüren, Süßigkeiten und Junkfood in sich rein stopfen? Hab ich denn so einen schlechten Stoffwechsel? Ich hab nämlich das Gefühl, dass ich allein beim Anblick von Solchem schon zunehme...

Und ich möchte doch auch so gerne einmal wieder so etwas essen können. Einfach ein Stück Torte mit Creme und Füllung und ... das wäre doch so schön. Oder Schokolade. Wie lange hab ich jetzt schon keine normale Schokolade angerührt? Und langsam geht mir der Sport auch schon auf die Nerven. Ich will doch einfach nur essen können, was ich möchte, ohne dauernd trainieren zu müssen. Aber anscheinend funktioniert das bei mir einfach nicht, mein Körper vertragt das wohl nicht.


Ich habe einen vollgestopften Kasten. Und kein Kleidungsstück darin schaut auch nur irgendwie gut aus an mir. Das ist so schrecklich - so gerne würde ich mich schön anziehen, aber alles ist so unvorteilhaft. Mir gehen langsam die Ideen aus; es passt ja sowieso nichts. Ich brauch mich nur von der Seite anschauen und könnte einen Heulkrampf bekommen. Warum kann mein verdammter Bauch nicht einfach dünn sein? Warum können meine Oberschenkel nicht einfach schön ausschauen in irgendeiner Hose? Und was ist das eigentlich für ein Zustand mit meinen Haaren momentan? Warum können die nicht wenigstens halbwegs in Ordnung ausschauen? Jetzt sind sie auch noch so kurz, dass ich nicht wirklich einen Knödel machen kann und ein Zopf schaut einfach nur lächerlich aus...

Nachdem ich mich dann einige Male umgezogen habe in der Früh, ist sich dann auch kein Frühstück ausgegangen und ich hab noch schnell eine Jause richten müssen. Das macht mich so fertig, wenn ich lange Schule habe. Wie viel nehme ich mir denn da mit? Was ist zu viel? Wirklich, das ist schrecklich für mich. Zu Hause geht das sogar schon einigermaßen gut, aber das mit dem Mitnehmen ist immer noch sehr schwierig für mich.

Gut, und dann musste ich in die Schule fahren. Und das ist das Schlimmste. Jeden Tag muss ich wo hin, wo mich eh niemand so wirklich leiden kann beziehungsweise wo sich sowieso niemand wirklich für mich interessiert. Ich sitze in den meisten Pausen blöd da und hoffe darauf, die Klingel zu hören, damit die nächste Unterrichtsstunde beginnt und ich nicht mehr allein sein muss. Ich schaff' es auch nicht wirklich, mit jemandem zu kommunizieren. Es ist wohl einfach so schwer, mit mir zu reden.
Und dort fühle ich mich sowas von unwohl. Nicht nur äußerlich, sondern einfach unakzeptiert und es tut mir wirklich weh, immer so da zu sitzen und zu merken, wie alle anderen wunderbare Freundschaften ausleben und miteinander Nachrichten schreiben, sich gemeinsam am Nachmittag zum Laufen verabreden oder beieinander übernachten während ich die ganze Zeit meinen immer gleich bleibenden facebook-feed betrachte.
Was kann ich denn nur tun? Ich meine, es war ja wirklich unglaublich lieb, dass einige zu meinem Geburtstag gekommen sind, aber jetzt habe ich schon wieder das Gefühl, es ist eh allen egal, was los ist. Es hat mich auch sehr gefreut, dass eben ein paar dort waren, aber wieso ist es dann so schwer, mir eine wirkliche Antwort zu geben oder vielleicht auch einmal daran zu denken, mich ansprechen zu können? 

Und es freut mich einfach nicht mehr, gut drauf zu sein. Es hat ja sowieso keinen Sinn. Niemand ist sonst gut drauf und meine gute Laune prallt irgendwie immer ab wie ein Stein.
Ich werde die paar Wochen noch hinter mich bringen und ich hoffe so sehr, dass ich in der Hauptstadt Anschluss finden kann. Das wäre so schön.

Montag, 24. März 2014

riots not diets!

Diesen wunderbaren Spruch habe ich zu allererst in diesem Eintrag auf dem Blog Tea-riffic gelesen. Dieser Blog hat übrigens nicht nur einen unglaublich tollen Namen und einen extrem originellen Untertitel - da kann "mein Versuch, den Alltag zu überstehen" wirklich nicht mithalten, haha - mit "Tassen gehören auf den Tisch, nicht in den Schrank.", sondern behandelt auch wirklich wertvolle, spannende aber auch lustige Themen. Ein kurzer Blick auf ihn würde auf alle Fälle nicht schaden :)
 
 Ich musste mir diesen Spruch einfach an die Wand hängen - Empowerment pur!

Als ich den Post gelesen habe, wurde mir einmal wieder klar, wie wahnsinnig unfeministisch dieser Magerwahn nicht ist. Dieser Umstand war mir eigentlich und an und für sich auch schon früher bewusst; ich konnte oder wollte ihn nur nicht auf mich selbst auslegen, wie so viele Dinge. Aber eigentlich liegt es doch auf der Hand, dass das Bedürfnis, möglichst dünn zu sein, um in ein Schönheitsideal gepresst werden zu können, nicht im Entferntesten etwas damit zu tun hat, selbstbestimmt, reflektiert und unabhängig zu leben. Man verstellt sich und den eigenen Weg damit, bloß so sein zu wollen, wie es andere Menschen gerne hätten. 
 
Und eigentlich, ja, eigentlich hat das alles überhaupt keinen Sinn.

Wer entscheidet überhaupt, dass genau dünn das Schönheitsideal schlecht hin ist? Wieso wird eine etwas korpulentere Frau* als nicht schön oder unansehlich angesehen - sie* hat doch genauso ihre* Vorzüge, wie jede* andere auch.
Das versuche ich mir momentan klar zu machen. Also, ich weiß es ja prinzipiell und ich finde Frauen*, die nicht nur aus Haut und Knochen bestehen, wunderschön, nur mich selbst finde ich furchtbar so. Aber ich will gar nicht so sein. Ich will doch so leben, wie ich an und für sich denke und ich will selbst bestimmen können, ob ich jetzt Konfektionsgröße 34 oder 38 habe und mich trotzdem schön finden dürfen. Apropos, wieso darf man sich heutzutage eigentlich nicht mehr als hübsch empfinden? Wieso ist das was schlechtes? Wieso muss man sich selbst immer nieder machen und sich am besten verstecken? Wieso können wir nicht einfach stolz darauf sein, einen weiblichen Körper zu haben, wieso ist es nicht schön, wenn man sieht, dass wir nicht verhungern müssen? Das sind alles Fragen, die eigentlich keine sein sollten; sie sollten selbstverständlich sein und ohne irgendwelche Überlegungen in die Tat umsetzbar. 
 
Aber trotzdem haben schon fast alle Mädchen*, die noch nicht einmal in das sogenannte Teenager-Alter gekommen sind, schon eine Diät hinter sich. Natürlich gibt es dieses Phänomen auch bei den männlichen* Gegenspielern, dort allerdings prozentuell noch sehr gering und es handelt sich vor allem, wenn es um Essstörungen geht, um eine Art Sportzwang oder -sucht - viele Männer* fühlen sich gezwungen, besonders stark zu sein und auszusehen. Das hat doch auch wieder etwas mit Rollenbildern zu tun, oder etwa nicht? 
Der Mann muss stark sein. Die Frau am besten zerbrechlich. Und was ist mit all denen, die irgendwo dazwischen sind? 
Unsere gesamte Gesellschaft ist dermaßen auf diese Clicheé-Bildung ausgelegt, dass ein vorurteilsfreies Denken schon fast nicht mehr möglich ist. Alles ist in irgendeiner Hinsicht mit diesen behaftet und man findet sich schneller als geglaubt beim Versuch, sich selbst in eben diese Rollen hineinzuwinden. Das ist auch - oberflächlich gesehen - einfacher. Wieso die eigene Persönlichkeit ausleben und nicht einfach so sein, wie all die anderen? 

Aber um noch einmal auf die Parole riots not diets! zurückzukommen, finde ich sie auch wahnsinnig...berührend, weil sie aussagt, dass die eigentlich so kostbare Zeit nicht mit Entsagungen und Diäten vergeudet werden soll, anstatt aber Aufstände, Aufruhr und Krawall initiiert werden könnten. Und das finde ich so besonders, denn allein die Gedanken, die ich mir hätte machen, und die Meinungen, die ich mir hätte bilden können, während ich stur Kalorienanzahl auswendig gelernt habe und versucht habe, das gesündeste Nahrungsmittel herauszufinden, hätten mich prägen können, mir einen Weg zeigen oder einfach helfen können, mit meiner Umwelt umzugehen und mir Denkanstöße bringen können, dieselbe zu verbessern. Alles vergeudete Zeit. Und das ist so schade. Denke ich bloß daran, wie viele Empörungen und Meutereien ich anzetteln hätte können, kommen mir beinahe die Tränen. Das war wirklich verschenkte Zeit. 
Und daweil würde ich mich so gerne engagieren - vielleicht noch nicht hier, aber sehr bald, sobald ich eben in der Hauptstadt angelangt bin.

Wieso lassen wir zu, dass eine so unfeministische Haltung das Denken von so vielen von uns beeinflusst? Wie kann das bitte sein, dass wir so sehr an unseren Rollen festhalten, dass wir übersehen, dass es bald nicht mehr nur ums Aussehen sondern auch ums Überleben geht? Und vor allem, wann hören wir wieder auf damit? Wann ist der Druck, genauso zu sein, wie die anderen, aufgelöst? Wann kann ich aus all diesen Rollenbildern ausbrechen und anstatt von unzähligen und ungesunden Abmagerungskuren, Anstöße für Aufruhr machen? 
Ich glaube, wenn ich wirklich darauf warten würde, würde mir das alles viel zu lange dauern. Ich beschließe das jetzt einfach. 


Samstag, 22. März 2014

ein blauer und ein roter Rock und Obstsalat

Nach dem ziemlich demotivierten Eintrag von Donnerstag, einem Tag vor meinem Geburtstag, würde ich nun gerne eine Art Zusammenfassung desselben schreiben...

Gestern bin ich achtzehn geworden. Ganz ehrlich, ich glaubs nicht wirklich. Ich kann es einfach nicht so ganz begreifen, dass ich nicht mehr erst fünfzehn, vielleicht sechzehn bin. Das ist wirklich schrecklich komisch und irgendwo auch absurd für mich. Ich fühle mich einerseits noch so unreif, andererseits so, naja, nennen wir es altklug. Auf jeden Fall nicht so, wie ich mir vorstelle, wie man sich mit genau diesem Alter fühlen sollte.

Mein Geburtstag war aber eigentlich sehr schön.

Ich bin wie gewohnt früh aufgestanden und habe mir gedacht, da ich sicher untertags nicht dazu kommen werde, dass es sicher nett wäre, noch vor dem Unterricht eine kleine Runde gelaufen zu sein. Das war also das zweite Mal, dass ich noch bevor ich die Schule betretet habe, meine Laufschuhe angehabt hatte. Das war wirklich ziemlich fein, weil gerade die Sonne am Aufgehen war und sie mir groß und orange in den Nacken geschienen hat. Außerdem war alles so ruhig und irgendwie frisch - auch wenn sich diese Beschreibung ein wenig komisch anhört, so hat es sich in etwa angefühlt. Die Schornsteine der Fabrik haben gequalmt und ein Junge aus meinem Dorf ist mir auf dem Moped mit rauchendem Auspuff mit hoher Lautstärke entgegen gekommen.
Dann gab es Sektfrühstück. Das hab ich mir gewunschen und es war wirklich unglaublich komisch.

Und dann wollte ich mich anziehen.

Ich hatte irgendwie das Verlangen, besonders schön zu sein. Also für meine Verhältnisse. Ich hätte mich ungeheuer gerne rausgeputzt. Eigentlich wollte ich einen blauen Rock anziehen, der an und für sich recht vorteilhaft ist, dachte ich zumindest. Aber das ging einfach nicht. Ich weiß auch nicht, aber ich glaube, ich habe zwanzig Minuten nur damit verbracht, mir (hysterisch) neues Gewand zu suchen und kurz vorm Verzweifeln dann doch irgendetwas eher Langweiliges angezogen; das trug wenigstens nicht so sehr auf. Und das macht mich momentan wirklich fertig. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich anziehen soll. Ich finde, dass alles schrecklich aussieht und wenn ich jemanden frage, bekomme ich natürlicherweise nur eine nicht sonderlich konstruktive Antwort. Also von engen Oberteilen lasse ich auf alle Fälle schon einmal die Finger und das beste wäre außerdem, wenn ich nur noch weite(re) Hosen tragen würde, oder eben Röcke.

Und dann gings in die Schule. Dazu möchte ich am Liebsten nicht allzu viele Worte verlieren. Meine Schule und ich werden uns in diesem Leben schätzungsweise nicht mehr anfreunden. Ich glaube, ich habe es schon einmal geschrieben, aber es ist wirklich schwer, die gute, motivierte Stimmung beizubehalten, wenn alle um mich herum schlecht drauf sind. Außerdem fühl ich mich irgendwie immer mehr fehl am Platz dort. Aber es war schon ganz okay am Freitag - ich wurde relativ häufig umarmt, was mich wirklich sehr gefreut hat, und die Stunden sind verhältnismäßig schnell vergangen, internetfähiges Mobiltelefon sei dank.

Zum Geburtstag hatte ich mir dieses Jahr gewunschen, keinen Kuchen gebacken zu bekommen. Stattdessen wollte ich einen Obstsalat und Mohnnudeln und davor noch einen gemischten Salat. Und ich habe es wirklich geschafft, mich mit Salat so zu überessen, dass ich ewig nicht aufrecht habe gehen können, obwohl sogar ich jetzt nicht das Gefühl gehabt habe, so unglaublich viel gegessen zu haben. Aber mein Bauch war aufgebläht, puh, als wäre ich schwanger.

Heuer wollte ich auch feiern. An und für sich war eine Art "Vorglüh-Party" vorgesehen, in die ich mich, um ganz ehrlich zu sein, ein wenig habe rein reden lassen, denn ich hätte gerne ganz offiziell eine Home-Party gemacht. Aber egal. Ich bin dann auch nicht in die Disco gefahren, die meisten haben es mir gleich getan und die, die doch in die "evebar" weiter sind, sind ziemlich lange geblieben.
Das alles wurde bei meiner Schwester und ihrem Freund daheim veranstaltet. Meine liebe Schwester hat sich auch um die Musik gekümmert und eine wundervolle Playlist zusammengestellt. Während wir noch ein wenig aufgeräumt haben, wurde plötzlich von Cat Stevens Wild World abgespielt und wir beide haben nur noch geheult. Das Lied passt einfach so gut zu uns. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie...ja, irgendwie fühlen wir uns ein wenig angesprochen davon. Meine Schwester ist einfach einige Jahre älter als ich und jetzt habe ich es ebenfalls geschafft, volljährig zu sein und ziehe bald aus und muss meine eigenen Erfahrungen machen. Ach...
Überhaupt, das war auch ein Grund, warum ich nicht mehr in die Disco gehen wollte, weil wir durchgehend so schöne Musik gehört haben und ich die Songauswahl dort kenne und das einfach so ein schrecklich unaushaltbarer Kontrast gewesen wäre.
Wie dem auch sei, meine Schwester muss aber wirklich gute Nerven gehabt haben gestern. Ich habe nämlich die ganze Zeit herumgeflippt und hatte unglaubliche Bedenken, dass niemand kommen und es irrsinnig langweilig werden würde.
Oh, genau! Sie hat es auch geschafft, auszuhalten, dass mich das Essen so sehr überfordert hatte. Das war mir nämlich auch ein wenig zu viel. Vor allem, weil meine Mutter immer das Bedürfnis verspürt, dreimal zu viel einzukaufen und zu kochen, so hatten wir ein wirklich großes Sackerl Chips und Hirsepops und Nüsse, zusätzlich zu einem fetten Topf veganem Chili und Cakepops, die allerdings von der Schwester gemacht worden sind. Es ist vom allem noch reichlich da, allerdings ist der Obstsalat gut weggegangen.
Eingekleidet war ich gestern dann ganz von ihr. Das war leider ein wenig ungut, weil mein Bauch eben so schrecklich war.

Und dann sind immer mehr Leute gekommen. Das war wirklich schön. Es war auch ein wirklich feiner Abend, ich habe viel mit allen getratscht und gelacht und es ist mir gut gegangen.

Ja, und jetzt, jetzt sitze ich hier, eigentlich ist es sogar schon Sonntag - am Samstag hab ich so wenig gemacht, das ist ein Wahnsinn gewesen! - und ich bin einfach schon zwei Tage lang volljährig. Ich versuche, wieder ein normales Verhältnis zum Essen zu bekommen, mein schlechtes Gewissen aufgrund des Weißbrotes, von dem ich heute zum Frühstück ein Stück gegessen habe, zu unterdrücken und es zu schaffen, einen dünnen Bauch zu bekommen. Ich bewundere momentan so ziemlich alle Leute - wie geht das, dass man sich nicht dauernd Gedanken darüber macht, was man isst? Wie geht das, dass man einfach so drei Cakepops auf einmal essen kann? Wie geht das, dass man sich nicht dauernd überisst? Wie geht das, dass man keine Angst vor der nächsten Mahlzeit hat? Und wie geht das, dass man dem ganzen nicht so eine Wichtigkeit zuspricht, einfach das isst, auf was man gerade Lust hat und die Figur als untergeordnet ansieht? Bitte, wie geht das?

Donnerstag, 20. März 2014

erwachsen sein

Was bedeutet das eigentlich, erwachsen zu sein? Volljährig. Warum ist man mit achtzehn Jahren denn schon volljährig? Wäre eine runde, durch fünf teilbare Zahl nicht viel sinnvoller? Eine wie zwanzig? Oder vielleicht sogar dreißig. Warum muss es denn unbedingt achtzehn sein?

Heute ist der aller, allerletzte Tag, an dem ich noch als Jugendliche, als Kind gelte. Ab morgen bin ich dann erwachsen. Von einem auf den anderen Tag. Dann kann ich mich als Bundespräsidentin aufstellen lassen, die volle Strafe abkassieren und kann meine Meldezettel selbst unterschreiben, ohne Erziehungsberechtigte. Ich bin dann einfach erwachsen. So. Ohne auch nur irgendetwas dafür getan zu haben. Es ist dann halt so. Und ich muss alles machen, was man von Erwachsenen so erwartet.

Und das macht mich fertig. Irgendwie.

Es kann doch nicht sein, dass ich jetzt schon, wo ich mich doch noch eher wie sechzehn fühle, einfach volljährig bin. Es kann doch gar nicht stimmen, dass ich in nur wenigen Wochen meine schriftliche Reifeprüfung abgelegt habe. Es kann doch bitte nicht sein, dass ich bald alleine lebe, ohne meiner Mutter, die für mich kocht und die auf mich schaut und Acht gibt.

Dann muss ich mich selbst versorgen. Ich muss selbst darauf schauen, dass ich genügend zu essen zu Hause habe und ich muss mit dem Gröbsten selbst fertig werden. Ich kann mich nicht mehr bei meinen Eltern daheim verstecken und warten, bis der Tag vorbei ist. Ich muss dann auf die Universität gehen, einen Abschluss machen, arbeiten, Geld verdienen, einen Haushalt schmeißen, kochen, putzen, lernen, leben. Und das alles selbstständig. Ohne Anweisungen, ohne Rezept. Dann muss ich mein Geschirr wahrscheinlich mit der Hand abspühlen und lernen, wie es ist, in einer Wohngemeinschaft zu leben. Ich muss dann wohl daran denken, dass ich mir nicht mehr nur biologisch Produziertes und Nachhaltiges leisten kann und wirtschaftlich mit meinem Geld umgehen. Ich muss dann erwachsen sein.

Irgendwie habe ich dennoch das Gefühl, ich sei erst so um die fünfzehn. Siebzehn war schon so surreal für mich. Ich und siebzehn?
Gibts da nicht so etwas wie freud'sche Versprecher? Mir ist das dauernd passiert. Es ist sehr häufig vorgekommen, dass ich mit "Sechzehn" geantwortet habe, als ich nach meinem Alter gefragt worden bin.
Und jetzt soll es schon so weit sein, dass ich beinhart und unwiderruflich erneut ein Jahr älter, und somit 18 werde?

Wie soll ich das machen? Wie kann ich denn auf mich selbst schauen? Wie kann ich Sachen essen, die schlecht produziert worden sind, wenn ich doch jetzt schon ein flaues Gefühl im Magen bekomme, wenn ich auch nur in einem Spar, einem Billa, einem Hofer oder sonst wo einkaufen gehe? Ich möchte diese schrecklichen Konzerne doch nicht unterstützen und werde mich wohl oder übel trotzdem damit anfreunden müssen. Okay, vielleicht kann ich vermehrt auf Bauernmärkte schauen und mein Brot bei der besten Bäckerei in Wien, eine Türkische, in der Nähe vom Yppenplatz, besorgen, obwohl das mit Weißmehl gemacht wird. Hoffentlich finde ich irgendwelche Substituenten für die großen Supermärkte, die auch für Studentinnen leistbar sind.

Ich muss dann immer selbst kochen. Das braucht so viel Zeit und so viel Mühe und trotzdem muss es gemacht werden. Ich kann einfach nicht nichts essen, das ist keine Option mehr. Und trotzdem stresst mich das so sehr. Mich stresst ja mein eigener Geburtstag schon ungemein. Ich habe das Gefühl, dass meine Mutter angefressen - oder eher traurig - ist auf mich, dass ich mir ausdrücklich keinen Kuchen gewunschen habe und stattdessen Obstsalat wollte. Und sie macht so viel für meine "Party" morgen, die eigentlich ein Vorglühen hätte sein sollen, ich aber überhaupt keine Lust auf die schreckliche Disco habe und eigentlich am Liebsten daheim bleiben würde.

Und sowieso. Mich macht das gerade schrecklich fertig.

Ich werde morgen erwachsen sein.

Momentan freue ich mich keineswegs darauf.

Dienstag, 18. März 2014

meine Unfähigkeit oder: wie mir meine Geldbörse abhanden gekommen ist

Ich weiß nicht, manchmal habe ich so das Gefühl, dass es einfach nicht sein kann, dass es mir nur gut geht. Es muss einfach irgendetwas passieren, das die halbwegs-Idylle zerstört. Es muss zu regnen anfangen. Es müssen sich Auseinandersetzungen mit Freundinnen herauskristallisieren. Es muss eine dreistündige Physikschularbeit angesetzt werden. Oder ich muss mich selbst wieder einmal daran erinnern, wie unglaublich dumm ich nicht immer bin.

Heute war kein guter Tag. Nein, wirklich nicht.

Angefangen hat er eigentlich gar nicht einmal so schlecht. Ich bin sogar früher als sonst aufgestanden und hatte unendlich viel Zeit und hätte eigentlich wirklich viel machen können, aber lili ist ja faul. Aber ich war trotzdem gut gelaunt. Und dann war mein erster Fehler, den Fuß in meine Schule zu setzen. Ich frage mich manchmal wirklich, wie ich den Alltag irgendwie überstehen soll, wenn ich doch den meisten Teil desselben dort verbringen muss. Von einer inkompetenten Lehrkraft auf der einen Seite über engstirnige, unsensible Mitschüler, schlecht gelaunte Sitznachbarinnen (nicht böse gemeint!) und eigentlich-Freundinnen, die eigentlich kein Wort mit mir reden ist alles vertreten. Das zerstört mir meine Motivation beziehungsweise gute Laune schon meistens. Ich versuche allerdings wirklich, dass ich es irgendwie schaffe, da drüber zu stehen und mich bloß auf meine Zeit in Wien - in einer anderen Umgebung, mit anderen Leuten - freue. Ich überbrücke jeden Tag mit Gedanken an meine Zukunft.

Jetzt wieder zurück zur Schule: Heute hatte ich meine letzte (wuhu) Physikschularbeit für... naja, für immer eigentlich. Ich werde zwar auf der Uni ebenfalls Vorlesungen und Tests in dieser Wissenschaft absolvieren müssen, diese werden dann allerdings nicht im Rahmen unseres eher schrecklichen Schulsystems gehalten und von hoffentlich fähigeren Professor*innen.
Für diese Schularbeit hatte ich echt gelernt. Ich muss auch zugeben, dass mich die Thematik schon recht fasziniert, aber es war trotzdem furchtbar mühsam, sich alles selbst irgendwie zusammen zu reimen; von dem Unterricht konnte ich leider nicht sonderlich viel mitnehmen. Und dann sitze ich mit einem eigentlich sicheren Gefühl im Physik-Saal, bekomme den Angabezettel ausgeteilt, schreibe das erste Beispiel und stocke - bitte, was soll der Blödsinn? Da habe ich mir auch nur gedacht, für was ich mir überhaupt irgendwas angeschaut habe...
Und dann sind die Schultage wirklich alles andere als sinnvoll momentan. In den meisten Fächern wird sowieso nichts Produktives mehr angestellt und ich sitze die meiste Zeit mit meinem Handy da und schaue nach, ob es auf facebook oder neuerdings auch twitter etwas Neues gibt. Das finde ich auch irgendwie schrecklich, weil ich eigentlich nicht die ganze Zeit auf meinem Smartphone herumdrücken möchte und mich wirklich gerne mit Sinnvollem beschäftigen würde. Oft habe ich einfach nur das Gefühl, meine Zeit zu verschwenden. Ich bin doch in der Schule, um zu lernen, nicht um virtuelle Zeitung zu lesen.

Heute ist ja Dienstag. Dienstag ist immer Wientag bei mir, da fahre ich gleich nach der Schule zum nächsten Bahnhof und von dort weiter in die Hauptstadt zu meiner Therapie-Gruppe. Tja. Und ich unglaublich unfähiger Mensch wollte heute im Anschluss an die Sitzung gerne einen Sport-BH einkaufen gehen. Ich hab mir sogar extra rausgesucht, wo es fair und umwelttechnisch nachhaltig Produzierte gibt, mir eine Karte rausgesucht und mich schon irrsinnig darauf gefreut. Natürlich hatte ich auch dementsprechend viel Geld mit. Wirklich viel Geld. So viel Geld habe ich normalerweise überhaupt nicht (gerne) bei mir; ich habe nämlich immer Angst, es könne mir gestohlen werden. Am liebsten hab ich überhaupt Keines einstecken. Und ich passe mir auf meine Brieftasche auch recht gut auf, nehme sie immer mit, wenn ich irgendein Zimmer verlasse und lasse sie prinzipiell nur sehr ungern aus den Augen.
Wie dem auch sei, war ich heute bestückt mit unzähligen Euros im Zug eingeschlafen. Ich schlafe wirklich oft im Zug und meine Hemmschwelle ist dementsprechend immer weiter geschrumpft, sodass ich eigentlich keine Bedenken mehr habe beziehungsweise hatte, dass irgendetwas abhanden kommen könnte. Jetzt frage ich mich gerade, wie unheimlich dumm man nur sein kann. Was ist passiert? Als ich aufgewacht bin und auf die Toilette gehen wollte, hätte ich gerne ironischerweise mein Handy samt Geldtasche mitgenommen, damit es mir nicht gestohlen wird. Nur was mein Portemonnaie nicht da. Ich habe alles, wirklich alles, durch sucht, bin herum gesprungen, habe beinahe hysterisch meinen Vater angerufen und so laut geheult, dass das ganze Abteil wohl etwas von meiner verloren gegangenen Geldbörse mitbekommen hat.
Es war einfach so viel Geld da drinnen... Und all meine Ausweise, samt Führerschein, VOR-Ticket, Fitnesscenter-Karte und am eigentlich wichtigsten für mich ganz liebe Fotos. Ich pack es jetzt noch nicht, dass mir so etwas passieren konnte.

Wieso kann ich nicht besser aufpassen auf meine Sachen? Solche Dinge stoßen irgendwie immer nur mir zu, habe ich langsam das Gefühl.

Danke, Karma.
Aber bitte sag mir doch wenigstens, was ich schon wieder falsch oder schlecht gemacht habe?

Ja, und anstatt einen tollen Sport-BH zu kaufen, durfte ich mir eine Polizeidienststelle suchen und dort eineinhalb Stunden mit einem uniformierten Beamten reden, der mich irrsinnig an Klaus Kinsky als Woyceck erinnerte.
Danach war ich, was wirklich sehr nett war, noch mit meiner Mutter, die ebenfalls einen schrecklichen Tag in Wien hinter sich hatte, und ihrer Arbeitskollegin und gleichzeitig besten Freundin, in einem meiner Lieblingsrestaurants essen. Ja, und das war irgendwie das Schlimmste heute. Die Krönung sozusagen. Ich habe einfach nur so unglaublich viel gegessen, das war wirklich nicht mehr normal. Richtig schlecht war mir dann - körperlich sowie psychisch. Fast gänzlich ohne Sport, Radfahren konnte ich heute ja nicht, weil ich keine Bankomatkarte mehr hatte, so viel zu essen ist schon nicht schlecht. Und dann waren es noch dazu so ungesunde Sachen - ich fühle mich momentan so schlecht deswegen, dass ich weinen könnte. Ach, was schreib ich da, dass ich weinen muss. Wieso muss ich immer so viel in mich reinstopfen? Das halt ich gerade überhaupt nicht aus...
Ich kann es halt einfach nicht leiden, wenn Essen übrig gelassen und im Endeffekt weggeschmissen wird. Das halt ich gar nicht aus. Dafür muss dann halt mein ohnehin schon rausstehender Bauch leiden...

Ich hoffe einfach, dass irgendetwas halbwegs Gutes mit meinem Geld geschieht. Vielleicht wird ja Essen darum gekauft, das man sich sonst nicht hätte leisten können. Ja, Das wäre schön.
Gerade muss ich auch so viel daran denken, wie es einem Menschen gehen muss, damit er*sie anfängt, fremde Mädchen zu bestehlen. Das muss auch nicht gerade schön sein. In welcher Lage muss man sich befinden, dass man nach den Dingen anderer Leute greift und sich diese einfach so mitnimmt? Es muss wirklich schrecklich sein, und in gewisser Weise tut mir die Person, die jetzt im Besitz meines Geldbörserl ist, wirklich leid - was muss da bitte vorgefallen sein, damit diese anfängt, zu stehlen?
 
Allerdings darf ich eines nicht vergessen: Während ich im Zug noch mit meinem Vater telefoniert und so bitterlich aufgeheult habe, ist eine Frau, sie wird wohl so alt wie meine Eltern gewesen sein, zu mir gekommen. Sie hat gesagt, sie kann zwar nicht alles lösen, aber die Lage vielleicht ein wenig verbessern. Daraufhin hat sie mir ihren Fahrschein für die Wiener Linien, ich hätte ja nicht einmal mehr U-Bahn fahren dürfen, und einen 10-Euro-Schein in die Hand gedrückt. Sie hat auch nicht locker gelassen, als ich ihr wiederholt gesagt habe, dass ich das einfach nicht annehmen kann. So unglaublich nett einfach. Das ist ein Wahnsinn!
An solche Leute glaubt man fast gar nicht mehr. Es sollte mehr von ihnen geben. Hoffentlich schaffe ich es einmal, ein bisschen so wie sie zu werden.

Montag, 17. März 2014

Rechtfertigung

Ich habe mir angewöhnt, unter der Woche immer in der Früh mindestens zehn Minuten lang Bauchübungen zu machen. Da ich sowieso versuche, so früh, wie möglich aufzustehen, geht sich das auch eigentlich immer gut aus und ich kann an manchen Tagen sogar noch Schlagzeug spielen und versuchen, meine Eltern damit aufzuwecken, was aber meistens sowieso nicht funktioniert. Auf jeden Fall sind mir diese zehn Minuten schon sehr wichtig. Es ist wie eine Art Grundniveau, das ich immer versuche, zu erreiche. Selbst, wenn ich einmal überhaupt keine Zeit haben sollte, hab ich trotzdem schon ein gewisses Pensum an Sport (oder so) erreicht.
Aber, da ich es jeden Tag mache, beginne ich schön langsam, es als nicht wirklich...ich weiß auch nicht...es einfach nicht mehr als Bewegung anzusehen, sondern als etwas Selbstverständliches. Und dann habe ich, gehe ich einen Tag nicht laufen oder mache etwas anderes in diese Richtung, ein richtig schlechtes Gewissen. Ich fühle mich sehr unwohl und ungut dabei und habe Angst, dass ich komplett unsportlich werde.

Doch vor allem mache ich Sport, um mir mein Essen zu rechtfertigen.

Ich habe immer das Gefühl, viel zu viel in mich reinzustopfen und ungesund große Portionen zu mir zu nehmen. Da beruhigen mich die Gedanken an die unzähligen verbrannten Kalorien, die ich beim Sport aufgebraucht habe, ein wenig. Ich glaube so, dass es, naja, mehr in Ordnung ist, wenn ich etwas esse, weil ich ja weiß, dass man Nahrung und vor allem Nährstoffe braucht, will man sich bewegen und aktiv sein.

Und langsam hat es sich so eingependelt, dass ich versuche, jeden Tag ein bisschen was zu machen. Und mit ein bisschen meine ich nicht die täglichen zehn Minuten Sit-Ups. Damit meine ich die Tätigkeiten, die damit verbunden sind, dass ich meine knall-orangenen Schnürsenkel meiner Laufschuhe zubinde und für mindestens zwanzig Minuten durch die Gegend renne. Aber auch Radfahren, oder Zumba zählt dazu.

Ganz ehrlich, oft macht es mir nicht mal sonderlich großen Spaß hinauszulaufen und ab und an empfinde ich solche Freizeitbeschäftigungen auch als Zeitverschwendung und rechne mir den Prozentsatz aus, den ich noch hinter mich bringen muss. Aber ohne geht es einfach nicht. Ich kann ja nicht so viel essen, ohne mich zu bewegen. Da würde ich ja noch viel schneller zunehmen, als ich es ohnehin schon tue.
Genau davor habe ich so Angst. Was ist, wenn die ganze Zeit eigentlich "sinnlos" war und ich dann sowieso wieder mein Ausgangsgewicht erreicht habe und mich noch unwohler fühle, als jetzt schon? Das geht einfach nicht.
Ich meine, ich könnte eigentlich auch versuchen, nicht ganz so viel zu mir zu nehmen. Versuchen tue ich es ja eh schon, aber es fällt mir oft so schwer, wenn etwas wirklich gut gekocht ist und ich noch nicht ganz voll bin, mir nicht doch noch eine zweite oder dritte Portion zu nehmen. Ich versuche mich dann immer damit rauszureden, dass das eh alles vegan und nur Gemüse war, aber es ist trotzdem schrecklich viel. Das lass ich schon nicht mehr als Ausrede gelten. Aber wenn ich mir vor Augen führe, dass ich heute eh schon zehn Minuten Bauchübungen gemacht habe, in der Schule beinahe vier Kilometer laufen gewesen bin, meinen Hund eine halbe Stunde lang Gassi geführt habe und auch schon in Zumba war sowie auf mein Schlagzeug eingeschlagen habe, dann kann ich schon eher verkraften, dass ich so unheimlich viel gegessen habe.

Natürlich ist das nicht immer so. Ich habe schon meistens Lust, mich zu bewegen. Ewig sitzen halte ich ja eh nicht aus. Heute war Zumba zum Beispiel wirklich wahnsinnig toll - die Zeit ist auch so schnell vergangen, dass ich, als ich eigentlich das erste Mal richtig auf die Uhr geschaut habe, mich richtiggehend gewundert habe, dass schon eine dreiviertel Stunde vergangen war und tanzen, und sei es "nur" das Zumba-Rumgezappel, ist einfach etwas so Schönes. Aber es kommt momentan dennoch immer öfter vor, dass ich mir während der ersten paar hundert Meter denke, dass ich mich schon so auf zu Hause freue. Trotzdem habe ich das Bedürfnis, all die (überflüssigen) Kalorien abzutrainieren und die Kohlenhydrate sowie die Fette sinnvoll zu verwenden und somit ebenfalls verbrennen.
Es gibt Montage, da zähle ich die Minuten, bis das letzte Lied aufgedreht wird und ich endlich den kleinen, stickigen Raum verlassen kann. Und es gibt Tage, an denen ich am liebsten das Laufen unterbrechen würde, um mich hinzusetzen oder einfach stehen zu bleiben und mich abholen lassen.
Und vor allem die Bauchübungen werden immer mühsamer. Aber genau die brauche ich dringend.

Und ich weiß oft nicht, was ich tun soll. Soll ich einfach faul liegen bleiben oder mich aufraffen? Wenigstens ist das Gefühl, nachdem man sich bewegt hatte, ein ziemlich Feines und man fühlt sich irgendwie ausgeglichen und gut.

Sonntag, 16. März 2014

über Perfektion und Können - und alles, was dazwischen ist

Um ganz ehrlich zu sein, ich wäre gerne perfekt. Na gut, schätzungsweise spüren viele Menschen eben dieses Verlangen. Es ist also nichts Neues und irgendwie sicher auch nachvollziehbar. Aber trotzdem. Oft kann ich an nichts anderes denken, als daran, dass ich einfach nichts kann und es so schön wäre, in irgendeiner Weise besonders gut, besonders erfolgreich zu sein.
Es ist nämlich so: Ich kann alles so ein bisschen, aber nichts wirklich. Ich kann ein wenig Harfe spielen, beherrsche ein paar Rhythmen am Schlagzeug, ich weiß, wie man mit einer Kamera umgeht, bringe aber trotzdem nur minder-qualitative Fotos zusammen, kann mittelmäßig gut schreiben, bin relativ nett, ich versuche zwar sportlich zu sein, bin aber auch nicht herausragend gut, kenn mich ein bisschen in Naturwissenschaften und bei Literatur aus, hätte an und für sich ganz schöne Locken, allerdings zu wenig Haare dafür, kann so ungefähr ein bisschen argumentieren, kenne mich mehr oder weniger mit Nachhaltigkeit, Feminismus und Politik aus sehe eher durchschnittlich aus und ich schaffe es immer nur, ein Auge so halbwegs realistisch zu malen. Besondere Talente finden sich bei mir keine. Ich mache zwar wirklich viele Dinge wahnsinnig gerne und lerne auch mit Freude dazu, aber trotzdem ist alles nur unteres Mittelmaß.


Irgendwie wäre ich gerne, wenigstens in einer Sache, wirklich, wirklich gut. Dann würde sich die potentielle Jobwahl auch nicht als so schwierig erweisen und ich hätte etwas, mit dem ich trumpfen könnte.

Wenn ich dann so an einige Freundinnen oder Freunde von mir denke, die in so vielen Sachen begabt sind, die unheimlich toll Klavierspielen, wirklich wahnsinnig gut mit Leuten umgehen können, sich bei irgendeiner Thematik richtig gut auskennen oder sonst irgendetwas, dann werde ich immer neidisch. Und das ist schon wieder ein Zug von mir, den ich nicht leiden kann. Nicht, dass ich mich durchgehend mit anderen vergleiche, nein, ich fühle mich dann erstens schlecht dabei und zweitens gönne es den anderen teilweise nicht wirklich. Natürlich freue ich mich, wenn jemand mir seine oder ihre besondere Begabung vorführt, mir zum Beispiel etwas vortanzt oder mir einen Text zu lesen gibt, mir Fotografien zeigt, ich schätze das auch irrsinnig. Aber in meinem Hinterkopf schwirrt immer der Gedanke daran, dass ich das einfach nicht so gut kann, mit. Das kann ich irgendwie nicht abschalten und finde es sehr schade. Mir tut das dann auch immer leid, wenn ich nicht in dem Ausmaß begeistert reagiere, wie es die Person eigentlich verdient hätte - das liegt alles an meiner schrecklichen Eifersucht.

Als ich das so vor mich hin schrieb, sind mir wundervolle Worte von einer ganz lieben Freundin von mir eingefallen.
Letztes Wochenende hielt sie einen Tanzworkshop und lud mich ein, ebenfalls teilzunehmen. Zuerst hatte ich Bedenken, weil ich einfach so ungelenk bin und mich nicht gut bewegen kann. Ich hab mich aber doch dazu entschieden, mitzumachen und hab ihr trotzdem erzählt, dass ich einfach nicht sonderlich gut tanzen kann und sie es sicherlich schwierig haben wird mit mir. Ihre unmittelbare Reaktion darauf war wirklich sehr schön. Sie hat mir gesagt, dass sie es so schade finde, dass in unserer Gesellschaft nur noch alles aufs Können ausgelegt wird, dass immer alles super und perfekt sein muss und man einfach nicht mehr zufrieden sein darf mit sich selber. Tanzen sei etwas Schönes, das Spaß machen und bei dem man sich in seinem Körper wohlfühlen sollte. Da geht es nicht ums Können oder Nicht-Können, es geht einfach nur um den Spaß an der Freude. Und überhaupt, man tanze erst richtig gut, wenn man nicht mehr an Leistung und Fähigkeit denke, sondern sich einfach darüber freut, dass man sich gerade bewegt.

Und sie hatte recht. Trotz meiner unbeholfenen Bewegungen war es einfach nur unglaublich lustig und es wurde ein wirklich feiner Nachmittag daraus.
Und sie hat auch damit recht, dass in unserer Sozialisation alle auf Leistung gedrillt werden und alles auf eben das reduziert und ausgelegt wird. Der bloße Spaß geht meist unter und irgendwie werden wir nur noch auf unsere Fähigkeiten beschränkt, die aber oft nichts mit unserer Persönlichkeit zu tun haben, die im Grunde genommen nichts mit einem selbst zu tun haben.

Eigentlich hat sie ja recht. Und eigentlich sage ich das auch jeder, die mir sagt, sie könne etwas nicht sonderlich gut oder könnte besser sein. Das ist schon wieder einer dieser Fälle, bei denen ich mich nicht an meine eigenen Überzeugungen halte. Ich fände eigentlich, dass... Setze es bei mir aber nicht um.

Ich finde, dass ich perfekt sein sollte.

Oh, und ich wäre es gerne.
Aber es muss ja nicht unbedingt Perfektion sein - wieso könnte es nicht einfach eine, eine einzige, Sache geben, die ich halt besonders gut kann, in der ich so manchen etwas voraus hätte.

Aber eigentlich bin ich eh selbst Schuld daran, dass das so ist. Wenn ich mich auf ein Ding, zum Beispiel das Schlagzeug spielen, konzentriert hätte und einfach mehr üben würde, dann würde ich auch besser werden. Aber ich bin natürlich so faul und mache die Sachen, die ich mir vorgenommen habe, nicht.
Naja. Andererseits möchte ich nicht wissen, wie lange ich üben müsste - zur Zeit haue ich fast jeden Tag auf meine Trommeln, meistens für zwanzig bis dreißig Minuten. Und trotzdem. Dafür, dass ich schon so wahnsinnig lange Unterricht nehme und schon so viele Stunden hinter der großen Trommel verbracht habe, kann ich genau genommen gar nichts.

In dem Kontext fällt mir gerade ein Spruch ein, der auf der Wand von meiner Musikschule hängt:

"Fürchte dich nicht vor Perfektion, du wirst sie nie erreichen"
Leider.

Donnerstag, 13. März 2014

Freude

"The happiness of your life depends upon the quality of your thoughts"
- Marc Aurel

 
Eigentlich wollte ich ja heute darüber schreiben, wie schrecklich unsere Nahrungsmittel nicht produziert werden und wie unglaublich fertig mich diese gesamte Situation macht. Oder darüber, dass ich nur dort essen kann, wo es mir auch gut geht. Eigentlich. Aber das werde ich verschieben. 

Heute war nämlich ein so unheimlich feiner und toller Tag. 

Ich weiß gar nicht, warum es mir genau heute so gut gegangen ist. Nichts Besonderes ist vorgefallen und ich war trotz Telefonat mit einer verzweifelten Schwester in der Früh, ziemlich wenig Schlaf, dreistündiger Deutsch-Schularbeit, bei der es mir nicht gerade gut erging, und Physik-Lern-Sessions so fröhlich wie schon irrsinnig lange nicht mehr. Irgendwie konnte mich heute nichts runterziehen und auch alle Launen meiner Mitschülerinnen und alle unnötigen Aussagen meiner Mitschüler waren heute verkraftbar und wirkten sich nicht auf mein Wohlbefinden aus. 
Ja, in der Früh bin ich mir sogar dünn vorgekommen! Also so dünn, wie ich es eigentlich ganz gerne sein würde. Das ist auch noch nie passiert. Ich hab auch noch dazu zwei Weckerln in meiner Klasse gegessen und es war mir egal - na gut, nicht ganz egal, aber nicht so wichtig, dass ich meinen Hunger ignoriere - was die anderen darüber dachten. 

Es ist einfach so schön. Allein die Tatsache, dass ich so glücklich bin und prinzipiell die ganze Zeit durchgrinsen könnte, bereitet mir Freude. Das ist dann wie eine lange Spirale von Glücklichsein, die sich immer verstärkt. Ich war jetzt während einer so langen Zeit immer so traurig und deprimiert, musste nach jedem Bissen die Tränen runterschlucken und versuchte, jeder Konfrontation aus dem Weg zu gehen beziehungsweise überhaupt Menschen zu  meiden. Aber heute, heute war das irgendwie wie weggeblasen und ich habe mich einfach nur wohl gefühlt. Ich habe einen wunderschönen Schmuck von meiner Mutter um Hals und Finger gelegt und mich gut gefühlt. 

Um ehrlich zu sein, glaube ich auch fest daran, dass das Wetter ein wenig mit Schuld an meiner jetzigen Verfassung ist. Es ist einfach nur so unglaublich schön gewesen den ganzen Tag über und allein das am Gang in der Schule stehen war schon in gewisser Weise magisch. Und in Turnen sind wir hinaus gegangen und waren laufen, was mich umso mehr freute, da ich am Nachmittag dafür keine Zeit eingeplant hatte. Ich habe dann so gut wie den gesamten restlichen Tag draußen an der frischen Luft verbracht und versucht mir im schönsten Sonnenlicht irgendwelche Relativitätsprinzipien einzuprägen. Und während einer Lernpause bin ich mit meinem Hund spazieren gegangen - in kurzen Hosen und kurzärmeligen Shirt, ist das zu fassen? Es ist noch eine Woche bis zu meinem Geburtstag und es ist möglich, draußen zu sein, ohne zu frieren. 
Ich habe die Sonne schon so vermisst und sie mir so schmerzlich herbeigesehnt und jetzt hat es den Anschein, als ob sie all ihre Intensität dazu verwenden würde, dass sie uns den Tag versüßen und erwärmen kann. 



Außerdem freue ich mich über meine Gesamtsituation. Ich habe eine WG mit unglaublich netten Mitbewohnerinnen in Aussicht, schreibe mit lieben Menschen virtuelle Briefchen und verschicke via Snapchat lustige Fotos von mir und erhalte auch welche zurück. Ich habe in einer Woche meinen achtzehnten Geburtstag und feiere denselben und ich weiß, dass einfach alles gut werden muss. Die EU hat die Saatgutverordnung für gentechnisch modifizierte Pflanzen nicht durchgesetzt und ich bin mir sicher, dass sich der Trend in Richtung Nachhaltigkeit und Fairness einfach weiter entwickeln muss. 

Ich bin einfach nur glücklich. Und das freut mich so sehr - ich habe schon so vermisst, ohne wirklichen Grund extrem gut drauf zu sein; das war ich früher nämlich immer. Ich bin herumgesprungen und habe gesungen und gelacht - genauso wie heute. Oh, und ich hoffe, dass diese Laune andauert und versuche mich schon mental auf das Wochenende vorzubereiten, denn angeblich soll wieder schlechtes Wetter kommen. Aber da steh ich doch drüber. Ich tanke einfach jetzt auf Vorrat Sonne, damit ich später selbst strahlen kann.

Es wäre so fein, wenn es allen lieben Menschen in meinem Umfeld ebenfalls so gehen würde, wie mir heute. Das würde ich mir wünschen. Zum Geburtstag zum Beispiel. Aber ich weiß, dass es erstens ganz Vielen nicht gerade gut geht und es einem weiters nie andauernd zu hundert Prozent gut gehen kann. Aber wenigstens annähernd und dieses annähernd werde ich jetzt ausschöpfen.

Montag, 10. März 2014

Oh, Energie! Oh, Lebensfreude!

Ich habe bei dem Post über Folgen von Essstörungen eine ganz wesentliche Sache vergessen. Vielleicht ist mir das passiert, weil sie nicht ganz und unmittelbar als körperliche Nebenerscheinung eingestuft wird. Vielleicht habe ich auch einfach nur nicht daran gedacht. Aber das ist wirklich ein unglaublich wichtiger Punkt.

Ich hatte einfach keine Energie.

Das war wirklich schlimm. So ist es mir aber gar nicht aufgefallen, erst im Nachhinein denke ich manchmal daran, wenn ich fünf Stunden durchtanze, an einem Tag, an dem ich vierundzwanzig Stunden durch aufgewesen bin. Das hätte ich damals einfach nie schaffen können.

Ich hatte immer schon sehr, sehr viel Energie. Als Kind konnte ich den ganzen Tag durch Wälder laufen und wollte am Abend trotzdem nicht schlafen gehen und habe immer irgendwie Aktivität gesucht. Ich habe auch eigentlich immer irgendwie Sport gemacht - früher eben Sportakrobatik, dann Tanzen oder Fußball oder auch simples Spazierengehen. Den ganzen Tag daheim versumpern habe ich nie ausgehalten und ich musste wenigstens für eine halbe Stunde an die frische Luft und mich bewegen.
Ich brauche auch irgendwie nicht so viel Schlaf; ich stehe ja schon ziemlich früh auf, damit ich es entspannt und ohne Stress in der Früh noch schaffe, Bauchübungen zu machen oder Harfe zu spielen oder zu lesen und friedlich mein Frühstück vorzubereiten. Aber das bedeutet nicht, dass ich dann auch dementsprechend früh schlafen gehe. Das macht mir aber - zumindest noch - nichts aus. Das ist gut mit meinem Energiehaushalt kompatibel.

Vor noch ein paar Monaten aber war das ganz anders.
Ich habe einfach nichts mehr können, weil ich dauernd irgendwie geschlaucht und fertig gewesen bin. Wahnsinnig matt habe ich mich durch die Tage geschleppt, mich zu Sport gezwungen und mir jegliches Mittel, auf natürliche Weise an Energie zu kommen, verboten.
In der Zeit habe ich auch nur ganz wenig Schlagzeug gespielt. Schlagzeugspielen ist nämlich schon ziemlich anstrengend, vor allem auf Dauer, und diese Anstrengung hat einfach nicht mehr funktioniert. Ich habe nicht mehr wirklich funktioniert, nur noch so ein bisschen und bin lethargisch dagehangen und hatte auf nichts Lust.

Genau, das ist ja der nächste Punkt: Ich hatte auf nichts Lust.
Jetzt sprieße ich nur so von Ideen, was ich nicht alles noch gerne machen würde und kann gar nicht erwarten, mit unzähligen Projekten zu beginnen. Aber damals. Irgendwie wollte ich wirklich einfach nur meine Ruhe haben und nichts machen. Na gut, vielleicht lesen, das habe ich immer gerne gemacht.
Trotzdem habe ich mir täglich eine lange To-Do-Liste geschrieben und diese mehr oder weniger tapfer abgeackert. Das mit dem jeden Tag eine Liste schreiben, habe ich inzwischen auch aufgegeben. Ich weiß schon so ungefähr, was ich zu machen habe, aber es ist einfach viel weniger Druck, wenn man nicht immer diese unendlich vielen Punkte im Hinterkopf hat, die man noch abzuarbeiten hat.
Ich hab auch immer Punkte angeführt, wie Schlagzeug oder Harfe spielen, weil ich das so einfach nicht gemacht hätte. Ich wollte einfach nicht.

Genau genommen wollte ich gar nichts.

Mir fehlte jegliche Motivation und Ansporn, und eben auch jede Energie, auch nur irgendetwas zu machen.

 Wie froh ich bin, dass das vorbei ist.

Und natürlich ist das auf meine zu geringe Nahrungszufuhr zurückzuführen. Da gibt es nämlich sowas wie den abbauenden Stoffwechsel, beziehungsweise den Energiestoffwechsel. Um komplexe chemische Reaktionen durchzuführen, die eben Energie freisetzen, braucht der Körper vor allem Fette und Kohlenhydrate. Als Oxidationsmittel wird der Sauerstoff verwendet, der mit der Luft eingeatmet wird ein paar Bedingungen müssen erfüllt werden und dann gehts los.
Hat der Körper aber diese Nährstoffe einfach nicht zur Verfügung, kann er auch nicht an diesem Energiestoffwechsel arbeiten und stellt ihn auf die sprichwörtliche Sparflamme. Man stagniert.

Und ist dauernd müde.
Wahnsinn, das war wirklich schrecklich.
Ich muss nämlich zugeben, dass ich momentan meine Energie wirklich zu schätzen weiß und bin so unheimlich froh, meistens ganz viel von ihr zu Verfügung zu haben. Natürlich gibt es bei mir auch Stunden, an denen ich Durchhänger habe, aber die Anzahl dieser hat sich so gewaltig verringert, dass sie mir nur noch als Ausnahme vorkommen.

Über das macht man sich in der Regel irgendwie nie Gedanken. Man setzt voraus, dass die Kraft und der Antrieb einfach immer während sind und nicht einfach plötzlich weg sein können. Aber ich muss zugeben, dass ich mir das schon sehr häufig denke, dass ich so glücklich sein kann, so viel Energie zu haben. Das macht auch einfach fröhlich.

Und ich bin gerne fröhlich.

Sonntag, 9. März 2014

ausdrücklich

Eines der Dinge, die mir unglaublich wichtig sind und mir wahnsinnig am Herzen liegen, ist die Möglichkeit, mir selbst und meinem Gedachten und Gefühlten Ausdruck zu verleihen. Es ist mir ein ungeheures Anliegen, das, was für mich essenziell erscheint, in irgendeiner Form widerzugeben oder darzustellen. Auch möchte ich immer gerne erfahren, was andere Menschen denn so bewegt und was sie sich denken; vielleicht ist das auch der Grund dafür, dass ich so unheimlich gerne lese und mir Bilder und Fotografien ansehe oder ins Museum gehe. Das bereitet mir eine so große Freude, zu sehen, dass sich andere Menschen etwas denken oder etwas sagen möchten und jede Chance nutzen, das auch dann zu tun und in die Tat umzusetzen.

Ich versuche mich auch auf so vielen Ebenen wie möglich auszudrücken. Es gibt nämlich so viele Inhalte, die mir bedeutend erscheinen, dass nur ein Medium für mich nicht ausreicht. Deswegen schreibe und zeichne und fotografiere ich so gerne und deshalb reizt mich das Musik machen.
Warum auch immer.
Irgendwie finde ich es... ich weiß nicht, bedeutend vielleicht?, dass ich nicht auf meinen Gedanken sitzen bleibe und sie in irgendeiner Weise losbekomme. Nicht, dass ich jetzt finde, dass meine Aussagen oder Gedankengehalte unbedingt gehört oder gesehen werden müssen. Nein, ganz im Gegenteil, meistens frage ich mich sogar, wieso ich mir manchmal einbilde, dass es auch nur irgendjemanden interessieren könnte, was ich so von mir gebe. Das brauche ich ein wenig. Ich brauche das, dass ich nicht auf dem sitzen bleibe und, wenn ich jetzt schreibe, dass es irgendwie befreiend wirkt, hört es sich ganz komisch an, aber naja, andere Worte fallen mir momentan dafür nicht ein.

Was ich allerdings sehr schade finde, ist, dass es in unserer Gesellschaft viel zu wenig Freiraum für das Sich-Selbst-Ausdrücken gibt. Überhaupt, wieso sparen wir so schrecklich an Freiräumen, wir haben so viel Platz zur Verfügung, wieso schränken wir uns immer derart ein, dass wir ihn nur zu einem minimalen Prozentsatz nutzen dürfen? Es wird auch einfach kein Wert darauf gelegt, ob und was sich jemand denkt. So habe ich es zumindest im Gefühl, so kommt es mir vor. Und das ist meiner Meinung nach traurig. Denn ich bin mir sehr sicher, dass es sehr Viele geben würden, die ein ausgeprägtes Talent hätten im Ausdrücken, denen wir das aber von vorneweg absprechen und ihnen so nicht einmal die Gelegenheit geben, diese Fähigkeiten zu entwickeln. Und auch die Personen, die irgendwie gegen den Strom der Gleichgültigkeit schwimmend versuchen, etwas zu sagen, werden meist gebremst und nicht ernst genommen oder einfach nicht wertgeschätzt. Wie viele wirklich wunderbare Schreibende gibt es, die nie wirklich positive Rückmeldung bekommen und so nicht an sich selbst weiterarbeiten, damit sie irgendwann vielleicht die Gedanken noch klarer zum Ausdruck bringen können? Aber was eventuell noch schlimmer ist, ist, dass man meistens gar keine Rückmeldung bekommt. Es ist den meisten einfach gleichgültig. Jede zweite Person an meiner Schule hat eine sündhaft teure Spiegelreflexkamera zu Hause aber ist nicht in der Lage, ein Urteil oder Kritik, sei es konstruktive oder sonstige, über ein neu erschienenes Buch abzugeben.

Aber jetzt wieder zu meinen Ausdrucksformen.
Offensichtlich schreibe ich. Ich schreibe schon sehr lange Tagebuch, was aber momentan viel zu selten angefasst wird, daran könnte der Blog eventuell auch Schuld tragen, klimpere auf meiner Schreibmaschine zweit- oder drittklassige poetryslamartige Geflechte daher und führe eben die persönliche Revolution. Schreiben ist irgendwie das Direkteste. Natürlich benutzt man Metaphern, Vergleiche und sonstige Umschreibungen, aber dennoch bleiben es klar definierbare Wörter und so gut kann ich noch nicht verstricken, dass man den Sinn hinter meinen aneinandergereihten Sätzen nicht mitbekommt. Man kann sich alles von der Seele schreiben und danach geht es viel besser, weil man einerseits die Probleme oder die Dinge, die momentan beschäftigen, wirklich formulieren musste und es kann einer während des Schreibprozesses vielleicht sogar einiges klar werden. Schreiben ist ein bisschen wie Konversation führen, bei dem man sich aber entscheiden kann, ob man nachdenkt oder nicht.
Und das ist auch das Schöne an Büchern oder an Gedichten, die von anderen Personen geschrieben wurden. Ich überlege immer ganz gerne, was sich die Autorin oder der Autor gedacht hat oder in welcher Lebenssituation sier während des Aufschreibens gerade war. Denn diese machen auch nichts anderes, als die Gedanken zum Ausdruck zu bringen und über das zu schreiben, was eben gerade eingefallen ist.
Denn zu Beginn ist das Blatt weiß, unberührt. Die Gedanken füllen das Stück Papier erst mit Farben aus.

 
 

Reiht man die möglichen Ausdrucksformen nach der Direktheit, würde unmittelbar nach dem Verfassen von Texten die Fotografie kommen. Mit der Fotografie ist es möglich gemacht, Momente und Emotionen ganz einfach einzufangen. Man drückt auf einen Knopf und schon hat man das Szenario festgehalten und kann es immer wieder Revue passieren lassen, einfach, in dem man das Foto betrachtet.
Aber dem entgegen kann man auch gezielt etwas positionieren, um ein bestimmtes Gefühl hervor zu rufen. Man kann sich selbst so inszenieren, um so etwas zu sagen, oder auch mit der Sonneneinstrahlung und Helligkeit spielen. Motive kann man auswählen, die mit Bestimmtem assoziiert werden und somit ebenfalls etwas ausdrücken. Ich, die ich die Kamera in der Hand halte, kann entscheiden, was zentral für mich in diesem Moment ist, was im verschwommenem Hintergrund ist und was überhaupt nicht auf das Foto kommt. Somit habe ich die volle Freiheit, zu bestimmen, was ich ausdrücken möchte. Und genau deswegen habe ich mir auch einen Flickr-Account angelegt und liebe es, überall meine Kamera mitzuschleppen. Vor allem das analoge Fotografieren hat es mir angetan - man beginnt, einfach alles mit anderen Augen zu betrachten, hat man einen Film eingelegt, weil man nicht mehr jede Kleinigkeit wahllos dokumentieren kann, man ist ja schließlich limitiert. Man gibt sich automatisch mehr Mühe, um das einzufangen, was man möchte und nimmt sich mehr Zeit. Einfach so abknipsen funktioniert nicht. Aber trotzdem liebe ich meine, leider schon am immer mehr an Qualität verlierende digitale Bridge-Kamera. Weil mit ihr kann ich alles festhalten, ohne mir groß Gedanken zu machen. Und wenn ich mir Gedanken machen möchte, geht das genauso, man muss sie sich halt bestimmt machen. 
Ich finde, mit Bildern kann man so gut, wie sonst nie, Gefühle einfangen und widergeben. Es ist möglich, durch eine simple Landschaft ein Lächeln ins Gesicht zu Zaubern oder eben auch einen kalten Schauer auf den Rücken.



Oh, und auf das Musik machen darf ich nicht vergessen! 
Seit ich ganz klein bin, schlage ich regelmäßig auf Trommeln und projiziere so in gewisser Weise meine Wut und meinen Ärger in die Bewegungen. Aber auch meine Freude kann ich zum Ausdruck bringen. 
Ich spiele in einem Band-Projekt namens Schapka, in dem es vorwiegend um die Texte geht. Natürlich hat das jetzt wieder etwas mit dem Geschriebenen zu tun, doch verleiht die richtige Musik allem noch ein bisschen mehr Magie. Das ist wie im Film, Hintergrundtöne machen so viel aus, können so Vieles bewirken und jeden gewünschten Effekt hervorrufen. Du kannst mit Melodien und Intervallen aus ein und derselben Szene so viele Facetten herausholen, du kannst Dramatik aufbauen, sie aber auch ins Lächerliche oder Skurrile ziehen. 
Ich höre mir auch sehr gerne Musik an. Gerade in dem Moment zum Beispiel höre ich Dancas Ocultas, eine Band, die aus vier Akkordeons besteht und nur mit Klängen und Geräuschen ganz Verschiedenes ausdrückt. Man braucht also keinen Text, doch kann es sehr schön sein, etwas Gesungenes oder Gesagtes oder Gerapptes zu hören. 
Musik ist mir ganz besonders wichtig und ohne diese Ausdrucksform wäre ich schätzungsweise ein wenig verloren. Denn sie ist alles andere als direkt. Sie ist unterschwellig und codiert. Sie gibt nicht gleich auf den ersten Blick alles Preis und man kann die wildesten Gefühle äußern, einfach in dem man eine gewisse Saite zupft und darauf eine andere. 



Leider habe ich das Zeichnen und Malen in letzter Zeit sehr vernachlässigt, obwohl es eine andere wunderbare Art ist, sich selbst auszudrücken. Aber in Museen gehe ich trotzdem noch gerne und ich liebe es, durch meine Kunstbücher zu blättern. Ich habe ja sogar eine Arbeit über die Künstlergruppe Brücke, eine der beiden bedeutenden Künstlervereinigungen des Expressionismus (!), geschrieben. Diese wollten auch nichts anderes, als ihre innersten Gefühle und ihre äußerste Wahrnehmung zum Ausdruck zu bringen. Denn mit Farbe kann man so einiges anstellen, man kann sie weg lassen und Konturen schaffen und Schatten rosa machen und jeder Strich hat seine eigene Wirkung.


Freitag, 7. März 2014

Was alles passieren kann

Wenn man abnehmen möchte, macht man sich doch eigentlich nie darüber Gedanken, was das für Folgen nach sich ziehen könnte, oder? Ich meine, natürlich glaubt kein Mensch, dass sier eine Essstörung bekommen könnte oder sonstige psychische (beziehungsweise psychosomatische) Probleme, doch selbst auf die körperlichen Nebenerscheinungen wird meist vergessen.
Oder hast du gewusst, dass du dir deine Speiseröhre mit deinen Magensäften verätzen kannst, wenn du zu oft dein Essen wieder hochkommen lasst? Aber auch, dass ein potentielles Nebenrisiko von Anorexie Gehirnrückbildung ist?

So etwas sollte man meiner Meinung nach eigentlich in der Schule lernen, aber ich glaube, wir haben genau eine halbe A5-Seite über Essstörungen in Biologie vollgeschrieben, und dann auch noch einen richtigen Blödsinn verzapft. Eine Unterüberschrift lautete nämlich: "Ursachen fast aller Essstörungen". Ja. Super. Als ob man jede Möglichkeit in nur zwei Punkten zusammenfassen könnte. Die Ursachen fast jeder Essstörung sind übrigens einerseits, dass mit einer Stresssituation nicht adäquat umgegangen werden kann und dass andererseits Essen oder Hungern ein Glücksgefühl in einem hervorruft. Nichts über psychische Gründe, soziale Faktoren oder die genetische Disposition. Nur das. Da fühle ich mich wirklich lächerlich gemacht.
Aber nichtsdestotrotz haben wir keine Zeit damit zugebracht, über die Folgeerscheinungen von (exzessivem) Abnehmen beziehungsweise Erbrechen zu reden. Natürlich haben wir drei-vier Wörter darüber gesagt, was bei Fettleibigkeit geschieht, das andere Extrem aber leider komplett ausgeklammert.
Und dafür möchte ich gerne den heutigen Eintrag verwenden. Ich möchte anhand von meinen Erfahrungen schildern, was nicht alles passieren kann.

Das allererste, was passiert ist, war, dass meine Regel ausblieb. Das war aber schon ganz am Anfang, also, als ich noch fast nicht sehr untergewichtig gewesen bin. Damals hatte ich glaube ich noch um die 46 Kilos, als sie dann plötzlich ausblieb. Natürlich hat mir das Sorgen bereitet, meine Familie hat aber schon gleich vermutet, dass es etwas mit meinem verlorenen Gewicht zu tun haben könnte. Ich habe dann auch meine Frauenärztin angerufen, die hat aber gesagt, dass es in meinem Alter völlig normal sei, dass die Monatsblutung auch einmal für ein halbes Jahr aussetzt. Gut, habe ich mir gedacht. Alles normal.
Aber das wars natürlich nicht. Mein Körper hat sich auf Notsituation eingestellt und wollte verhindern, dass ich die wenige Nährstoffzufuhr, die ohnehin für mich nicht gereicht hatte, auch noch mit jemandem teilen müsse.
Lustigerweise habe ich heute für den montägigen Chemietest lernen müssen, bei welchem unter Anderem auch das Thema Ernährung abgeprüft wird. Beim Kapitel Fette steht auch dabei, dass essenzielle Fettsäuren, also solche, wie sie in Olivenöl oder sonstigen pflanzlichen Fetten vorkommen, eine sehr, sehr wichtige Rolle für die Hormonsynthese spielen. Da mein Körper einfach fast kein Fett bekommen hat, wurde wohl auch der Hormonhaushalt gründlich gestört.

Damit konnte ich aber noch sehr gut leben - ist doch eigentlich nicht so schlimm, wenn die Tage mal ausbleiben. Man muss nirgends Tampons mitschleppen, hat kein PMS oder grausliche Bauchkrämpfe und braucht keine Angst bei weißen Röcken zu haben. Was mir aber so wirklich zu schaffen gemacht hat, war mein unglaublicher Haarausfall...
Ich trug seit ewigen Zeiten meine Haare in langen Locken. Die hab ich auch gerne gemocht und sie waren pflegeleicht. Doch plötzlich begannen sie büschelweise auszufallen. Und ich konnte nichts dagegen unternehmen. Jedes Frisieren oder Haarewaschen war eine Qual, weil ich dann immer einen ganzen Knäuel meiner so geliebten Haaren in den Händen hielt. Ich hab dann auch wirklich alles versucht, von Koffeintoniken bis hin zu Tabletten, hat aber leider nichts genützt. Irgendwann wars dann sogar so weit gekommen, dass man meine Kopfhaut sehen konnte und mir gut die Hälfte meines Kopfhaares ausgefallen war.
Das war vielleicht schrecklich...
Als ich dann, schon wieder mehr oder weniger normal essend, zur Firseurin gegangen bin, um mir meine Haare abschneiden zu lassen, war diese ganz perplex von meinem Haarausfall und hat gemeint, ich müsse mich unbedingt untersuchen lassen. Pro Durchfahren eine Hand voll Haare weniger. Sie hat mir auf jeden Fall die Mähne, oder eher das, was von ihr übrig geblieben ist, gekürzt und mir ein wirklich gutes Shampoo samt Spühlung und Schaum verkauft.

Ich habe ja diesen Check-up in diesem Institut gemacht, bei dem ich von zwei Ärztinnen untersucht worden bin und eine Ärztin hat mich gleich zu einer MRT-Untersuchung geschickt und mir totales Turn- und Sportverbot auferlegt,. Sogar eine Entschuldigung für die Schule habe ich bekommen und ich durfte  mehrere Monate nicht am Turnunterricht teilnehmen.
Gut, ich habe vorher nicht so genau gewusst, was denn ein MRT ist und war ganz gespannt, was der wohl sagen wird. Kurz zusammengefasst ist ein MRT eine Untersuchung, die mithilfe eines komischen Gerätes die Herzfrequenz misst und wie oft das Herz in der Minute schlägt. Das habe ich dann bei meiner Hausärztin machen lassen und war geschockt. Mein Herz schlug nur mehr 37 Mal in der Minute. Normalerweise sollte es doppelt so schnell schlagen. Das zu hören war eines der schlimmsten Momente überhaupt, ich habe nicht gewusst, wie ich reagieren solle oder was ich tun kann. Ich war so perplex und als mir meine Ärztin dann erklärt hat, dass ich jetzt sehr vorsichtig sein müsse, weil ich jeder Zeit an Herztod sterben könnte, war ich beinahe nicht mehr ansprechbar.

Das war echt nicht schön und ich bin sehr froh, dass das alles vorbei ist. Zum Glück schlägt mein Herz jetzt schon wieder fast normal, aber die verlangsamte Frequenz ist üblich, wenn man Sport macht. Auch sind meine Haare schon wieder ziemlich nachgewachsen - das Shampoo und das normale Essen wirkten also Wunder. Ja, und die Regel habe ich jetzt auch mehr oder weniger. Regelmäßig kommt sie leider noch nicht, aber ich weiß, dass das nur mehr eine Frage der Zeit ist, bis sich das auch wieder alles einpendelt.

Aber trotzdem, so schlimm das auch alles war, es war gut, dass ich an meinem Körper diese groben Veränderungen bemerkt habe, denn so wurde mir klar, dass etwas wirklich nicht stimmt. Und ich musste einfach wieder essen, hatte ich nicht vor, zu sterben.
Insofern bin ich beinahe froh, dass mir die Haare ausgefallen sind und mein Herz nur noch verlangsamt schlug. Ich möchte wirklich nicht wissen, was geschehen wäre, wenn das nicht gewesen wäre.

So, ich hoffe, der Post klingt jetzt nicht zu...ich weiß nicht, selbstmitleidig? Aber es war halt so und es ist schlimm genug, dass niemand irgendetwas von den "Nebenwirkungen" einer Essstörung weiß. Denn man ruiniert sich damit so Vieles. Sogar die Knochen können sich rückbilden und beim Gedanken, dass sich mein Gehirn vielleicht auch angefangen hat, zu verkleinern, kommt mir ein Schauer über den Rücken. Darüber habe ich dann auch viel gelesen, was mir auch sehr weiter geholfen hat. Ich wollte das ja nicht, ich wollte ja nur einen flachen Bauch haben, aber nicht um den Preis. Zum Glück habe ich auch herausgefunden, dass sich solche Veränderungen wieder ganz leicht rückgängig machen lassen, solange man noch nicht zu lange in dieser Krankheit gesteckt hatte. Das war vielleicht ein Ansporn.

Ich bin wirklich froh, dass ich jetzt wieder alles machen kann, auf was ich Lust habe, ohne auf drei Kilo Haaren zu sitzen und Angst um mein Herz haben zu brauchen. :)

Donnerstag, 6. März 2014

Und es fängt wieder an.

Es ist so komisch. Ich habe das Gefühl, dass ich schon wieder total rückfällig geworden bin.
Ich habe jetzt zwei Tage lang nichts essen können - Verdauungsprobleme und so, nichts, womit man sich hier gerne vertiefen möchte. Und ich habe schon wieder das Bedürfnis, weiter nichts zu essen. Ich sage mir immer, dass ich eigentlich nichts essen muss oder brauche, schließlich habe ich ja eh schon wieder so viel zugenommen, da würden ein paar Kilo weniger auch nicht schaden.

Heute ist es so halbwegs gegangen. Ich wollte anfänglich eigentlich kein Frühstück zu mir nehmen, habe mich dann aber mehr oder weniger dazu gezwungen, wobei ich nur zwei Bissen runtergekriegt habe und dann den Rest in die Schule mitnehmen musste. Das war furchtbar. Als ich in der großen Pause mein Schraubglas mit Müsli aus der Schultasche gefischt habe, hatte ich das Gefühl, dass mich alle anstarren und es total komisch finden. Ich war auch die einzige, die gegessen hat. Eigentlich habe ich mir eh gedacht, dass ich es jetzt nicht aufessen muss, Hunger hatte ich noch nicht wirklich einen, aber ich will das ja gar nicht. Ich will diese Gedanken loswerden. Ich will vor egal wem essen können, ohne das Bedürfnis zu kriegen, wegzulaufen und mich zu verstecken. Ich will doch gesund werden. Wieso denke ich dann schon wieder so?

So gerne würde ich mit jemanden darüber reden. Aber ich weiß leider nicht mit wem - meine Mutter möchte ich wirklich nicht die ganze Zeit mit dieser Geschichte belasten, sie hat es schließlich schon schwer genug mit der gesamten Situation und mit mir. Heute hätte ich ganz gerne mit einer Freundin darüber geredet. Aber ich komme mir schon wirklich blöd vor, wenn ich dauernd davon anfange. Wahrscheinlich interessiert es sie sowieso nicht und sie hat ja eh Besseres zu tun. Denn immer, wenn ich mit ihr reden wollte, musste sie zu einer anderen Freundin. Und ich finde das so schade. Natürlich freue ich mich sehr, dass die beiden sich haben und so weiter. Aber, dafür könnte ich mich auch schlagen, ich bin teilweise so traurig, weil ich nicht so was habe. Ich habe keine beste Freundin, mit der ich im Zeichenunterricht laut lachen kann. Und oft habe ich das Gefühl, dass sie wirklich genervt ist von mir.
Eigentlich ist es ja blöd, über so etwas hier zu schreiben. Nur dummes Geraunze meinerseits und ich hoffe ja, dass diese Freundin das hier nicht liest. Ich möchte mich ja wirklich nicht bei ihr aufregen, sie ist eh super. Aber es macht mich halt manchmal traurig. In letzter Zeit bin ich nämlich meistens alleine in der Klasse in den Pausen und fühle mich fehl am Platz. Und wenn sich meine Freundinnen etwas ausmachen miteinander, fühle ich mich noch komischer und weiß nicht, wohin mit meinen Händen...
Aber deswegen schreibe ich ja auch hier, weil ich so das Gefühl habe, mich ein wenig anvertrauen zu können. Und einfach alles schreiben kann. Leider wäre eine Interaktion, ein Gespräch momentan wirklich angesagt...

Naja. Jetzt aber wieder zurück zu meinen Gedanken.
Morgen muss ich von halb acht bis vier in der nächstgelegenen Stadt verbringen, in der Stadt, in der auch meine Schule ist. Ich habe bis um halb eins Unterricht und danach muss ich bis um drei warten, ab da gebe ich nämlich Nachhilfeunterricht. Und jetzt überlege ich schon dauernd, wie ich das mit dem Essen mache. Soll ich mir eine Jause mitnehmen? Soll ich frühstücken? Was soll ich machen? Es ist so schwierig. Und ich möchte mir darüber nicht meinen Kopf zerbrechen müssen, wie machen das andere, normale Leute?
Ich habe einfach so Angst, wieder zuzunehmen und wieder dick zu sein. Das möchte ich nicht. Jetzt habe ich so viel hinter mir, um dünn sein zu können; na gut, sonderlich dünn bin ich momentan nicht mehr, aber wenigstens nicht so wie früher.
Ich möchte nichts zu mir nehmen und habe wahnsinnige Angst schon wieder. Angst vor anderen zu essen und Angst vorm Essen im Allgemeinen. Ich überesse mich ja nur, wenn ich wieder anfange, deswegen sollte ich gar nicht erst zum Teller greifen, denke ich mir. Und ich denke mir so Vieles.

Vorgestern habe ich zum Beispiel bloß einen Teller Suppe gegessen. Und das war überhaupt kein Problem, also in Sachen Hunger. Dann überlege ich immer, warum ich das denn nicht jeden Tag mache. Und manchmal erwische ich mich dabei und könnte anfangen zu weinen. So wie nach dem Essen. Ich dachte schon, ich wäre aus dem Stadium raus, in dem mir zum Heulen ist nach dem Essen.
Aber ich weiß einfach schon wieder nicht, was ich machen soll. Wieso kann ich nicht einfach jemanden haben, der oder die mir immer sagt, wann ich was und wie viel davon zu mir nehmen soll? Andererseits möchte ich ja auch einmal selbstständig sein und auf eigenen Beinen stehen, dazu gehört leider auch, sich selbst versorgen zu müssen. Also esse ich. Ich esse, obwohl es mir wehtut und trotz Überwindung. Und ich weiß nicht, was ich dagegen tun soll. Am liebsten würde ich diese Teile meines Gehirns abschalten, die mich dauernd an solche Dinge erinnern.
Also, was mach ich jetzt wegen morgen?

Mittwoch, 5. März 2014

Was mach ich jetzt bloß?

Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.
 - Marie Curie



Jetzt ist es fast so weit. Bald werde ich die letzte Schularbeit abgegeben haben. Bald sitze ich in Jogginghosen bei meiner schriftlichen Mathematikmatura und verzweifle, weil mir eine bestimmte Formel nicht einfällt. Bald werde ich meinen Anzug samt Hemd und Krawatte anziehen und vor einem Matura-Grämium meine Fachbereichsarbeit präsentieren. Bald werde ich meine Noten gehört haben und bald werde ich meine Schule für immer verlassen. 

Bald.

Danach mache ich eine kleine Reise mit meiner Schwester - wir fliegen nach London, wenn es wahr ist. Man weiß ja nie, ob es dann wirklich in die Tat umgesetzt wird, schließlich hätten wir uns schon mehrere Ausflüge ausgemacht und dann nie durchgeführt. Aber sobald dann einmal der Flug gebucht ist, gibt es sowieso kein Zurück mehr. Den Prozess muss ich eindeutig beschleunigen! 
Und dann hab ich frei. Eigentlich drei Monate lang, aber es ist noch nicht sicher, ob ich im September eine Arbeit bekommen werde. Zumindest habe ich für drei Monate, nämlich Juli, August und September mit nichts, was in irgendeiner Weise an Schule erinnern könnte, zu tun. 
Die eine Sache ist, was ich während dieser Zeit mit - eben - meiner freien Zeit anfangen soll. Vielleicht werde ich woofen ausprobieren, das ist so ein Programm, wo man überall auf der Welt auf biologische Bauernhöfe fahren kann, um dort mitzuarbeiten. Am liebsten würde ich ganz, ganz viel reisen und unternehmen und Leute treffen und tolle Menschen kennen lernen und Spaß haben und Schwimmen gehen und die Sonne genießen und viel lesen und mir keine Sorgen machen müssen und jeden Tag voll auskosten und Abenteuer erleben. Das muss doch irgendwie machbar sein.
Gut. Das wären einmal die Ferien. Die sind aber noch das geringere Problem. Denn, da ich ja bald mit meiner Schulausbildung abgeschlossen haben werde, beginnt ein komplett neuer Lebensabschnitt für mich. Da ziehe ich dann in meine geliebte Hauptstadt, wohne in einer WG mit mir jetzt noch nicht bekannten Menschen und studiere. Um ganz ehrlich zu sein, bereitet mir dieser Gedanke genauso viel Angst wie Vorfreude. Einerseits kann ich es wirklich kaum erwarten, auf den sprichwörtlich eigenen Beinen zu stehen und vollständig erwachsen zu sein und Dinge zu verfolgen, die mich wirklich interessieren. Andererseits macht es mich gleichzeitig auch wirklich fertig. In nicht einmal mehr zwanzig Tagen werde ich achtzehn. Dann bin ich bitte volljährig und voll strafbar und erwachsen und a.c.h.t.z.e.h.n. Jahre alt! Das kann es doch gar nicht geben. Ich weiß doch noch so genau, wie mein erster Schultag im Gymnasium abgelaufen ist, oder wie wir in der Volksschule immer mit einem kleinen Ball gespielt haben und unser Lehrer uns manchmal als Bestrafung nicht Turnen hat gehen lassen. Ich weiß auch noch, wie ich das erste Mal fort gegangen bin und ich weiß auch noch, wie ich vor beinahe genau vier Jahren meine Kamera bekommen habe. Ich weiß auch noch so gut, wie ich letztes Jahr angefangen habe, abnehmen zu wollen und weiß einfach noch, wie sich der ganze Prozess abgewickelt hat. Ich weiß auch noch, wie ich mich mit Freundinnen zerstritten und neue Freunde gefunden habe. 

Und das soll jetzt alles vergangen sein? Abgeschlossen? Kann das denn wirklich sein? 

Es ist sehr schön, dass ich jetzt von vorne anfangen kann. Wirklich. Auf das freue ich mich besonders. Man muss im täglichen Leben mit so viel Vorbelastung hantieren und so viele Vorurteile ertragen, dass ein kompletter Neuanfang wirklich nicht schlecht ist. 

Aber ich habe so Angst, dass ich dann alleine bleiben werde. Dass ich keinen Anschluss zu niemandem finden werde und immer nur einsam in meinem Zimmer lernen werde.   



Wie findet man Freunde? Und überhaupt, wie finde ich eine feine, für mich passende Wohngemeinschaft? Das kann sich auch noch als schwierig herausstellen - ich mit meinen radikalen Einstellungen, gebe mich ja nicht so schnell zufrieden. Naja, mal schaun.

Und dann ist immer noch die Frage übrig, was ich dann wirklich in Wien machen soll. Studieren. Das ist schon einmal klar. Aber was? Ich würde wirklich gerne bei so vielen Studienrichtungen inskribieren. Ich würde wahnsinnig gerne an der Angewandten Fotografie lernen, oder am Reinhardt-Seminar eine Theaterausbildung beginnen. Gut, das sind leere Träume, die ich sowieso nie verwirklichen kann. Dazu fehlt mir einerseits das Talent und andererseits die Kontakte, heutzutage läuft ja wirklich alles nur noch über Bekannte, die wieder jemanden kennen, die...und so weiter. 
Dann hat sie die Idee, Lebensmittel- und Biotechnologie auf der BOKU zu studieren, schon ziemlich in meinen Vorstellungen gefestigt. Aber reicht mir das wirklich? Nicht, dass ich jetzt glaube, es sei so einfach, dieses Fach zu erlernen, aber irgendwie erscheint es mir nicht als genug. 
Momentan habe ich ein wenig die fixe Idee, neben meinem eigenen Restaurant, Journalistin zu werden. Da wäre Publizistik naheliegend. Aber auch für Soziologie interessiere ich mich unheimlich. 
Jetzt weiß ich, wie sooft, haha, nicht, was ich tun soll. Auf alle Fälle beginne ich einmal an der BOKU. Aber was soll mein zweites Fach werden? Und was will ich überhaupt einmal als Master machen? Da gibt es so viele tolle Masterstudien, die ich gerne alle einmal ausprobieren würde, wofür mir aber die Zeit fehlen wird, schätze ich. 
Ich will doch nur helfen. Ich möchte mit meinem Leben und meinem zukünftigen Job etwas weiter bringen, ich möchte die Gesamtsituation, und wenn es nur ein klein wenig ist, verändern, verbessern. 

Ach... Ist das alles schwierig. Da beneide ich wirklich alle, die schon einen fixen Plan vor Augen haben beziehungsweise noch ein bisschen Zeit zum Überlegen. Wie schon gesagt, bei mir ist es ja bald so weit.

Bald. Ganz bald.