Zuallererst möchte ich mich einmal bei allen bedanken, die mir so lieb geschrieben haben, und auch bei all den unglaublich Tollen, die mir gut zu geredet haben, als ich die Idee für die persönliche Revolution hatte. Es ist ein Wahnsinn. Es gibt diesen blog erst seit ein paar Tagen und schon jetzt hat er mir wahnsinnig viel gebracht. Danke also.
Und auch danke, an jede Person, die sich in den Weiten des Internets auf meine kleine Seite verirrt hat. Ich freue mich wirklich immer, wenn ich mir ansehe, wie viele Aufrufe mein blog bis her schon hat. Außerdem freut es mich unheimlich, wenn es jemanden interessiert, was ich so von mir gebe. Das ist das größte Lob.
Auch möchte ich noch gerne ein paar Zeilen über den gestrigen Post verlieren. Gestern habe ich nur ein von mir fotografiertes Bild hochgeladen und ein Zitat. Das ist wenig, stimmt, und vor allem, wenn man es in Verbindung mit den vorhergehenden Einträgen setzt. Aber ich habe ja schon erwähnt, dass ich nicht nur über diese Krankheit schreiben möchte. Es gibt so Vieles, was mich interessiert und begeistert. Ich beschäftige mich irrsinnig gerne mit Zitaten und Geschriebenem und finde das wahnsinnig schön. Die Anorexie definiert mich nicht allein. Also werde ich zwischendurch auch mal so etwas raufstellen. Ab und zu, als kleine Abwechslung, wenn ich gerade ein feines Zitat gelesen habe und vielleicht ein passendes Foto im Hinterkopf.
Und jetzt zum eigentlichen Thema.
Wenn es heißt, helfen lassen, dann kann das wesentlich schwerer sein, als man prinzipiell glauben könnte. Hilfe anzunehmen ist unmittelbar damit involviert, dass man sich dessen bewusst ist, dass man Hilfe benötigt. Ist man selbst der festen Überzeugung, dass sowieso alles in Ordnung ist, dann hilft auch die hilfreichste Hilfe nicht. Man muss sich helfen lassen können.
Und das kann sich als ganz schön schwierig gestalten. Man muss sich dem Gegenüber öffnen können, zulassen, dass dieses Dinge sagt, die man an und für sich nicht unbedingt gerne hören möchte, die Wahrheit ausdrückt, man wird mit dem Problem konfrontiert - und das oft auf eine sehr harte, direkte Art und Weise.
Aber anders geht es nicht. Man muss gestatten, dass ausgesprochen wird, dass etwas suboptimal ist. Man muss Veränderungsvorschläge und -wünsche anhören können. Man muss sich selbst aber in erster Linie mit dem Gesagten auseinandersetzen können; ganz unabhängig von dem helfenden Menschen, bei sich alleine. Hilfe, sei es jetzt mentale Unterstützung oder Motivation oder sonstiges, dient in erster Linie dazu, dass der erste Anstoß einer langen Kettenreaktion getätigt wird. Die weiteren Schritte müssen dann alleine gehen und von einer selbst kommen.
Worauf ich hinaus will, ist, dass es für mich anfänglich furchtbar schwierig war, Hilfe in irgendeiner Form annehmen zu können. Ich habe mir meine Krankheit sehr lange nicht eingestanden und deswegen stießen wohl auch alle Unterstützungsversuche auf taube Ohren bei mir. Die meisten hab ich auch gar nicht wirklich mitbekommen, oder sofort abgeblockt. Ich wollte und wollte es einfach nicht wahrhaben.
Viele liebe Menschen wussten auch keinen besseren Rat mehr, als meine Eltern anzurufen, die, natürlich gänzlich mit der Situation überfordert, ihr Allerbestes versuchten, um Vernunft in mich einzuimpfen. Und irgendwie hab ichs doch gewusst, dass etwas nicht stimmt. Doch zuzugeben, dass man vielleicht den falschen Weg, um mit etwas umzugehen, eingeschlagen, dass man vielleicht etwas nicht sonderlich vorteilhaft gemacht hat, das fiel mir immer schon schwer. Aber genau deswegen war es auch so wunderbar toll, dass es doch Menschen in meinem unmittelbaren Umfeld gegeben hat, die nicht aufgeben wollten, mit mir zur Schulärztin gingen, mich schlussendlich sogar in die Hauptstadt schleiften und mich zum ärztlichen Check-up desselben begleiteten.
Und genau diese Untersuchung, durchgeführt von zwei unabhängig voneinander agierenden Ärztinnen, blies dann alle Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Aussagen der anderen weg. Wenn dir eine praktische Ärztin erklärt, wie es um deine körperlichen Befinden steht, dann glaubst du ihr das in der Regel auch - das ist eben der große Unterschied.
Auf jeden Fall wurde ich dann in einem interdisziplinären Institut aufgenommen. Interdisziplinär bedeutet, dass nicht nur Psychotherapeut*innen dort angestellt, sondern auch Psycholog*innen und (die beiden) Ärztinnen. Einmal im Quartal muss man zu einer Untersuchung, eigentlich musste ich jede zweite Woche auch noch zusätzlich abgewogen werden, das durfte ich aber bei meiner (unheimlich lieben und hilfsbereiten) Schulärztin tun, und sonst gibt es Einzel- und Gruppentherapien. Und darüber würde ich gerne etwas erzählen.
Zuerst fing ich mit einer Einzeltherapie an. Im Oktober war das irgendwann. Ich musste jeden Donnerstag nach der Schule gleich zum nächsten Bahnhof fahren und von dort ging es eineinhalb Stunden nach Wien weiter, bis ich im Institut angelangt war dauerte es ebenfalls circa eine halbe Stunde. Das ist ziemlich zeitaufwändig. Aber da ich Zugfahren wirklich liebe und am besten dort abschalten kann sowie zum Lesen und Schreiben und Lernen komme, macht mir das nicht so viel aus.
Wie dem auch sei, angefangen haben wir die Therapie mit einem Stammbaum, die Psychotherapeutin (wirklich wahnsinnig lieb und optimistisch, dass das Herz aufgeht) fragte mich allerhand Sachen über meine Familie und so weiter. Dann redeten wir eigentlich immer über das, was gerade so vorgefallen war. Ich bin so froh, dass ich die Möglichkeit hatte und habe, in Behandlung sein zu dürfen. Alleine hätte ich das sicher nicht geschafft, da nehme ich auch den enormen Zeitaufwand der An- sowie Abreise auf mich. Irgendwie hat mir die Einzeltherapie schon einiges über mich eröffnet, ich habe über die intelligenten Worte, die die Therapeutin von sich gegeben hatte, viel nachgedacht und versucht, zu reflektieren.
Und dann begann irgendwann die Zeit der Gruppentherapie. Ich musste dafür meinen ganzen Stundenplan umorganisieren und nun war der Dienstag der auserkorene Tag geworden.
Die Gruppe besteht aus eigentlich sechs, manches Mal sieben, Mädchen. Ich bin die Älteste und wir alle haben dieselbe Krankheit außer die süße Melisa, die an Bulimie leidet. Wir reden über Radfahren und Eiweiß und Gesundheit und Themen, die uns wichtig erscheinen, für die wir uns interessieren. Wir reden über Freundschaft und die Wichtigkeit von Nachhaltigkeit und versuchen uns selbst Tipps zu geben, wie wir unsere jetzige Situation noch verbessern können. Die Therapeutin, sie ist übrigens die gleich geblieben, redet nur manchmal dazwischen und fragt ab und zu nach. Obwohl wir alle aus einem mehr oder weniger - okay, eher weniger - verschiedenen Hintergrund kommen und alle unterschiedlich weit sind mit unserer Krankheit, kann ich mich in jede einzelne wirklich gut hinein versetzen. In ein Mädchen besonders, deren Krankheitsweg meinem ziemlich ähnlich ist, nur steckt sie leider so fest und kommt momentan nicht heraus aus diesem Sumpf... An sie muss ich wahrscheinlich am meisten denken und hoffe stets, dass es ihr ganz bald besser gehen wird. Aber ich fühle auch mit den anderen Mädchen mit. Manchmal geht es einem wirklich super lieben Menschen schlecht, sie fühlt sich dick und fehl platziert. Schwer nachzuvollziehen und doch so verständlich.
Aber das Ganze kann auch mal auf die Stimmung drücken. Hört man, was für schlechte Tage die anderen gehabt haben und wie wenig sie essen obwohl sie die Menge an Gegessenen als "viel" einschätzen, kommen schon einmal Zweifel hoch. Doch dann schafft es unsere Therapeutin, ein wenig wie eine Moderatorin, eine wundervolle Geschichte zu erzählen und damit die eineinhalb Stunden Gruppentherapie für diese Woche zu beenden.
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