Letztes Jahr habe ich nämlich für das sogenannte "unabhängige redaxkollektiv" eine Art Artikel geschrieben. Übrigens geht es in dem Heftchen um Antisexismus und dementsprechend fiel mein Geschriebenes aus.
Momentan blättere ich durch die Seiten und lese kreuz und quer eine Seite, betrachte die Comics, muss oft lachen, allerdings auch ziemlich häufig seufzen. Gut, die Seufzer mehren sich eigentlich. Vor allem, wenn es um die Rubrik Alltagssituationen geht, in der eben alltägliche Vorfälle erzählt werden. Mensch, manche Leute sind einfach viel zu dreist; beziehungsweise haben keine Ahnung von dem, was sie sagen.
Mein Artikel handelt von der männlich geprägten oder viel mehr assoziierten Welt des Schlagzeugspielens. Es ist nämlich wirklich witzig, mit welchen Reaktionen ich oft umgehen muss, wenn ich mal erkläre, dass ich gerne in meiner Freizeit auf Trommeln haue.
Ich mit meinem Egoismus lade einmal Bilder von der Seite 70 hoch - wer weiß, vielleicht stolpert die eine oder der andere ja doch über meinen Blog und es interessiert.
Das Bild hab zwar nicht ich gezeichnet, aber es ist doch schrecklich süß, was? :)
So, aber ich möchte mich hier nicht nur über die wunderschön gestaltete Broschüre auslassen, die merklich mit viel Arbeit und Herzblut gemacht worden ist, sondern auch ein wenig das Thema Sexismus anschneiden.
In unserer Gesellschaft ist Sexismus nämlich praktisch überall. Wir sehen dumme Frauenbilder an jeder Ecke verpackt in irgendeiner Werbung, er strahlt uns von jedem zweiten Poster oder jeder dritten Zeitschrift an und er ist schrecklich verankert in unserer Sprache - und Sprache schafft Wirklichkeit, das kann man nicht leugnen; wird etwas ausgesprochen, so wird es zur Realität und steht ganz konkret im Raum.
Und das ist so schade.
Es schränkt nämlich fürchterlich ein und so viele Möglichkeiten können dadurch nicht ergriffen werden.
Nehmen wir wieder mein eher banales Beispiel von Musik. Zuerst sind Frauen* ja sowieso nicht sonderlich präsent in dieser Szene und weiters wird das schätzungsweise in der nächsten Zeit auch so bleiben. Für Frauen* scheint kein Platz zu sein, außer vielleicht, wenn sie Harfe spielen. Man assoziiert mit allen anderen Geschlechtern außer dem Männlichen nämlich viel zu wenig - und diesen wird zu wenig zugetraut. Wie viele wahnsinnig berühmte musizierende Männer fallen dir ein? Wie viele Frauen?
Da fällt mir auch gerade ein Artikel ein, den ich vor vielleicht einem Jahr im Standard gelesen habe. Da ging es darum, dass es in der USA beispielsweise schon üblich ist, für Musikwettbewerbe sogenannte blind auditions durch zu führen. Die Jury weiß also nicht über die äußeren Eigenschaften der Bewerber*innen. Schön und gut, als dann aber Musikwissenschaftler*innen ein wenig nachforschten, kamen sie auf das Ergebnis, dass das Äußere bei sowohl Musik-Laien als auch -Experten sehr wohl eine große Rolle spielte. So waren ohne blind auditions wesentlich mehr Männer weiter gekommen, mit ihnen war es wesentlich ausgewogener - ich glaube sogar um die 50/50.
Und was sagt uns das?
Sexismus ist einfach. Ich schätze, deswegen kommt er auch so furchtbar oft vor. Es ist teilweise auch wirklich schwierig, nicht aufgrund des Äußeren auf irgendwelche Ideen zu schließen (Haben wir da nicht mal was im Psychologie-Unterricht gelernt?). Wir als Menschen sind doch unheimlich faul, machen wir uns nichts vor. Und das Schubladendenken ist wahnsinnig einfach. Ich kann dadurch gleich einordnen, was für ein Mensch sich mir gegenüber befindet, ohne ihn*sie auch nur ein wenig zu kennen.
Das passiert natürlich auch sehr viel unterbewusst. Ich denke, dass die Wenigstens ganz bewusst sagen, so, du bist weiblich und hast eine dünklere Hautfarbe, ich öffne jetzt diese Lade und lege dein Bild hier rein. Aber wir können uns dieser Tätigkeit bewusst werden und sie versuchen zu hinterfragen. Wir können uns sensibilisieren.
"Sexismus trifft alle - sowohl Frauen*, Männer* (cis/trans Frau* oder Mann*, intergeschlechtlich...), als auch Leute, die außerhalb dieses Schemas leben wollen. [...] Sexismus wirkt sich auch nicht immer negativ auf die betroffenen Personen aus. Es kommt immer darauf an, wer gegenüber wem sexistisch ist und wie viel Macht und Freiheit diese Personen in unserer Gesellschaft haben."
(Auszug aus der Antisexismus-Broschüre)
Ich versuche immer wieder, stereotypische Aussagen zu vermeiden und auf diese aufmerksam zu machen. Aber Diskriminierung wird, zumindest hier schrecklich oft, als nicht so schlimm abgetan oder als nicht-so-gemeint. Aber wie oben schon erwähnt: Sprache schafft Realität. Punkt.
Ein Dino sagt: "Also wenn's nach mir ging, wär Sexismus vor 300 Mio. Jahren schon ausgestorben"
Vielleicht ist es möglich, daran zu arbeiten. Vielleicht können wir uns alle so weitgehend sensibilisieren, dass wir über unseren netten, kleinen Tellerrand blicken und die wunderbare Vielfalt akzeptieren und sie schätzen lernen.
Die Broschüre gibts als Download und sie soll, denke ich, an allen Schnittstellen der österreichischen Hochschüler*innenschaft aufliegen. Sie ist unglaublich empfehlenswert. Schön, dass es solche Projekte gibt.
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