Mittwoch, 30. April 2014

Gedanken über zwischenmenschliche Beziehungen

"'We'll be friends forever, won't we, Pooh?', asked Piglet. 
'Even longer', Pooh answered."
- A.A. Milne, Winnie the Pooh


Freundschaft ist etwas wirklich, wirklich schönes. Es ist auch etwas unglaublich Wichtiges. Irgendwie hat diese Kombination aus Geben und Nehmen etwas - und wie sooft ist ein gesundes Gleichgewicht essentiell; weder zu viel davon oder zu wenig von dem anderen können die Sache ungemein verkomplizieren und aus dieser wahnsinnig tollen Situation etwas Komisches oder sogar Unangenehmes machen.


"Blumen können nicht blühen ohne die Wäreme der Sonne. Menschen können nicht Mensch werden ohne die Wärme der Freundschaft."
- Phil Bosmans


Daran ist, finde ich, etwas total Wahres. Welchen ungemeinen Stellenwert nehmen denn Beziehungen in unserem Wohlbefinden ein? Darüber macht man sich schätzungsweise nicht sonderlich oft Gedanken. Freundinnen werden als selbstverständlich angesehen oder man kommt gar nicht auf die Idee, dass es irgendwie irgendwann einen Punkt geben könnte, an dem man dann alleine da steht. 
Und das ist auch irgendwie ein wunderschöner Punkt an der Sache. Es ist einfach bis zu einem gewissen Grade selbstverständlich. Das soll so sein und es ist fein so. Im Idealfall bei einer wirklich tollen Freundschaft muss man sich nicht verstellen, man muss nicht immer darüber nachdenken, ob man das jetzt sagen kann oder nicht, man muss nicht immer hundertprozentig toll aussehen und man muss auch nicht immer gut drauf sein. Weil Freundschaft, Freundschaft ist irgendwo wie eine Harfe, oder eine Violine, die Musik spielt vielleicht nicht immer, aber die Saiten, ja, die sind immer da.

So. Und jetzt komme ich mal wieder (Überraschung!) zu meinem verkorksten Sozialleben. Ich hab jetzt beschlossen, einfach abzutippen, was meine Hände gerne schreiben möchten und gehe einfach die Gefahr ein, dass sich eventuell die eine Leserin oder der andere Leser wiedererkennen könnte. 
Auf jeden Fall passt es momentan einfach nicht. 
Irgendwie habe ich das Gefühl, einfach keine gute Freundin sein zu können. Wenn ich so zurück denke, mit wie vielen lieben und tollen und weniger netten Menschen ich schon innigst befreundet gewesen bin und mit wie vielen von diesen eben Genannten ich noch in Kontakt stehe, dann komme ich aus dem Staunen fast gar nicht mehr raus. Es gab da einfach schon so viele... Und ich habe es bei jeder und jedem bis jetzt geschafft, ihn oder sie zu vergraulen. Das macht mir unheimlich Angst. Weil momentan schaut es nämlich so aus, dass ich hier, wo ich gerade noch leben muss, nicht wirklich sozialen Anschluss oder sonderlich ausgereifte soziale Beziehungen habe, aber trotzdem Freund*innen, die nun halt woanders wohnen. Bald bin ich dann aber auch in der Hauptstadt und was ist, wenn die Menschen, mit denen ich mich jetzt so gut verstehen würde, mich dann besser kennen lernen und dann entdecken, dass sie lieber doch nichts mit mir zu tun haben wollen? 
Diese Gedanken begleiten mich jetzt schon eine Weile und und ehrlich zu sein machen sie mich ein wenig fertig. Ich würde ja so gerne eine nette und liebe Person sein...

Um außerdem auf die jetzige Situation zurück zu kommen.
Heute war mein letzter Schultag - das muss ich einfach noch einmal schreiben, mein ALLERLETZTER Schultag - das bedeutet, dass ich ab jetzt nie wieder Schülerin sein werde; das bedeutet, dass ich nie wieder in einer Situation mit einer Klassenkonstellation sein werde; das bedeutet aber auch, dass ich wahrscheinlich alle aus meiner Klasse bald nicht mehr wieder sehen werde. Und das ist doch komisch. Jetzt habe ich viele Jahre mit ihnen zu gebracht, mich Tag ein, Tag aus geärgert, natürlich auch viele schöne Stunden mit manchen verbracht, und nun glaube ich, dass ich bald keinen Kontakt mehr mit ihnen haben werde. Das sagt doch auch etwas aus, über meine Klassenkamerad*innen oder über mich sei jetzt einfach einmal dahingestellt. 
Aber ich bin froh.
Ich habe mit den meisten so wenig gemeinsam, dass es ja ein Wunder ist, dass ich so manche von ihnen trotz ihrer teilweise echt heftigen politischen oder sonstigen Aussagen noch nie geschlagen habe. 
Und irgendwie auch nicht.
Weil es ist so schwer, ich versuche mich immer in meine Vorfreude zu retten, aber das funktioniert halt nur bis zu einer gewissen Stelle. Jetzt komme ich langsam an eine Engstelle. Bald werde ich anstehen. Es ist einfach so traurig, dass ich es geschafft habe, sei es jetzt mit meiner jetzigen Situation oder mit meiner Persönlichkeit, meinem Auftreten, was auch immer, dass mich niemand umarmt, wenn er*sie mich sieht, dass mir niemand sagt, wie lieb oder süß ich nicht bin, wenn ich irgendeinen Blödsinn von mir gebe, dass mir niemand irgendwelche Nettigkeiten wissen lässt, wenn ich aufgrund meines Gewands unsicher bin, ja, dass ich in der Klasse gesessen bin und von niemanden angesprochen worden bin. 
Und das soll jetzt so weiter gehen? Es sind zwar "nur" Vorbereitungsstunden, aber die kann ich doch nicht nur alleine verbringen, oder?


 "The truth is, everyone is going to hurt you. You just got to find the ones worth suffering for."
- Bob Marley


Auch wenn ich Bob Marley als Person eher skeptisch entgegensehe, muss ich doch sagen, dass er es oft geschafft hat, die richtigen Worte in wundervolle Verpackungen zu packen und somit eine tolle Aussage zustande gebracht hat.

Aber am Schlimmsten ist es ja, wenn man dann sieht, wie andere miteinander umgehen können. Vor allem, wenn es Menschen sind, die doch eigentlich einmal deine beste Freundinnen waren, denen du immer zugehört hast und immer helfen wolltest. Wenn diese Menschen sich dann von einer distanzieren, dann kann das schmerzvoll sein. Es kann auch ganz schön weh tun, mitzubekommen, wie unglaublich lieb sie dann zu ihren neuen Auserwählten sind. Oder auch zu irgendwelchen anderen Leuten - Hauptsache nicht zu dir.
Ich mag den Charakterzug an mir überhaupt nicht, aber ich kann so schnell neidisch sein. Vielleicht hat das auch mit meinen ewigen Vergleichen zu tun. Und auf Freundschaften bin ich schon sehr neidisch.
Ich kenne wirklich ein paar wunderbar liebe Menschen, über die ich auch echt sehr, sehr froh bin, es ist halt so schwierig, weil diese Menschen wirklich immer Minimum 100 Kilometer von mir entfernt ihr Bett stehen haben und natürlich auch ihren eigenen Freundeskreis bei sich zu Hause, was dann klarerweise bedeutet, dass ich dann nicht einen so hohen Stellenwert einnehme. Ich möchte Freundschaften ja nicht reihen, aber ich denke, man kann meinen Standpunkt somit irgendwie besser nachvollziehen. Was weiß ich.
Und gerade jetzt wäre es wirklich schön, jemanden hier zu haben. Jemanden, mit dem oder der ich reden kann, eine Person, die ich mit meinen dummen Problemen ein wenig belasten darf, die mir vielleicht auch sagen kann, dass die Menge an Essen, die ich so zu mir nehme, nicht so extrem viel ist, wie ich immer glaube, die lieb ist zu mir und zu der ich auch lieb sein kann. Die ich umarmen kann, der ich gerne einen Musiklink schicken und mit der ich Zeit verbringen darf. Oioioi...


"Life is an awful, ugly place to not have a best friend."
- Sarah Dessen, Someone like You

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Was gibt es denn Schöneres, als einen Tag mit einer Freundin zu teilen? Oder gleich eine Woche. Einfach miteinander Zeit zu verbringen, zu reden, zu lachen, fernzuschauen, bloß nebeneinander lesen oder lernen oder was auch immer, spazieren zu gehen, oder auch Musik zu hören. Es gibt so viele Kleinigkeiten, die es sich eindeutig lohnt, zu teilen, damit aus ihnen etwas Größeres wird. Irgendwie bin ich fest davon überzeugt, dass das alles möglich ist, wenn man die richtige Person oder auch die richtigen Personen dazu hat.

Es gibt zwei wundervolle Beispiele von Freundschaft, an doe ich immer wieder gerne denke.

Beim ersten meine ich zwei Mädchen, die sich meines Wissens eigentlich auch noch nicht so extrem lange kennen. Die beiden haben sich in einer schwierigen Zeit kennen gelernt, in der sie zufälligerweise mehr oder weniger dasselbe durchmachen mussten und konnten so gegenseitig voneinander profitieren, sich helfen und unterstützen. Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie lieb manche miteinander umzugehen pflegen. Trotzdem picken die beiden nicht ständig aufeinander und halten es auch ein paar Tage ohne die andere aus, solange es halt nicht zu lange ist, versteht sich.
Eine Aussage ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Da erzählte das eine Mädchen von irgendeinem Treffen mit irgendjemanden, das ist ja jetzt auch nicht so relevant, auf jeden Fall hat sie dann berichtet, dass sie dieser Person dann von ihrer besten Freundin vorgeschwärmt hat, mit den Worten: "An dieser Person kann ich Liebe messen".
Puh. Nicht schlecht.

So, und das zweite Beispiel, von dem ich gesprochen habe, das sind drei Mädels. Die kennen sich auch noch nicht so lange, überhaupt nicht nämlich. Und obwohl sie äußerlich und auf den ersten Blick grundverschieden wirken können, haben sie solche Parallelen und ähneln sich insgeheim wirklich unglaublich, aber trotzdem hat jede von ihnen etwas ganz Eigenes und bringt etwas wirklich Besonderes in ihre kleine Gruppe. Das finde ich besonders schön, dass es so aussieht, als wären die drei wie zusammengewürfelt, sie sich aber einerseits so wundervoll ergänzen und andererseits schlicht und einfach zusammen passen, wie sonst nicht viel.

Heute schreibe ich zu meinen 100 frohen Tagen bei Tag 37 "Nie wieder Schülerin sein" hin. Das ist schon ein komisches...ein schönes Gefühl.

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