Der Titel ist vielleicht ein bisschen irreführend.
Ich könnte hier jetzt über meine persönliche sexuelle Orientierung schreiben, und warum es gar nicht so einfach ist, keiner Norm zu entsprechen. Im Anbetracht des vergangenen IDAHOT hätte das ja schon eine gewisse Aktualität.
Aber das mache ich heute nicht.
Vielleicht ein andermal, momentan fühle ich mich irgendwie nicht im Stande, das alles auf den Punkt zu bringen, andere können das wesentlich besser, ich würde mich wahrscheinlich nur verzetteln, bliebe nicht sachlich und würde irgendwann wutentbrannt den ganzen Post löschen, haha.
Gut, das war vielleicht ein wenig übertrieben. Aber es geht trotzdem um etwas anderes.
Das, worum es in diesem Eintrag gehen sollte, ist, meiner Meinung nach, ein wirklich schwieriges Thema. Überhaupt, mit unserer prüden Gesellschaft und unserer, wie mir langsam vorkommt, immer schamhafteren Jugend, ist das Thema der Sexualität, einmal nicht im politischen Kontext gesehen, ein selten angesprochenes und etwas, das zwar alle betrifft, aber niemand redet darüber und niemand kann darüber reden. Doch eigentlich ist es so etwas Natürliches - wobei, vielleicht nicht ganz, es wird dennoch so einiges konstruiert und viele haben einfach nicht die Möglichkeit, dazu zu stehen.
Trotzdem.
Mir ist die Idee, über dieses Thema ein paar Zeilen zu verfassen, gekommen, als ich die letzten paar Tage mit den schönsten Momenten Revue passieren hab lassen. Da kam mir eine ganz bestimmte Situation wieder in den Sinn:
Meine neu gewonnene Spontaneität feiernd fuhr ich vor fast zwei Wochen einfach mal so für eine Nacht in die oberösterreichische Hauptstadt und traf mich mit ein paar wundervollen Menschen dort. Irgendwann haben wir uns in einer Art Durchgang Schutz vor dem immer stärker werdenden Regen suchend wiedergefunden. Wir sind dort im Kreis gesessen und haben über alle möglichen Themen ganz offen geredet. Und irgendwann haben wir uns eigentlich ziemlich lange über Masturbation und unsere eigenen Erfahrungen damit unterhalten.
Das war echt einmal eine schöne Abwechslung. Ich meine, wer redet schon wirklich ganz normal darüber, ohne, dass es gleich komisch oder verdreht wirkt?
Aber nicht nur die jungen Leute werden immer prüder, auch die Schriftsteller*innen lassen diese Thematik gekonnt aus. Ich habe doch einiges über Anorexie gelesen, und sehr selten gab es ein Kapitel, dass sich der körperlichen Lust im Zusammenhang mit dieser Krankheit widmete.
Das bin ich aber natürlich ein bisschen auf den Grund gegangen und habe ein wenig Stoff dazu in einem einzigen Buch und ein paar Dinge - nützliche sowie eher sinnlose - im Internet gefunden. Aber wirklich viel ist das nicht gewesen, deswegen schreibe ich hier bloß über meine Erfahrungen.
Und, um ganz ehrlich zu bleiben, das fällt mir gar nicht mal so leicht. Ich möchte ja nicht gschamig sein, nein, ganz und gar nicht. Aber irgendwie bin ichs doch. Ja, wie gesagt, in unserem sozialen Miteinander läuft einiges nicht so ab, wie es eigentlich sein sollte, so bin ich zum Beispiel auch eigentlich nie in der Schule über dieses eigentlich sehr wichtige Thema informiert worden, weder im Biologie-, Psychologie-, Religionsunterricht, oder wo es auch sonst irgendwie hineinpassen hätte können.
Egal. Ich schreib das jetzt einfach.
Es ist ja so, zumindest war es das bei mir, dass, je mehr ich dem Essen entsagt habe, desto weniger Energie hatte ich. Mit der Zeit wurde ich auch dementsprechend immer schlaffer und träge. Das ist ja eigentlich total logisch. Futter liefert Energie. Ganz einfach. Und diese Energie habe ich so sehr vermisst, das kann man sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen. Ich bin nämlich an und für sich eine sehr aufgedrehte Zeitgenossin. Aber in dieser Zeit hat diese Abwesenheit von Energie schon einmal dazu geführt, dass ich am Abend einfach nur noch froh war, im Bett zu liegen und zu schlafen, einfach nur die Augen zuzumachen und in die umgekehrte Welt abgleiten. Gut, das hat auf den ersten Blick jetzt nicht viel mit Lust oder dergleichen zu tun, aber, bei genauerer Betrachtung wird doch meist der Abend für etwaige Aktivitäten genutzt, nicht? Und dieser fiel größten Teils schon einmal weg.
Andererseits hat es mich auch irgendwann nicht mehr interessiert. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, mich selbst zu befriedigen. Wahrscheinlich hat das auch irgendwo etwas mit Vitalität und Aktivität zu tun. Natürlich habe ich außerdem auch immer Nähe zu anderen Menschen gesucht, aber auf diese Art von Nähe konnte ich sehr gut verzichten, was ich eben dann auch ohne gröbere Probleme habe. Das ist vielleicht jetzt blöd gesagt, aber es ist einfach nicht gegangen.
Das sind alles nur blanke Vermutungen meinerseits, aber vielleicht hat das auch etwas mit den Hormonen zu tun. Mein Hormonhaushalt war total durcheinander gewirbelt, was man an einigen Faktoren sehen hat können, und diese Botenstoffe sind doch ein wichtiger Bestandteil eines solchen Aktes.
Weiters ist dazu gekommen, dass ich mich einfach nur so schlecht gefühlt habe und alles andere als wohl in meiner Haut. Ich konnte mich ja teilweise nicht mal mehr im Spiegel ansehen. Wenn man so ein unguten Bild von sich selbst hat, ist das, naja, nennen wir es einmal, Spielen mit sich selbst eben weit entfernt von naheliegend. Außerdem hat das ganze so viel mit (Lebens-) Freude zu tun. Ohne die geht halt gar nichts.
Es hat mir also an Energie, an Spaß, an Interesse und eventuell an dem richtigen Hormonhaushalt gefehlt. So betrachtet, kommt es mir beinahe plausibel vor, dass Lust einfach ein Fremdwort geworden ist. Das kann man jetzt aber wirklich auf alles auslegen, und ist nicht nur auf die Körperliche fixiert.
Und ich finde das, vor allem rückblickend betrachtet, wirklich traurig.
Dass sich mein gestörter Umgang zu Essen auf diesen grundlegenden...Trieb geschlagen hat, bedeutet für mich nur umso mehr, dass das Zu-Wenig-Essen bei uns viel zu wenig Realität und viel zu wenig Ernsthaftigkeit zu gesprochen wird. Es passiert einfach so viel mit dem eigenen Körper, man tut dem eigenen Innenleben nicht gut und bringt so einige eigentlich natürliche Funktionen durcheinander.
Außerdem kann man feststellen, dass es so viele Mädchen* und auch einige Burschen* gibt, die genau in dem Alter, in dem sie ihre Sexualität entwickeln oder entdecken würden, in eine Essstörung stürzen. Natürlich, das ist etwas Neues, etwas, das Veränderung verspricht. Da gibt es keine Fragen, das kann eine*n einmal umwerfen und verwirren und sogar auch schockieren. Wenn dann das (soziale) Umfeld Sexualität so tabuisiert, macht es den ganzen Prozess natürlich um nichts einfacher...
Vielleicht ist dieser Eintrag jetzt komisch, aber irgendwo wollte ich das auch mal loswerden.
Mir reicht diese Prüderie nämlich langsam echt; und ich finde es so schlimm, dass man nirgends wirklich informiert wird. Allerhöchstens wird uns von diversen Medien das "normale" sexuelle Miteinander suggeriert, also das zwischen Mann und Frau - die Frau spielt natürlich die unter- und der Mann die übergeordnete Rolle. Von Selbstbefriedigung ist nichts zu hören und von Sex zwischen zwei Frauen* oder zwei Männern* brauch ich wohl gar nicht mal anfangen.
Diese Umstände führen dann einfach auch so weit, dass meine Nachbarin glaubt, etwas sei falsch mit ihr, weil sie beim Sex mit ihrem Freund nie gekommen ist; es ist halt einfach wesentlich komplizierter als rein-raus.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen