Dienstag, 22. Juli 2014

Es muss halt sein

Ich möchte ehrlich sein, und zum Ehrlich-Sein gehört eben auch alles dazu. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass ich mir letztens erst wieder gedacht habe, dass ich einfach wieder aufhören sollte zu essen. Weil, was bringts denn eigentlich? Es ist so unglaublich furchtbar und irgendwo auch grausam, wie mit unserer Nahrung umgegangen wird. Der Rewe-Konzert sollte überhaupt zur Gänze boykottiert werden und prinzipiell, diese ganzen Supermarktketten, die bis am Abend Brot backen, den hiesigen Bäckereien alle Kund*innenschaft wegnehmen, die Mitarbeitenden viel zu wenig bezahlen, Menschen ausbeuten, nicht wirklich auf Nachhaltigkeit achten, bloß auf Profit und nicht auf Umwelt oder Gesundheit schauen und ihre Produkte aus nicht so ganz transparenten (was für ein Wort!) Handel beziehen.

Aber das ist es natürlich nicht nur.
Ich fühl mich schrecklich und dick und was weiß ich was, bin einfach unzufrieden mit mir selbst einmal wieder. Und dann ist es naheliegend, für mich zumindest, wieder ins alte Denkmuster zu verfallen.

Wenn ich wieder dünn wäre, dann...

Ja, so schauts nun mal aus. Oder besser, so hat es ausgeschaut.
Ich habe mir nämlich dann gleich danach gedacht, wie schlimm das eigentlich wäre, wenn ich das nicht zusammen bringen würde. Ich bin nun mal ein erwachsener Mensch (oder so) und habe Verantwortung. Eben auch über mich selbst. Ich habe eine Wohnung, sollte auf mich selbst achten und lernen, mit anderen Menschen, die nicht zu meiner Familie gehören, zusammenzuleben. Und das Leben und leben hier ist toll. Da kann man sich echt nicht beschweren. Ich muss es doch zustande bringen, mich selbst zu versorgen. Und essen gehört da halt dazu, das ist so. Wie soll ich jemals ein selbsterfülltes, eigenständiges und erfolgreiches - wie auch immer das dann aussehen mag - Leben führen? Mein Körper gibt mir schon Bescheid und wenn ich Lust auf etwas habe, wie schlimm wäre es dann, würde ich mir das nicht gönnen? Meinem Körper so viel Wichtiges abverlangen? Wie soll ich jemals auf Kinder achten können? Ihnen Nahrung geben, sie aufziehen. Eine Familie haben. Ich muss bei mir selbst anfangen und, naja, schließlich ist essen, so wie Schlaf auch, ein Grundbedürfnis, das gestillt werden muss. Ohne Treibstoff funktioniert man nur auf Sparflamme, kann sich nicht entfalten und verliert an Energie, somit auch an wertvoller Zeit.
Auf sich selbst achten. Auf sich selbst Rücksicht nehmen.
Ich weiß nicht, manchmal denke ich mir, ich bin so ziemlich der egoistischste Mensch, der so auf der Erde wandelt und dann in einem anderen Moment, in einem anderen Kontext befürchte ich, dass ich vielleicht doch zu viel zurückstecke und meine eigenen Bedürfnisse nicht laut genug kundtue. Komisch. Aber in dieser Linie gibt es eigentlich nur einen Weg. Ich kann versuchen, so nachhaltig, wie nur irgendwie möglich, zu konsumieren, meinen Orangensaft mit dem Fair Trade Logo drauf kaufen und mich vegan ernähren. Aber, solange ich nicht einen auf Selbstversorgerin mache, kann ich mir nie so ganz bewusst sein, aus welchen Quellen meine Energien geschöpft wird. Ich versuchs halt mal, mit selbstgebackenem Brot und eigens hergestellter veganer Milch.
Meine Eltern haben mir so viel zugetraut. Sie haben mir eben die volle Verantwortung gegeben, mein Leben alleine zu gestalten, mit ihrer Unterstützung natürlich aber nicht unter ihrer Beobachtung. Ich mach mir auch meine Termine selbst aus. Und irgendwie, ich weiß nicht, ich möchte sie da nicht enttäuschen. Hab ihnen doch schon genug Leid zugefügt, mit ganz unterschiedlichen Dingen. Da kann ich ihnen das doch nicht so danken, dass ich wieder an Gewicht verliere und noch lethargischer werde.
Ich zieh das durch.
Ich lebe und mir tut es immer nur so leid, wenn ich von anderen Menschen höre, für die das nicht Grund genug ist.
Bitte achte auf dich! Esse regelmäßig. Nimm Nahrung zu dir, die gut sind für deinen Körper, aber auch solche, die gut ist für deine Seele. Nimm dir Zeit für dich selbst und lese oder geh spazieren, tu was für dich. Umgebe dich mit Leuten, die es erstens verdient haben, deine Anwesenheit zu genießen, und die dir zweitens gut tun. Entferne dich doch von denen, die das nicht machen. Such dir bitte gleich Hilfe, wenn du eine benötigst und dreh dich sofort um und gehe, wenn du dich mit einer Situation nicht wohlfühlst. Denk nach und schaff dir eine Welt, in der du gerne lebst. Mach dir den Tag immer sonnig, egal, ob gerade Wolken am Himmel die Landschaft vergrauen. Tu die Dinge, die dir Freude bringen und bereue nichts. Schau darauf, dass du auch genug Schlaf abbekommst.
Bitte.
Und das hört sich jetzt schrecklich kitschig oder was weiß ich an, aber es ist mir ein Anliegen.
Es ist nicht notwendig, ein unbuntes Leben zu fristen. Man darf es sich auch gönnen, gut drauf zu sein und zu tanzen und zu springen.
Wir hier sind in einer disponierten Stellung, irgendwie. Wir haben alle genug Ressourcen, um zu leben. Das ist leider echt nicht überall der Fall. Daran müssen genau wir etwas ändern! Aber zuerst funktioniert das nur, wenn wir diese Stellung nutzen. Für uns selbst. Nicht egoistisch, nicht selbst zentriert. Bloß lebensnotwendig.

Also, bitte, schau auf dich!
Ich versuchs auch.

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