Samstag, 5. Juli 2014

Zeit, fliegen, Kisten voll Bücher, Rolfi, Gedanken und ganz viel Tagebuch schreiben

Jetzt war es wieder über einen längeren Zeitraum relativ ruhig hier. Ein bisschen verstaubt. Hoffentlich bessert sich das und pendelt sich wieder ein, ich möchte doch eigentlich regelmäßig Updates über mein Leben, über meine Gedanken geben und meine Einstellungen, meine Meinung frei herausschreien - oder eher posten.
Der Grund für meine Abwesenheit, wie dem auch sei, war meine kleine Maturareise und natürlich eben auch die vorhergegangene so schön genannte Reifeprüfung, die mir ja bekanntlich den letzten Nerv geraubt hat. Und wenn ich nur eine Sache über die fünf Tage in London sagen darf, dann wäre es soetwas wie wundervoll. Vielleicht auch unglaublich. Oder kunterbunt. Okay, ich brauch doch ein bisschen mehr Platz, um meine Eindrücke auszudrücken. Am liebsten würde ich hier tausende von Fotos hochladen; auf die muss ich allerdings selbst noch warten, weil ich analog geblieben bin und so erst den Film entwickeln lassen muss. Auf alle Fälle waren die paar Tage, die eindeutig viel zu schnell vergangen sind, wirklich wunderschön. Ich bin nur mit meiner großen Schwester weggeflogen - das war unser allererster Urlaub nur zu zweit und es hat einfach so gut gepasst. Wir brauchen einfach keine Rauschmittel, um die überdrehtesten Menschen in dreizehn Kilometer Umkreis zu sein und haben es wirklich geschafft, uns echt gut zu ergänzen. Eigentlich sind wir ja ganz andere Reisetypen. Sie möchte gerne von einem Kaffeehaus zum anderen flanieren und entspannen, während sie hier und da kulturelle Eindrücke sammelt und auf ganzer Linie genießt. Ich hingegen würde am liebsten den ganzen Reiseführer an einem Tag durchmachen, jedes Museum besichtigen, gleichzeitig aber nicht allzu viel Geld ausgeben und alles sehen, was es zu sehen gibt. Wir fanden einen tollen Mittelweg. So sind wir von einem - wirklich, wirklich unglaublich bezaubernden - Park zum nächsten Museum spaziert, haben uns in der Zwischenzeit einen Kaffee gegönnt und die ganze Zeit gelacht und die Sonne, die zu unserem Glück die meiste Zeit auf uns herabgeschienen hat, genossen. Irrsinnig feine Sachen haben wir uns angeschaut und auch das größte Glück bei den paar Museen, die von uns besucht worden sind, hatten wir ebenfalls. Ich kann London als Reiseziel einfach wirklich nur weiterempfehlen und vermisse es jetzt schon schrecklich. Auch ist es irgendwie komisch, allein zu sein. Ich mein, ich bin ja nicht wirklich alleine, habe meine Eltern mehr oder weniger die ganze Zeit um mich, aber trotzdem, die letzten Tage habe ich einfach nur mit meiner kleinen großen Schwester verbracht, da gewöhnt man sich dann doch sehr schnell dran. Nicht so wie mit dem Linksverkehr.
Außerdem ist unser Trip wirklich anders verlaufen, als geplant. Spontaneität und Improvisationsvermögen waren doch immer wieder gefragt und wir beide haben kein einziges Mal gestritten. London ist kunterbunt und laut und ereignisreich und ich habe von einem wildfremden Mann auf der Straße ein Kompliment für meine Schuhe bekommen. Einfach so. Your shoes - magnificent! Wir waren in sündhaft teuren Vintage-Shops und haben uns Sonnenbrillen gekauft und den halben Second Hand Shop bei der Portobello Road, dort, wo gerade minus fünfzig Prozent auf das gesamte Sortiment an Gewand war, leergekauft. Ich war furchtbar demotiviert, weil nichts gut aussieht bei mir und meine Schwester hat echt starke Nerven bewiesen, mich in der Früh beim Umziehprozedere auszuhalten. Falls das eine*r meiner zukünftigen Mitbewohner*innen liest, viel Spaß übrigens! Eigentlich bin ich ja gut drauf am morgen, meine Laune kann aber doch recht schnell umschlagen, wenn mal wieder mein gesamter Kleiderschrank nicht gut aussehen will an mir. Wir haben Mojito getrunken und baked beans gegessen und das englische Fernsehprogramm ausgetestet, Karten geschrieben und sind mit dem Flugzeug geflogen. Einmal hin. Einmal zurück. Und dann war es aus. Die Zeit ist unglaublich schnell vergangen. Einmal Wimpern zuschlagen und unser Aufenthalt war schon wieder aus und wir mussten uns mitten während des Rückfluges unsere Sicherheitsgurte anschnallen, weil wir mit Turbulenzen konfrontiert worden sind. Und dann waren wir in Schwechat und die Eltern und der kleine Neffe/Sohn sind schon in der Eingangshalle bereit gestanden. Es ist schon ein Wahnsinn, wie sich kleine Kinder auf die Mutter freuen können. Die beiden waren auf alle Fälle glücklichst wieder vereint und die große Großstadt nur mehr in Erinnerungen und auf Fotofilm.
Es war schon dunkel, als wir ankamen. Draußen vorm weißen Auto, während die ganze Bagage noch eine Zigarette rauchen musste, zeigt mein lieber Neffe plötzlich nach oben und meint mit hoher Stimme, "Da oben! Da oben läuft der Rolfi!". Und wir vier schauen in den Nachthimmel und stimmen ihm zu. Es ist immer noch sehr komisch. Heute haben meine Eltern und ich kurz darüber geredet, wie anders das Leben eigentlich jetzt ist. Es sind halt die Kleinigkeiten, die auffallen. Man hatte doch eine gewisse Routine inne - das Erste, was gemacht worden ist, sobald man die Eingangstür hinter sich geschlossen hatte, war, zu schauen, wo denn der Hund steckt. Das hab ich eigentlich immer schon gemacht. Dabei muss gesagt werden, dass Rolfi seit 1999 fester Bestandteil unserer kleinen chaotischen Familie war. Und plötzlich geht es ihm immer schlechter. Zuerst nimmt er ab, dann schaut es ganz so aus, als würde er sich wieder ein bisschen erholen - komischerweise kann man das mit meiner Situation damals ziemlich gut parallelisieren, als hätte er seine Essgewohnheiten an meine abgestimmt - aber er schafft es halt dennoch nicht. Wird immer dünner, isst immer weniger, wird immer langsamer, kann irgendwann nicht mehr mit spazieren gehen. Und so bin ich meine Runden alleine gezogen. Das ist schrecklich ungewohnt und wirklich komisch, kaum höre ich es wo rascheln, denke ich abrupt daran, dass Rolfi jetzt gleich um die Ecke gedackelt kommt, mit fliegenden Ohren. Schlussendlich musste es darauf hinauslaufen, dass irgendjemand mit ihm zur Tierärztin fährt. Schwierig war besonders die Aufgabe, dem Neffen zu erklären, was jetzt los sei, wo der liebe Hund, der doch immer schon da war, denn nun ist. Er ist im Himmel. Zum Stern geworden und schaut jetzt runter. Die Idee gefällt dem Kleinen irgendwie, habe ich so das Gefühl und so sieht er immer den Hund, wenn er in den Himmel - oder wie er immer gerne sagt, den Weltraum - schaut.
Es verändert sich momentan so viel. Das ist nur ein kleiner Teil. Mein Zimmer, zum Beispiel, sieht schrecklich unordentlich und unaufgeräumt aus. Überall steht alles herum, meine Bücherregale sind leer und irgendwie habe ich so das Gefühl, dass man merkt, dass ich noch nicht so recht weiß, wie ich alles irgendwo unterbringen kann. Ich habe einfach so viel Zeug. Und so Vieles muss einfach mit. Am Montag ziehe ich nämlich in die Hauptstadt. Endlich. Nach der Londonreise kann ich es noch weniger erwarten. Ich brauch Stadtluft und Neues und Großes und Lautes und Veränderung. Ich brauch Menschen, die meine Meinung teilen und möchte mich nicht mehr mit solchen umgeben, die schrecklich diskriminierende Worte für andere Menschen mit bestimmten Merkmalen oder Eigenschaften einfach so verwenden, weil sies sowieso nicht böse meinen und man das halt so sagt. Ich möchte mich engagieren und aktiv sein und ganz viel tun. Ich will mit meinem Rad an dem Donaukanal entlang fahren und mich über jede Blume freuen, die zwischen dem Asphalt hervorsprießen konnte. Aber trotzdem ist es komisch. So lange habe ich auf das hingearbeitet und jetzt ist es da. Schule abgeschlossen, sogar meinen allerletzten Jahresbericht schon durchgeblättert - schrecklich interessant mal wieder, und nun heißts nur mehr packen und nach und nach Möbel zusammenklauben. Ein Bett habe ich zwar immer noch nicht, aber die kleine Matratze von daheim tuts die ersten Monate auch. Irgendwie betrachte ich diesen Umzug auch ein klein wenig als Neuanfang. Ich kann mich anders entfalten und sehe das als Chance, das Beste zu tun. Und vielleicht ist es auch möglich, meine Gedanken ein bisschen zu sortieren und herauszufinden, was wirklich meine Ziele sind und wie ich sie erreichen kann und vor allem, wie es mir möglich gemacht wird, zu helfen und, eben, wie schon erwähnt, aktiv zu sein.
Ich habe mich so sehr verändert in den letzten Monaten und möchte sehen, wie sich das alles weiter entwickelt, wie ich mich entwickle und wie ich meinen Alltag in der Hauptstadt meistern kann. Ich habe es geschafft, all meine Bücher, CDs, Filme und Fotos in vier Klappkisten zu räumen, da schaff ich doch auch das Tetris des Alleine-Lebens. Ich hab meine Tuschestifte und meinen Stoffelefanten und mein Schlagzeug. Gerade mache ich mir über einige Dinge Gedanken und möchte ein wenig ausmisten. Ich hab mein Tagebuch und ganz viel Unterstützung.

1 Kommentar:

  1. oh w o w, all das würde ich gerne einmal persönlich und ausführlicher geschildert von dir hören. :)

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