Sonntag, 19. Oktober 2014

Der Kuchen nach dem Konzert

Gestern hatte Schapka (ohja! Ich habe das gerade mit unserer Facebook-Like-Seite verlinkt - kann man etwas blau unterlegen, fühlt es sich gleich noch cooler an ) einen Auftritt. Kuchenkino war. Das ist eine kleine Veranstaltungsreihe, die es noch nicht so lange gibt und ca. jeden Monat einen Film zeigt. Im Preis inbegriffen ist veganer Kuchen. Und am Samstag durfte Schapka nach dem gezeigten russischen Horrorfilm aus den 1960er Jahren ein paar Lieder klimpern. 

Schapka ist mein Band-Projekt. 
Es geht ganz viel um Spaß. Feminismus. Selbstironie. Es ist eine Ebene, eine Plattform, auf der wir uns ausdrücken können. Politik und Gesellschaftskritik stehen im Focus. Und Gitarrenverzerrer. Und der Micro-Korg, der es immer wieder schafft, ein Lied unglaublich aufzuwerten und den so speziellen Schapkasound tatkräftig mitgestaltet. Es wird geschrien und auf die Stand-Tom geschlagen. Wie gesagt, Selbstironie nicht vergessen! 
Bei der Vorstellungsrunde gestern hat zum Beispiel Marie ins Mikrophon gebrüllt, dass Laura die ganze Zeit nur auf ihr Handy schaut. Laura schaut die ganze Zeit nur auf ihr Handy. Laura ist die ganze Zeit nur auf Tinder. Laura erzählt uns die ganze Zeit nur über ihre Tinder-Dates. Und Marie hat nie Bob der Baumeister geschaut. Weil Marie war immer nur auf der Waldorfschule. Und Marie hat nie englischsprachiges Radio hören dürfen. Marie hat nie englischsprachiges Radio hören dürfen. Und Lili isst immer nur Agavendicksaft. Und Lili is(s)t immer nur vegan. Manchmal isst Lili aber auch Eier. Lili isst aber nur dann Eier, wenn sie den Bauern und die Bäurin und die Hühner kennt und die Hühner gestreichelt hat, dann isst Lili manchmal auch Eier.
Wir tragen Hauben und Marie cycled aus alten Pullovern welche mit ihrer Nähmaschine up (ob man diesen Anglizismus überhaupt so trennen darf?) und Jutebeutel gibt es auch schon. Da steht dann in kyrillischer Schrift "Schapka" drauf. Und Schapka auf kyrillisch schreibt sich so: Шапка. Erinnert ein bisschen an ein anderes Wort aus der englischen Sprache, nicht? Und es gibt eine Kassette. Mit Downloadlink. Und Online-Stream. Sie ist übrigens türkis. 



Ja. 
Gestern haben wir gespielt und auf die Instrumente geschlagen.

Mir ist das Projekt schon sehr ans Herz gewachsen und ich finde es wirklich fein, wie sich alles entwickelt. 

Aber so viel dazu. 


Eigentlich wollte ich ja auf etwas anderes hinaus.

Ich hab gestern zwei Stück unglaublich guten Kürbis-Kuchen gegessen. 

Und eigentlich kommt mir ja immer alles so absurd vor. Wieso habe ich denn wegen den paar Bissen dieses riesen Bedürfnis, das jetzt aufzuschreiben und in die Welt zu posten? Wieso muss mich denn das jetzt immer noch beschäftigen? Wann hört das bitte endlich auf?
Ich weiß es leider wirklich nicht. 

Das war doch eh schon gestern. Vergangen. Darüber braucht man sich ja keine Gedanken mehr zu machen.
Und heute Abend sitze ich hier, auf meinem Cajon, vor meinem Schreibtisch und meiner CD-Sammlung und grüble darüber nach. 

Es ist irgendwie immer noch ein so präsentes Thema. Auch, wenn es stetig besser wird und mir der Kontakt mit Menschen, die sich nicht unbedingt zwanghaft gesund ernähren müssen, sicherlich gut tut. Es verbessert sich eben. Langsam. 
Ich versuche dann immer wieder alles zu relativieren. Ein veganer Kuchen. Mit Kürbis. So süß war er auch nicht. Außerdem bin ich schon beinahe geübt im mir selbst sagen, dass ich doch den ganzen Tag zu Fuß oder Rad unterwegs bin, Schlagzeug spiele und überhaupt - so ein Konzert strengt an. Energie. Oder so. Manchmal funktioniert dieses Überreden. Manchmal. 
Energie! Ich weiß ja, wie es ist, nichts davon zu haben. 

Am Liebsten würde ich abschalten können. Einfach durch den Alltag gleiten. Nicht zu viel über das nachdenken. Nicht zu viel nachdenken. Prinzipiell. Einfach machen. Einfach die Dinge angreifen, die sich gerade richtig anfühlen. Und tun. Meine Kamera auspacken und die am Donaukanal sitzenden Menschen fotografieren. Auf der Schaukel sitzen und mit lieben Leuten reden. Ohne mich zusammenreißen zu müssen. Ohne dann auch noch an das Weißbrot zu denken. 

Also. Was ist zu tun? 

Ich bin mir schon wieder so unsicher. Über alles. 
Mein Bauch nimmt zu viel Platz ein. Im T-Shirt. Und in meinen Gedanken. 

Eigentlich finde ich es ja super, dass ich gestern Kuchen gegessen habe. Ich meine, abgesehen davon, dass es halt einfach gut geschmeckt hat. Kuchenessen macht man doch. Also, gestern Abend haben beinahe alle ein Stück in der Hand herum getragen und genascht. Ohne viel darüber nach zu denken. Wer mag denn keinen Kuchen? 
Genau. Mein Verhalten ist nicht mehr so kontrolliert. So streng. So zwanghaft. Es geht eben. Ich kann von Dingen abbeißen. Etwas ausprobieren. Irgendwie kommt es mir so vor, als wäre ein kleiner Schritt zumindest schon getan. 
Jetzt heißt es nur mehr am Denken zu arbeiten.

Oder?

Während ich das schreibe, kommen schon wieder Zweifel in mir hoch und ich weiß einfach nicht weiter. Ist das jetzt in Ordnung so? Oder sollte ich wieder aufhören damit? 

Also. Was soll ich tun?

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