Gerade bin ich vom Spazierengehen heim gekommen. Heute ist irgendwie viel passiert und irgendwie auch nicht. Es war einer dieser Tage, an denen man sich einfach nicht entscheiden kann, ob man nun produktiv war, oder nicht. Ich meine, es gab die Minuten, die zu halben Stunden geworden sind, in denen ich vor mich in die Luft gestarrt habe, in denen ich anderen Menschen beim sich selbst inszenieren auf YouTube zugesehen habe. Aber andererseits hab ich auch gerechnet, mich (viel zu wenig) für meine morgige Prüfung vorbereitet, gemalt, Harfe gespielt, war an der Uni, bin Rad gefahren, war Schaukeln, habe einen Hund gestreichelt, Dinge ausgeschnitten und aufgeklebt, die Blumen gegossen, gekocht, mit Menschen geredet, eine Schüssel und gleich darauf eine Glasflasche zu Bruch gehen lassen, mir eine Plastikblume ins Haar gesteckt, habe geatmet.
So. Und da muss ich gleich an meine vorübergehende Sinnkrise denken. Unkreativ. Heute hat es mich in gewisser Weise überkommen. Kreativität kann man irgendwie nicht erzwingen. Plötzlich packe ich ein Blatt Papier während Zellbiologie aus und beginne, ein Bild zu zeichnen. Jetzt! Wo ist meine Harfe? Ich muss spielen. Und schreiben. Ja, schreiben möchte ich sowieso viel mehr. Schreiben ist eines der besten Ventile. Am direktesten. Wobei, ich beginne mich langsam am politischen Malen. Wenn man das so nennen kann. Vielleicht schaffe ich es, morgen eines der Bilder abzulichten und hochzuladen. Das hatte ich eigentlich jetzt vor, aber ohne Sonnenlicht geht das alles nicht so, wie ich das gerne hätte.
Und als ich durch die Haustür gegangen bin, hab ich mir überlegt, über was ich denn schreiben könnte. Es fällt mir immer besonders schwer, mir ein Thema zu überlegen, wenn ich mit dem vorhergehenden Eintrag so überhaupt nicht zufrieden gewesen bin. Aber ich dachte, ich könnte ja aufzählen, was ich alles nicht gerne machen würde. Wofür die Zeit fehlt. Das Geld. Das Talent. Der Stil. Die Möglichkeiten. Das Wissen.
Aber da habe ich mich dagegen entschieden.
Weil das mit Fehlen etwas zu tun hat. Und das ist irgendwo negativ behaftet. Natürlich kann auch Traurigkeit, Müdigkeit, Demotivation fehlen. Aber davon spricht man doch nie, oder? Es fehlt immer nur das Gute, das Positive in unserer Welt.
Nein.
Ich möchte anmerken, was nicht alles gut ist. Gerade. Jetzt in meiner Situation. Wie ich auf meiner kleinen Coach sitze und meine Gedanken schweifen lassen kann.
Und obwohl es immer noch so vieles zum Entdecken, zum Erleben gibt, es ist schon so viel weiter gegangen.
Am Vormittag, in der Früh um es besser auszudrücken, hat die Sonne durch das Wolkenmeer gestrahlt. Es gibt wenig besseres, als am Anfang des Tages das Haus zu verlassen und sich auf den Sattel zu schwingen, der Sonne entgegen fahren. Hunde. Jeden Tag sehe ich sie an der Uni. Ganz brav, klein und groß und mit vielen Haaren. Schaukeln. Und der Alois Drasche Park. Ruhe. Wenn es manchmal möglich ist, einfach einmal Abzuschalten und Entspannung genießen zu können. Vielleicht fährt draußen ein Auto vorbei, aber sonst ist es Still. Und die Wohnung ist auch einmal leer. Freunde und Schwestern. Laborpartnerinnen. Mein Hochbett und die Nägel an der Wand. Die Harfe, die mitten im Zimmer thront und sich freut, wenn sie viel zu selten gestimmt wird. Motivation. Die Tatsache, dass der Unieinstieg ein gewisser Neuanfang war. Schätzenswerte Menschen, mit denen ich mich umgeben darf. Eine gute Anlage. Danke Flo! Die Aussicht auf Punsch und Flohmarkt morgen. Das machen zu können, was mir Spaß macht. Irgendwann etwas verändern. Einem Menschen aus einem anderen Land beim Lernen unterstützen und spazieren gehen. Die Blumen gießen. Die Möglichkeit, mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren, Musik im Ohr. Bunte Bettwäsche. Wenn die Mitbewohner*innen nett sind. Und Umarmungen. Die ich auch wieder in der Lage bin, mir zu holen. Alle werden umarmt. Wobei, nicht übertreiben, oft hält mich noch etwas zurück, ich trau mich nicht. Aber meistens nicht. Konzerte und der Nachhall von Gitarrenklänge. Gute Gespräche, obwohl man eigentlich gerade über den Nachweis von Sulfaten diskutieren sollte. Artikel, die zum Nachdenken anstiften und Zeitschriften von irgendeiner katholischen Organisation, in der junge Verheiratete interviewed werden. Ein guter Zeitvertreib. Früh aufstehen und Zeit haben. Kein Stress. Spontaner Besuch. Gespräche mit Fremden. Gespräche während Zellbiologie über Avocados, Haare, Kunst und was auch immer. Wasserfarben. Zeitungen ausschneiden. Die Pressefreiheit prinzipiell. Blumen. Und wenn es nur welche aus Kunststoff sind. Eine Kamera, die ich mit mir mit tragen kann und schöne Menschen fotografieren. Sich alles trauen können. Daran wird gearbeitet. Motivierende Nachrichten. Information. Das Gefühl, ein Beispiel mit Lösefällungsgleichgewichten verstanden zu haben. Tumblr-Blogs, die Dinge posten, wie "Let me tell you something: recovering from an eating disorder is a much bigger accomplishment than having an eating disorder.". Und ja, den Satz zu lesen hat mich unglaublich gefreut. Irgendwie berührt fast. Weil manchmal weiß ich einfach nicht, so gerne würde ich mich öfters anvertrauen, aber irgendwo auch nicht. Sieht man dann solche Worte, dann passt das irgendwie. Ein Marmeladenglas voller schöner Erinnerungen. Milch selbst machen und Thymian hinzugeben. Sticks abbrechen. Bandproben ausmachen. eine Europalette durch Wien tragen. Alles nachhaltig kaufen. Listen schreiben. Musik entdecken. Ketten tragen. Göttinnen haben. Ein neues Buch aufschlagen. Sich selbst nicht runter machen. Duschen. Ja, auch duschen ist etwas unglauglich feines, finde ich. Es entspannt und man kann sich nicht schlecht fühlen dabei - solane es keine Spiegel gibt. Schöne Menschen. Innen und Außen. Einen Kabelsalat am Fußboden zu haben. Sonnenlicht. Wenn der Winter anfängt, werden doch alle melancholisch und niemand ist mehr gut drauf. Woran liegt das wohl? Ich bin fest davon überzeugt, dass alle viel mehr Sonnenlicht brauchen. Spazieren gehen. Spontaneität. Gemeinsam Filme schauen. Schöne Augen. Gute Düfte und Gerüche. Ich fühle mich manchmal zurückversetzt in die Zeit, in der ich Das Parfum von Patrick Süßkind gelesen habe. Danach ist es mir vorgekommen, als würd ich die olfaktorische Welt um mich herum viel besser wahrnehmen. Und gerade bin ich oft von so guten Düften umgeben, dass ich mich nur freuen kann. Nase nach oben. Aber nicht hochnäsig. Stolz sein, aber nicht #stolzdrauf. FM4. Das macht mir gerade viel Freude. Die Morningshow und Reality Check und die ganzen Programme. Beim Radfahren das beste. Irgendwie leichte Unterhaltung. Ein Wochenende mit Mutter und Schwester. Letztes Wochenende war dies der Fall. Oh, welch Wiederholungsbedarf! Nächte durchtanzen. Menschen, die ähnlich ticken und ähnlich schwierig sind. Sonnenbrillen, die momentan leider ein wenig überflüssig sind, aber trotzdem wichtig. Verkleiden. Und wenn es nur als Mücke ist. Gedichte schreiben. Tuschestifte. Post-Its an der Wand, auf denen "Liebe und Ausschlafen" steht. YouTube-Videos. Manchmal sinnvoll, weiterbildend, politisch, manchmal einfach nur lustig und plätschernd. Das Internet im Generellen. Schwarze Kleidung und ganz viele Farben. Alle Farben. Die Möglichkeit, sich ausdrücken zu können. Morgen um die Zeit schon eine Prüfung geschrieben zu haben. Vorbereitungen. Organisationen, die etwas weiterbringen. Inspirationsbücher anlegen und ab und zu ein Zitat hineinschreiben. Gudrun Sjöden Kataloge. Hexen. Leute, die überdreht sind und sich auch freuen. Pünktlich sein. Auf Spiegel schreiben. Bilder an die Wand hängen und sich nach einem Streit wieder versöhnen. Blogs lesen und träumen, auch einmal so groß sein zu können. Aber Träumen auch ganz prinzipiell. Darüber nachdenken, wie schlimm es nicht eigentlich ist, dass Menschen die Fähigkeit haben, zu träumen. Dinge selbst in die Hand nehmen. Selbstbewusst auftreten. Ich glaube ja, dass ich das schon ziemlich tue. Am selbstbewusst sein wird noch gearbeitet. Den Verstand als größte Waffe. Stil vor Talent. Das Eigene durchziehen und jede Strumpfhose anziehen, die einer gefällt. Tattoos. Darüber philosophieren, wann ich mich das auch einmal traue. Keine Angst haben. Angerufen werden. Schlafen gehen.
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