Dienstag, 24. Juni 2014

Und jetzt ist es vorbei

"Auf dich bin ich besonders stolz, dass du das alles so toll geschafft hast, obwohl das Jahr ja so schrecklich angefangen hat"

Das waren die Worte meiner - jetzt ehemaligen! - Religionslehrerin an mich, als alle Maturant*innen, die gestern Nachmittag angetreten sind, in Reih und Glied gestanden sind und der gesamten Kommission die Hände schütteln durfte.

Gestern hatte ich also Matura.

Heute bin ich aufgewacht und konnte es noch gar nicht glauben. Ich habe jetzt acht Jahre meines Lebens in dieser Anstalt zugebracht und heute ziehe ich meinen Anzug erneut an, und hole mir mein allerletztes Zeugnis ab. So schnell kann es also doch gehen. Und ich war so fertig die letzten paar Tage, von Schlaf war sowieso keine Rede und meine Nerven lagen blank. Kurz bevor ich in den Musiksaal, der für die mündlichen Klausuren als Prüfungszimmer umfunktioniert worden ist, getreten bin, hätte ich wirklich in Tränen ausbrechen können. So nervös war ich. Die ganze Matura ist wirklich ein einziges Strapazieren der Nerven. Mehr nicht. So viel steckt nämlich wirklich nicht dahinter - und obwohl ich das auch schon von allen Seiten gehört habe, konnte ich das wirklich nie glauben. Jetzt hab ichs hinter mir. Das muss ich gleich noch einmal schreiben. Vorbei, ich hatte gestern die Matura und lasse jetzt meine Schullaufbahn hinter mir. Und ich bin einfach nur so froh darüber.
Gestern ist die Zeit wie im Fluge vergangen. Zu meiner ersten Vorbereitungszeit bin ich um zwei Uhr nachmittags gerufen worden, und irgendwann mitten drin habe ich dann auf meine Armbanduhr geschaut und gestaunt, dass es schon sechs vorbei war und ich noch nicht alle meine Prüfungen abgelegt hatte. Schlussendlich waren wir dann bis um acht in der Schule und haben gezittert. Die Kommission hat sich dann noch unglaublich lang beraten - für mich hat sich das wirklich wie eine kleine Ewigkeit angefühlt. Und schlussendlich sind wir dann hereingerufen worden. Wir waren zu sechst und sollten uns nach dem Alphabet gereiht aufstellen; nur ich musste mich als letzte einreihen, weil ich die erste der 8c war, die an diesem Tag maturieren durfte.
Und dann wurden die Noten vorgelesen.
Ich wusste ja, dass ich als letzte dran kommen würde, aber das war trotzdem einfach nur ungut. Wobei, das Schlimmste war wahrscheinlich, dass es nicht alle geschafft haben. Ein Junge muss im Herbst noch einmal in Latein antreten. Ich wünsche ihm auf alle Fälle alles erdenklich Gute und bin mir aber gleichzeitig sehr sicher, dass er das schaffen kann.
Wir hatten eigentlich großes Glück mit unserem Vorsitzenden. Er selbst hat sehr wenig gesagt während der Prüfungen und er machte auch einen relativ sympathischen und netten Eindruck. Auf jeden Fall hat er mir dann beim Noten-Vorlesen so ziemlich das tollste Kompliment gemacht, was man nur machen kann. Er hat mir neben meinen herausragenden künstlerischen Leistungen - ich musste während der Vorbereitungszeit für das Fach bildnerische Erziehung eine Hand in expressionistischer Manier mit Bleistift und Tusche zeichnen und habe auch eine Mappe vorbereitet, die ich am Anschluss zu meiner Prüfung herzeigen durfte - auch zu meinem kritischen Denken gratuliert und betont, dass das sehr selten ist in diesem Alter. Das war einfach ein Wahnsinn. Mir sind nur noch die Tränen in die Augen gestiegen und ich war einfach so schrecklich froh, das jetzt alles hinter mir zu haben.


Die letzten Tage waren nämlich wirklich alles andere als schön für mich.
Ich habe mich einfach gar nicht mehr wohl gefühlt in meiner Haut, in meinem Körper, mit mir. Und natürlich ist jetzt ein gewisser Stein vom Herzen gefallen, wie man so schön sagt. Aber trotzdem... Die Arbeit an mir selbst bleibt enorm. Und um ganz ehrlich zu sein, bin ich ein wenig verloren momentan. Was soll ich tun?
 
Ich höre gerade meine Schwester von draußen - das Schlimmste ist geschafft, die Matura ist vorbei und jetzt fängt etwas Neues an.
Sie hat recht.
Aber es bleibt schwierig, weil ich nun mal so aussehe, wie ich aussehe und so bin, wie ich bin. Aber an sich selbst zu arbeiten ist doch was Gutes. Ich versuche, das Beste herauszuholen.

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