Donnerstag, 20. März 2014

erwachsen sein

Was bedeutet das eigentlich, erwachsen zu sein? Volljährig. Warum ist man mit achtzehn Jahren denn schon volljährig? Wäre eine runde, durch fünf teilbare Zahl nicht viel sinnvoller? Eine wie zwanzig? Oder vielleicht sogar dreißig. Warum muss es denn unbedingt achtzehn sein?

Heute ist der aller, allerletzte Tag, an dem ich noch als Jugendliche, als Kind gelte. Ab morgen bin ich dann erwachsen. Von einem auf den anderen Tag. Dann kann ich mich als Bundespräsidentin aufstellen lassen, die volle Strafe abkassieren und kann meine Meldezettel selbst unterschreiben, ohne Erziehungsberechtigte. Ich bin dann einfach erwachsen. So. Ohne auch nur irgendetwas dafür getan zu haben. Es ist dann halt so. Und ich muss alles machen, was man von Erwachsenen so erwartet.

Und das macht mich fertig. Irgendwie.

Es kann doch nicht sein, dass ich jetzt schon, wo ich mich doch noch eher wie sechzehn fühle, einfach volljährig bin. Es kann doch gar nicht stimmen, dass ich in nur wenigen Wochen meine schriftliche Reifeprüfung abgelegt habe. Es kann doch bitte nicht sein, dass ich bald alleine lebe, ohne meiner Mutter, die für mich kocht und die auf mich schaut und Acht gibt.

Dann muss ich mich selbst versorgen. Ich muss selbst darauf schauen, dass ich genügend zu essen zu Hause habe und ich muss mit dem Gröbsten selbst fertig werden. Ich kann mich nicht mehr bei meinen Eltern daheim verstecken und warten, bis der Tag vorbei ist. Ich muss dann auf die Universität gehen, einen Abschluss machen, arbeiten, Geld verdienen, einen Haushalt schmeißen, kochen, putzen, lernen, leben. Und das alles selbstständig. Ohne Anweisungen, ohne Rezept. Dann muss ich mein Geschirr wahrscheinlich mit der Hand abspühlen und lernen, wie es ist, in einer Wohngemeinschaft zu leben. Ich muss dann wohl daran denken, dass ich mir nicht mehr nur biologisch Produziertes und Nachhaltiges leisten kann und wirtschaftlich mit meinem Geld umgehen. Ich muss dann erwachsen sein.

Irgendwie habe ich dennoch das Gefühl, ich sei erst so um die fünfzehn. Siebzehn war schon so surreal für mich. Ich und siebzehn?
Gibts da nicht so etwas wie freud'sche Versprecher? Mir ist das dauernd passiert. Es ist sehr häufig vorgekommen, dass ich mit "Sechzehn" geantwortet habe, als ich nach meinem Alter gefragt worden bin.
Und jetzt soll es schon so weit sein, dass ich beinhart und unwiderruflich erneut ein Jahr älter, und somit 18 werde?

Wie soll ich das machen? Wie kann ich denn auf mich selbst schauen? Wie kann ich Sachen essen, die schlecht produziert worden sind, wenn ich doch jetzt schon ein flaues Gefühl im Magen bekomme, wenn ich auch nur in einem Spar, einem Billa, einem Hofer oder sonst wo einkaufen gehe? Ich möchte diese schrecklichen Konzerne doch nicht unterstützen und werde mich wohl oder übel trotzdem damit anfreunden müssen. Okay, vielleicht kann ich vermehrt auf Bauernmärkte schauen und mein Brot bei der besten Bäckerei in Wien, eine Türkische, in der Nähe vom Yppenplatz, besorgen, obwohl das mit Weißmehl gemacht wird. Hoffentlich finde ich irgendwelche Substituenten für die großen Supermärkte, die auch für Studentinnen leistbar sind.

Ich muss dann immer selbst kochen. Das braucht so viel Zeit und so viel Mühe und trotzdem muss es gemacht werden. Ich kann einfach nicht nichts essen, das ist keine Option mehr. Und trotzdem stresst mich das so sehr. Mich stresst ja mein eigener Geburtstag schon ungemein. Ich habe das Gefühl, dass meine Mutter angefressen - oder eher traurig - ist auf mich, dass ich mir ausdrücklich keinen Kuchen gewunschen habe und stattdessen Obstsalat wollte. Und sie macht so viel für meine "Party" morgen, die eigentlich ein Vorglühen hätte sein sollen, ich aber überhaupt keine Lust auf die schreckliche Disco habe und eigentlich am Liebsten daheim bleiben würde.

Und sowieso. Mich macht das gerade schrecklich fertig.

Ich werde morgen erwachsen sein.

Momentan freue ich mich keineswegs darauf.

2 Kommentare:

  1. Erstmal herzlichen Glückwunsch! (auch wenn du es vllt. momentan als nichts empfindest, wofür man auch noch Gratulationen erhält..du hast nun mal Geburtstag! Grundsätzlich ist es doch egal, der wie vielte es ist.)

    Und was das Erwachsenwerden angeht..
    Ich fühle mich heute (in meinem 23. Lebensjahr) irgendwie immer noch wie mit 18-19. Habe nicht das Gefühl mental wirklich gereift zu sein. Ein bisschen vllt. Naja.

    Und ich wohne außerhalb der Semesterferien alleine. Regele den Haushalt einigermaßen und komme irgendwie zurecht. Aber trotzdem gibt es immer noch soo viele Gelengenheiten und Situationen, in denen ich meine Eltern brauche, und (zum Glück) auch auf sie zählen kann. So, wie du das Verhältnis zu deinen Eltern beschreibst, kannst du das auch.

    18 ist nur eine Zahl. Gesetztlich ändern sich ein paar Dinge, klar. Aber niemand erwartet ernsthaft von dir, dass du plötzlich mit einem Schlag weißt, wie die Dinge als "Große" zu laufen haben. Das weiß ich bis heute ja noch nicht richtig.. mit der Zeit wirst du 100% an den neuen Herausforderungen wachsen, und dich weiter entwickeln. (Ich weiß, ich hasse neue Herausforderungen auch..)

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    1. Das ist sehr lieb, vielen dank :)

      Wirklich? Gehts dir auch so? Auch wenn sich das jetzt vielleicht ein wenig komisch anhört, aber das beruhigt mich gerade ein wenig. Hatte schon das Gefühl, dass das alle so locker schaffen und ich nicht einmal so kleine Dinge wie mich selbst versorgen auf die Reihe bekomme...
      Ja, und darüber bin ich auch wahnsinnig froh, dass ich immer auf meine Eltern zählen kann, ohne sie wäre ich ja wirklich verloren.
      Ich hoffe es sehr, dass ich an den Herausforderungen wachsen kann. Das wäre fein, haha. Aber wir werden sehen. Vielen Dank für die lieben Worte, das ist echt wahnsinnig schön von dir :-)

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