Montag, 24. März 2014

riots not diets!

Diesen wunderbaren Spruch habe ich zu allererst in diesem Eintrag auf dem Blog Tea-riffic gelesen. Dieser Blog hat übrigens nicht nur einen unglaublich tollen Namen und einen extrem originellen Untertitel - da kann "mein Versuch, den Alltag zu überstehen" wirklich nicht mithalten, haha - mit "Tassen gehören auf den Tisch, nicht in den Schrank.", sondern behandelt auch wirklich wertvolle, spannende aber auch lustige Themen. Ein kurzer Blick auf ihn würde auf alle Fälle nicht schaden :)
 
 Ich musste mir diesen Spruch einfach an die Wand hängen - Empowerment pur!

Als ich den Post gelesen habe, wurde mir einmal wieder klar, wie wahnsinnig unfeministisch dieser Magerwahn nicht ist. Dieser Umstand war mir eigentlich und an und für sich auch schon früher bewusst; ich konnte oder wollte ihn nur nicht auf mich selbst auslegen, wie so viele Dinge. Aber eigentlich liegt es doch auf der Hand, dass das Bedürfnis, möglichst dünn zu sein, um in ein Schönheitsideal gepresst werden zu können, nicht im Entferntesten etwas damit zu tun hat, selbstbestimmt, reflektiert und unabhängig zu leben. Man verstellt sich und den eigenen Weg damit, bloß so sein zu wollen, wie es andere Menschen gerne hätten. 
 
Und eigentlich, ja, eigentlich hat das alles überhaupt keinen Sinn.

Wer entscheidet überhaupt, dass genau dünn das Schönheitsideal schlecht hin ist? Wieso wird eine etwas korpulentere Frau* als nicht schön oder unansehlich angesehen - sie* hat doch genauso ihre* Vorzüge, wie jede* andere auch.
Das versuche ich mir momentan klar zu machen. Also, ich weiß es ja prinzipiell und ich finde Frauen*, die nicht nur aus Haut und Knochen bestehen, wunderschön, nur mich selbst finde ich furchtbar so. Aber ich will gar nicht so sein. Ich will doch so leben, wie ich an und für sich denke und ich will selbst bestimmen können, ob ich jetzt Konfektionsgröße 34 oder 38 habe und mich trotzdem schön finden dürfen. Apropos, wieso darf man sich heutzutage eigentlich nicht mehr als hübsch empfinden? Wieso ist das was schlechtes? Wieso muss man sich selbst immer nieder machen und sich am besten verstecken? Wieso können wir nicht einfach stolz darauf sein, einen weiblichen Körper zu haben, wieso ist es nicht schön, wenn man sieht, dass wir nicht verhungern müssen? Das sind alles Fragen, die eigentlich keine sein sollten; sie sollten selbstverständlich sein und ohne irgendwelche Überlegungen in die Tat umsetzbar. 
 
Aber trotzdem haben schon fast alle Mädchen*, die noch nicht einmal in das sogenannte Teenager-Alter gekommen sind, schon eine Diät hinter sich. Natürlich gibt es dieses Phänomen auch bei den männlichen* Gegenspielern, dort allerdings prozentuell noch sehr gering und es handelt sich vor allem, wenn es um Essstörungen geht, um eine Art Sportzwang oder -sucht - viele Männer* fühlen sich gezwungen, besonders stark zu sein und auszusehen. Das hat doch auch wieder etwas mit Rollenbildern zu tun, oder etwa nicht? 
Der Mann muss stark sein. Die Frau am besten zerbrechlich. Und was ist mit all denen, die irgendwo dazwischen sind? 
Unsere gesamte Gesellschaft ist dermaßen auf diese Clicheé-Bildung ausgelegt, dass ein vorurteilsfreies Denken schon fast nicht mehr möglich ist. Alles ist in irgendeiner Hinsicht mit diesen behaftet und man findet sich schneller als geglaubt beim Versuch, sich selbst in eben diese Rollen hineinzuwinden. Das ist auch - oberflächlich gesehen - einfacher. Wieso die eigene Persönlichkeit ausleben und nicht einfach so sein, wie all die anderen? 

Aber um noch einmal auf die Parole riots not diets! zurückzukommen, finde ich sie auch wahnsinnig...berührend, weil sie aussagt, dass die eigentlich so kostbare Zeit nicht mit Entsagungen und Diäten vergeudet werden soll, anstatt aber Aufstände, Aufruhr und Krawall initiiert werden könnten. Und das finde ich so besonders, denn allein die Gedanken, die ich mir hätte machen, und die Meinungen, die ich mir hätte bilden können, während ich stur Kalorienanzahl auswendig gelernt habe und versucht habe, das gesündeste Nahrungsmittel herauszufinden, hätten mich prägen können, mir einen Weg zeigen oder einfach helfen können, mit meiner Umwelt umzugehen und mir Denkanstöße bringen können, dieselbe zu verbessern. Alles vergeudete Zeit. Und das ist so schade. Denke ich bloß daran, wie viele Empörungen und Meutereien ich anzetteln hätte können, kommen mir beinahe die Tränen. Das war wirklich verschenkte Zeit. 
Und daweil würde ich mich so gerne engagieren - vielleicht noch nicht hier, aber sehr bald, sobald ich eben in der Hauptstadt angelangt bin.

Wieso lassen wir zu, dass eine so unfeministische Haltung das Denken von so vielen von uns beeinflusst? Wie kann das bitte sein, dass wir so sehr an unseren Rollen festhalten, dass wir übersehen, dass es bald nicht mehr nur ums Aussehen sondern auch ums Überleben geht? Und vor allem, wann hören wir wieder auf damit? Wann ist der Druck, genauso zu sein, wie die anderen, aufgelöst? Wann kann ich aus all diesen Rollenbildern ausbrechen und anstatt von unzähligen und ungesunden Abmagerungskuren, Anstöße für Aufruhr machen? 
Ich glaube, wenn ich wirklich darauf warten würde, würde mir das alles viel zu lange dauern. Ich beschließe das jetzt einfach. 


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