Ich hatte einfach keine Energie.
Das war wirklich schlimm. So ist es mir aber gar nicht aufgefallen, erst im Nachhinein denke ich manchmal daran, wenn ich fünf Stunden durchtanze, an einem Tag, an dem ich vierundzwanzig Stunden durch aufgewesen bin. Das hätte ich damals einfach nie schaffen können.
Ich hatte immer schon sehr, sehr viel Energie. Als Kind konnte ich den ganzen Tag durch Wälder laufen und wollte am Abend trotzdem nicht schlafen gehen und habe immer irgendwie Aktivität gesucht. Ich habe auch eigentlich immer irgendwie Sport gemacht - früher eben Sportakrobatik, dann Tanzen oder Fußball oder auch simples Spazierengehen. Den ganzen Tag daheim versumpern habe ich nie ausgehalten und ich musste wenigstens für eine halbe Stunde an die frische Luft und mich bewegen.
Ich brauche auch irgendwie nicht so viel Schlaf; ich stehe ja schon ziemlich früh auf, damit ich es entspannt und ohne Stress in der Früh noch schaffe, Bauchübungen zu machen oder Harfe zu spielen oder zu lesen und friedlich mein Frühstück vorzubereiten. Aber das bedeutet nicht, dass ich dann auch dementsprechend früh schlafen gehe. Das macht mir aber - zumindest noch - nichts aus. Das ist gut mit meinem Energiehaushalt kompatibel.
Vor noch ein paar Monaten aber war das ganz anders.
Ich habe einfach nichts mehr können, weil ich dauernd irgendwie geschlaucht und fertig gewesen bin. Wahnsinnig matt habe ich mich durch die Tage geschleppt, mich zu Sport gezwungen und mir jegliches Mittel, auf natürliche Weise an Energie zu kommen, verboten.
In der Zeit habe ich auch nur ganz wenig Schlagzeug gespielt. Schlagzeugspielen ist nämlich schon ziemlich anstrengend, vor allem auf Dauer, und diese Anstrengung hat einfach nicht mehr funktioniert. Ich habe nicht mehr wirklich funktioniert, nur noch so ein bisschen und bin lethargisch dagehangen und hatte auf nichts Lust.
Genau, das ist ja der nächste Punkt: Ich hatte auf nichts Lust.
Jetzt sprieße ich nur so von Ideen, was ich nicht alles noch gerne machen würde und kann gar nicht erwarten, mit unzähligen Projekten zu beginnen. Aber damals. Irgendwie wollte ich wirklich einfach nur meine Ruhe haben und nichts machen. Na gut, vielleicht lesen, das habe ich immer gerne gemacht.
Trotzdem habe ich mir täglich eine lange To-Do-Liste geschrieben und diese mehr oder weniger tapfer abgeackert. Das mit dem jeden Tag eine Liste schreiben, habe ich inzwischen auch aufgegeben. Ich weiß schon so ungefähr, was ich zu machen habe, aber es ist einfach viel weniger Druck, wenn man nicht immer diese unendlich vielen Punkte im Hinterkopf hat, die man noch abzuarbeiten hat.
Ich hab auch immer Punkte angeführt, wie Schlagzeug oder Harfe spielen, weil ich das so einfach nicht gemacht hätte. Ich wollte einfach nicht.
Genau genommen wollte ich gar nichts.
Mir fehlte jegliche Motivation und Ansporn, und eben auch jede Energie, auch nur irgendetwas zu machen.
Wie froh ich bin, dass das vorbei ist.
Und natürlich ist das auf meine zu geringe Nahrungszufuhr zurückzuführen. Da gibt es nämlich sowas wie den abbauenden Stoffwechsel, beziehungsweise den Energiestoffwechsel. Um komplexe chemische Reaktionen durchzuführen, die eben Energie freisetzen, braucht der Körper vor allem Fette und Kohlenhydrate. Als Oxidationsmittel wird der Sauerstoff verwendet, der mit der Luft eingeatmet wird ein paar Bedingungen müssen erfüllt werden und dann gehts los.
Hat der Körper aber diese Nährstoffe einfach nicht zur Verfügung, kann er auch nicht an diesem Energiestoffwechsel arbeiten und stellt ihn auf die sprichwörtliche Sparflamme. Man stagniert.
Und ist dauernd müde.
Wahnsinn, das war wirklich schrecklich.
Ich muss nämlich zugeben, dass ich momentan meine Energie wirklich zu schätzen weiß und bin so unheimlich froh, meistens ganz viel von ihr zu Verfügung zu haben. Natürlich gibt es bei mir auch Stunden, an denen ich Durchhänger habe, aber die Anzahl dieser hat sich so gewaltig verringert, dass sie mir nur noch als Ausnahme vorkommen.
Über das macht man sich in der Regel irgendwie nie Gedanken. Man setzt voraus, dass die Kraft und der Antrieb einfach immer während sind und nicht einfach plötzlich weg sein können. Aber ich muss zugeben, dass ich mir das schon sehr häufig denke, dass ich so glücklich sein kann, so viel Energie zu haben. Das macht auch einfach fröhlich.
Und ich bin gerne fröhlich.
Hey :)
AntwortenLöschenSehr schöner Post!
Und du hast so Recht. Man geht bei positiven Dingen generell gerne vorschnell davon aus, dass sie ewig halten. Oder man bemerkt eine Besserung manchmal garnicht sofort, weil das Negative zuvor viel präsenter war - dazu fällt mir jetzt allerdings nur das plumpe Beispiel mit dem Schnupfen ein.
Wenn ich verschnupft bin, stört mich das schon sehr, und ich kann nicht richtig schlafen wenn ich durch den Mund atmen muss. Ich bin dann 3-4 Tage richtig davon genervt und wünsche mir, dass ich endlich wieder frei atmen und wieder alles richtig schmecken kann. Und plötzlich, meist über Nacht, hat sich die Sache in Luft aufgelöst und die Erkältung ist weg. Aber fällt es mir gleich Morgens auf? Nein, frühestens am Nachmittag merke ich, dass ich nicht mehr verschnupft bin. Weil Meckern oft schneller geht, als sich zu freuen :/
Energie, Lebensfreude sind quasi Lebensqualität. Ich freue mich mit jedem, der sie hat :) Ohne ist alles andere auch nicht mal mehr halb so schön.
Hallo meine Liebe, schön von dir zu lesen.
LöschenEs freut mich sehr, dass er dir gefallen hat.
Ich finde dein Schnupfen-Beispiel eigentlich gar nicht so plump. Es passt wirklich gut. Wenn man Schnupfen hat, dann wird einem erst bewusst, wie unglaublich wichtig und wie wahnsinnig toll der freier Atem nicht ist. Man bemängelt die Situation durchwegs und kommt oftmals aus dem Jammern gar nicht raus. Bis er weg ist, und das bemerkt man oft gar nicht wirklich, wie du schon sagst.
Das hast du wirklich gut formuliert! Energie ist Lebensqualität. Das schreib ich mir glaub ich auf, dankeschön :)