Mittwoch, 5. März 2014

Was mach ich jetzt bloß?

Ich beschäftige mich nicht mit dem, was getan worden ist. Mich interessiert, was getan werden muss.
 - Marie Curie



Jetzt ist es fast so weit. Bald werde ich die letzte Schularbeit abgegeben haben. Bald sitze ich in Jogginghosen bei meiner schriftlichen Mathematikmatura und verzweifle, weil mir eine bestimmte Formel nicht einfällt. Bald werde ich meinen Anzug samt Hemd und Krawatte anziehen und vor einem Matura-Grämium meine Fachbereichsarbeit präsentieren. Bald werde ich meine Noten gehört haben und bald werde ich meine Schule für immer verlassen. 

Bald.

Danach mache ich eine kleine Reise mit meiner Schwester - wir fliegen nach London, wenn es wahr ist. Man weiß ja nie, ob es dann wirklich in die Tat umgesetzt wird, schließlich hätten wir uns schon mehrere Ausflüge ausgemacht und dann nie durchgeführt. Aber sobald dann einmal der Flug gebucht ist, gibt es sowieso kein Zurück mehr. Den Prozess muss ich eindeutig beschleunigen! 
Und dann hab ich frei. Eigentlich drei Monate lang, aber es ist noch nicht sicher, ob ich im September eine Arbeit bekommen werde. Zumindest habe ich für drei Monate, nämlich Juli, August und September mit nichts, was in irgendeiner Weise an Schule erinnern könnte, zu tun. 
Die eine Sache ist, was ich während dieser Zeit mit - eben - meiner freien Zeit anfangen soll. Vielleicht werde ich woofen ausprobieren, das ist so ein Programm, wo man überall auf der Welt auf biologische Bauernhöfe fahren kann, um dort mitzuarbeiten. Am liebsten würde ich ganz, ganz viel reisen und unternehmen und Leute treffen und tolle Menschen kennen lernen und Spaß haben und Schwimmen gehen und die Sonne genießen und viel lesen und mir keine Sorgen machen müssen und jeden Tag voll auskosten und Abenteuer erleben. Das muss doch irgendwie machbar sein.
Gut. Das wären einmal die Ferien. Die sind aber noch das geringere Problem. Denn, da ich ja bald mit meiner Schulausbildung abgeschlossen haben werde, beginnt ein komplett neuer Lebensabschnitt für mich. Da ziehe ich dann in meine geliebte Hauptstadt, wohne in einer WG mit mir jetzt noch nicht bekannten Menschen und studiere. Um ganz ehrlich zu sein, bereitet mir dieser Gedanke genauso viel Angst wie Vorfreude. Einerseits kann ich es wirklich kaum erwarten, auf den sprichwörtlich eigenen Beinen zu stehen und vollständig erwachsen zu sein und Dinge zu verfolgen, die mich wirklich interessieren. Andererseits macht es mich gleichzeitig auch wirklich fertig. In nicht einmal mehr zwanzig Tagen werde ich achtzehn. Dann bin ich bitte volljährig und voll strafbar und erwachsen und a.c.h.t.z.e.h.n. Jahre alt! Das kann es doch gar nicht geben. Ich weiß doch noch so genau, wie mein erster Schultag im Gymnasium abgelaufen ist, oder wie wir in der Volksschule immer mit einem kleinen Ball gespielt haben und unser Lehrer uns manchmal als Bestrafung nicht Turnen hat gehen lassen. Ich weiß auch noch, wie ich das erste Mal fort gegangen bin und ich weiß auch noch, wie ich vor beinahe genau vier Jahren meine Kamera bekommen habe. Ich weiß auch noch so gut, wie ich letztes Jahr angefangen habe, abnehmen zu wollen und weiß einfach noch, wie sich der ganze Prozess abgewickelt hat. Ich weiß auch noch, wie ich mich mit Freundinnen zerstritten und neue Freunde gefunden habe. 

Und das soll jetzt alles vergangen sein? Abgeschlossen? Kann das denn wirklich sein? 

Es ist sehr schön, dass ich jetzt von vorne anfangen kann. Wirklich. Auf das freue ich mich besonders. Man muss im täglichen Leben mit so viel Vorbelastung hantieren und so viele Vorurteile ertragen, dass ein kompletter Neuanfang wirklich nicht schlecht ist. 

Aber ich habe so Angst, dass ich dann alleine bleiben werde. Dass ich keinen Anschluss zu niemandem finden werde und immer nur einsam in meinem Zimmer lernen werde.   



Wie findet man Freunde? Und überhaupt, wie finde ich eine feine, für mich passende Wohngemeinschaft? Das kann sich auch noch als schwierig herausstellen - ich mit meinen radikalen Einstellungen, gebe mich ja nicht so schnell zufrieden. Naja, mal schaun.

Und dann ist immer noch die Frage übrig, was ich dann wirklich in Wien machen soll. Studieren. Das ist schon einmal klar. Aber was? Ich würde wirklich gerne bei so vielen Studienrichtungen inskribieren. Ich würde wahnsinnig gerne an der Angewandten Fotografie lernen, oder am Reinhardt-Seminar eine Theaterausbildung beginnen. Gut, das sind leere Träume, die ich sowieso nie verwirklichen kann. Dazu fehlt mir einerseits das Talent und andererseits die Kontakte, heutzutage läuft ja wirklich alles nur noch über Bekannte, die wieder jemanden kennen, die...und so weiter. 
Dann hat sie die Idee, Lebensmittel- und Biotechnologie auf der BOKU zu studieren, schon ziemlich in meinen Vorstellungen gefestigt. Aber reicht mir das wirklich? Nicht, dass ich jetzt glaube, es sei so einfach, dieses Fach zu erlernen, aber irgendwie erscheint es mir nicht als genug. 
Momentan habe ich ein wenig die fixe Idee, neben meinem eigenen Restaurant, Journalistin zu werden. Da wäre Publizistik naheliegend. Aber auch für Soziologie interessiere ich mich unheimlich. 
Jetzt weiß ich, wie sooft, haha, nicht, was ich tun soll. Auf alle Fälle beginne ich einmal an der BOKU. Aber was soll mein zweites Fach werden? Und was will ich überhaupt einmal als Master machen? Da gibt es so viele tolle Masterstudien, die ich gerne alle einmal ausprobieren würde, wofür mir aber die Zeit fehlen wird, schätze ich. 
Ich will doch nur helfen. Ich möchte mit meinem Leben und meinem zukünftigen Job etwas weiter bringen, ich möchte die Gesamtsituation, und wenn es nur ein klein wenig ist, verändern, verbessern. 

Ach... Ist das alles schwierig. Da beneide ich wirklich alle, die schon einen fixen Plan vor Augen haben beziehungsweise noch ein bisschen Zeit zum Überlegen. Wie schon gesagt, bei mir ist es ja bald so weit.

Bald. Ganz bald.

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