Sonntag, 23. November 2014

Über faule Tage

Was hast du heute so gemacht?
Geatmet.

Manchmal ist das das einzigste, das Großartigste, was man angestellt hat. Der Tag plätschert dahin, man übersieht die Zeit, verbringt viel zu viele Stunden im Bett und lässt die Gedanken schweifen. Die Seele baumeln. Sonntage kann man für solche Tage sehr gut missbrauchen. Die Woche war anstrengend genug, man hat drei Bilder gemalt, viel zu viel Kaffee getrunken und eine enorme Menge erlebt. Leute. Lernen. Draußen. Dunkel. Musik. Müsli. Vielleicht ruiniert man auch ein, zwei Schüsseln und ladet Menschen zu sich ein. Tanzt durch die Nächte, steht zu früh auf. Schreibt Prüfungen, fährt mit dem Rad. Denkt nach. Und wenn das alles zusammengekommen ist, dann braucht man kurz Zeit. Stehen bleiben. Anschauen. Und wenn das nur ein paar Stunden sind. Meistens gibt der Sonntag eh nicht so viel mehr her, man muss doch bis um drei ausschlafen! Weil Schlaf muss ebenso nachgeholt werden.
Und dann dreht man sich auf die andere Seite und vergisst sogar, sich ein Gesicht aufzumalen. Wieso auch? Die Mitbewohner*innen kennen dich doch schon, da kann man sowieso nichts mehr vertuschen. Einmal ein Tag, an dem nicht in Chemieskripten geblättert wird. Aber halt! Ich darf gar nicht reden, heute habe ich die Mathematikübungen durchgerechnet. Aber immerhin hatte das alles nichts mit Kristallwasser oder Ionen zu tun. Morgen kommt das wieder dran. Und Physik. Heute bin ich an erster Stelle gestanden. Und Tee. Jede Menge Tee.
Sogar kurz draußen war ich. Bin zu einer Studikollegin gefahren, nur um dort weiter heißes Wasser mit Kräutern drin zu trinken und Haare zu schneiden. Auf der roten Coach sitzen. Über Belangloses und nicht so Belangloses reden. So lob ichs mir! Die Melancholie des Sonntages austreiben durch die Anwesenheit lieber Menschen. Dafür bin ich dann nämlich doch anfällig, wenn es Faultage gibt, dass ich dann versumpere. Mit ganz viel Selbstmitleid. Und da hilft entweder nur schlafen gehen oder andere Menschen treffen. Wobei das zweitere natürlich die feinere Option darstellt.
Und ich glaube, heute ging es ganz vielen so. Dass sie stolz sein können auf sich, weil sie geatmet haben. Und das darf man. Selbst, wenn sonst nichts angefasst worden ist. Selbst, wenn wieder in alte Muster verfallen worden ist. Selbst dann darf man stolz sein auf sich. Immerhin hab ich geatmet. Immerhin hab ich mir Gesellschaft gesucht. Und faulsein tut dem Körper gut. Manchmal zumindest. Wenn man sich entspannt und zur Ruhe kommt. Wenn man einmal den Tag liegen und die Dinge auf sich zukommen lässt. Und prinzipiell ganz viel am Rücken liegt. Auch wenn die Blumen gegossen werden hätten sollen. Auch wenn mehr fertig gemacht werden hätte sollen. Auch wenn man nicht gerade produktiv war. Heute war ein fauler Tag.

Entschleunigt trifft es auch ganz gut.
Es ist immer mal wieder schön, sich selbst endlich nicht so viel Druck zu machen. Einmal keinen Stress haben. Diesen in ein hinteres Eck verdrängen. Und selbst wenn die Prüfung gestern nicht positiv ausgefallen ist, heute bleib ich dabei.
Aber ich darf nicht zu viel reden. Ich schwafel vom den eigenen Körper gut tun und bring es trotzdem nicht ganz zustande. Allerdings ein wenig. Irgendwann geht das auch ganz. Heute halt nicht. Heute konnte ich nicht. Dafür gab es ja Tee. Mit Kakoaschalen. Macht doch glücklich. Und glücklich bin ich doch sehr. Gestern wurde gefeiert. Heute wurde ausgeruht. Morgen wird gelernt. So hab ich wirklich meine Wochenenden, wie man sie sich vorstellt. Es fehlt bloß noch der dampfende Apfelkuchen und schon wär es bilderbuchreif. Oder auch nicht. Die Bierdosen, die ich heute am Nachmittag - meiner Früh - weggeräumt habe, (schau! Ich hab noch was gemacht heute) würden nicht in ein Bilderbuch, wie man sich eines vorstellen würde, passen. Aber sonst halt.
Und jetzt liege ich im Bett und beginne schon wieder zum Grübeln. Was soll ich tun? Jetzt. Morgen. Wie geh ich weiter vor? Belass ichs heute mit dem. Ja. Eigentlich schon. Vielleicht schaff ich es ja bald, wieder in den Schlaf zu finden. Schön wärs.

Kopf abschalten. Faul sein. Nichts tun. Ganz viel The Postal Service und HVOB hören. Gestalten einen guten Soundtrack für den heutigen Tag. Melancholisch. Aber trotzdem schön. Melancholisch schön eben.

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