Mittwoch, 30. April 2014

Gedanken über zwischenmenschliche Beziehungen

"'We'll be friends forever, won't we, Pooh?', asked Piglet. 
'Even longer', Pooh answered."
- A.A. Milne, Winnie the Pooh


Freundschaft ist etwas wirklich, wirklich schönes. Es ist auch etwas unglaublich Wichtiges. Irgendwie hat diese Kombination aus Geben und Nehmen etwas - und wie sooft ist ein gesundes Gleichgewicht essentiell; weder zu viel davon oder zu wenig von dem anderen können die Sache ungemein verkomplizieren und aus dieser wahnsinnig tollen Situation etwas Komisches oder sogar Unangenehmes machen.


"Blumen können nicht blühen ohne die Wäreme der Sonne. Menschen können nicht Mensch werden ohne die Wärme der Freundschaft."
- Phil Bosmans


Daran ist, finde ich, etwas total Wahres. Welchen ungemeinen Stellenwert nehmen denn Beziehungen in unserem Wohlbefinden ein? Darüber macht man sich schätzungsweise nicht sonderlich oft Gedanken. Freundinnen werden als selbstverständlich angesehen oder man kommt gar nicht auf die Idee, dass es irgendwie irgendwann einen Punkt geben könnte, an dem man dann alleine da steht. 
Und das ist auch irgendwie ein wunderschöner Punkt an der Sache. Es ist einfach bis zu einem gewissen Grade selbstverständlich. Das soll so sein und es ist fein so. Im Idealfall bei einer wirklich tollen Freundschaft muss man sich nicht verstellen, man muss nicht immer darüber nachdenken, ob man das jetzt sagen kann oder nicht, man muss nicht immer hundertprozentig toll aussehen und man muss auch nicht immer gut drauf sein. Weil Freundschaft, Freundschaft ist irgendwo wie eine Harfe, oder eine Violine, die Musik spielt vielleicht nicht immer, aber die Saiten, ja, die sind immer da.

So. Und jetzt komme ich mal wieder (Überraschung!) zu meinem verkorksten Sozialleben. Ich hab jetzt beschlossen, einfach abzutippen, was meine Hände gerne schreiben möchten und gehe einfach die Gefahr ein, dass sich eventuell die eine Leserin oder der andere Leser wiedererkennen könnte. 
Auf jeden Fall passt es momentan einfach nicht. 
Irgendwie habe ich das Gefühl, einfach keine gute Freundin sein zu können. Wenn ich so zurück denke, mit wie vielen lieben und tollen und weniger netten Menschen ich schon innigst befreundet gewesen bin und mit wie vielen von diesen eben Genannten ich noch in Kontakt stehe, dann komme ich aus dem Staunen fast gar nicht mehr raus. Es gab da einfach schon so viele... Und ich habe es bei jeder und jedem bis jetzt geschafft, ihn oder sie zu vergraulen. Das macht mir unheimlich Angst. Weil momentan schaut es nämlich so aus, dass ich hier, wo ich gerade noch leben muss, nicht wirklich sozialen Anschluss oder sonderlich ausgereifte soziale Beziehungen habe, aber trotzdem Freund*innen, die nun halt woanders wohnen. Bald bin ich dann aber auch in der Hauptstadt und was ist, wenn die Menschen, mit denen ich mich jetzt so gut verstehen würde, mich dann besser kennen lernen und dann entdecken, dass sie lieber doch nichts mit mir zu tun haben wollen? 
Diese Gedanken begleiten mich jetzt schon eine Weile und und ehrlich zu sein machen sie mich ein wenig fertig. Ich würde ja so gerne eine nette und liebe Person sein...

Um außerdem auf die jetzige Situation zurück zu kommen.
Heute war mein letzter Schultag - das muss ich einfach noch einmal schreiben, mein ALLERLETZTER Schultag - das bedeutet, dass ich ab jetzt nie wieder Schülerin sein werde; das bedeutet, dass ich nie wieder in einer Situation mit einer Klassenkonstellation sein werde; das bedeutet aber auch, dass ich wahrscheinlich alle aus meiner Klasse bald nicht mehr wieder sehen werde. Und das ist doch komisch. Jetzt habe ich viele Jahre mit ihnen zu gebracht, mich Tag ein, Tag aus geärgert, natürlich auch viele schöne Stunden mit manchen verbracht, und nun glaube ich, dass ich bald keinen Kontakt mehr mit ihnen haben werde. Das sagt doch auch etwas aus, über meine Klassenkamerad*innen oder über mich sei jetzt einfach einmal dahingestellt. 
Aber ich bin froh.
Ich habe mit den meisten so wenig gemeinsam, dass es ja ein Wunder ist, dass ich so manche von ihnen trotz ihrer teilweise echt heftigen politischen oder sonstigen Aussagen noch nie geschlagen habe. 
Und irgendwie auch nicht.
Weil es ist so schwer, ich versuche mich immer in meine Vorfreude zu retten, aber das funktioniert halt nur bis zu einer gewissen Stelle. Jetzt komme ich langsam an eine Engstelle. Bald werde ich anstehen. Es ist einfach so traurig, dass ich es geschafft habe, sei es jetzt mit meiner jetzigen Situation oder mit meiner Persönlichkeit, meinem Auftreten, was auch immer, dass mich niemand umarmt, wenn er*sie mich sieht, dass mir niemand sagt, wie lieb oder süß ich nicht bin, wenn ich irgendeinen Blödsinn von mir gebe, dass mir niemand irgendwelche Nettigkeiten wissen lässt, wenn ich aufgrund meines Gewands unsicher bin, ja, dass ich in der Klasse gesessen bin und von niemanden angesprochen worden bin. 
Und das soll jetzt so weiter gehen? Es sind zwar "nur" Vorbereitungsstunden, aber die kann ich doch nicht nur alleine verbringen, oder?


 "The truth is, everyone is going to hurt you. You just got to find the ones worth suffering for."
- Bob Marley


Auch wenn ich Bob Marley als Person eher skeptisch entgegensehe, muss ich doch sagen, dass er es oft geschafft hat, die richtigen Worte in wundervolle Verpackungen zu packen und somit eine tolle Aussage zustande gebracht hat.

Aber am Schlimmsten ist es ja, wenn man dann sieht, wie andere miteinander umgehen können. Vor allem, wenn es Menschen sind, die doch eigentlich einmal deine beste Freundinnen waren, denen du immer zugehört hast und immer helfen wolltest. Wenn diese Menschen sich dann von einer distanzieren, dann kann das schmerzvoll sein. Es kann auch ganz schön weh tun, mitzubekommen, wie unglaublich lieb sie dann zu ihren neuen Auserwählten sind. Oder auch zu irgendwelchen anderen Leuten - Hauptsache nicht zu dir.
Ich mag den Charakterzug an mir überhaupt nicht, aber ich kann so schnell neidisch sein. Vielleicht hat das auch mit meinen ewigen Vergleichen zu tun. Und auf Freundschaften bin ich schon sehr neidisch.
Ich kenne wirklich ein paar wunderbar liebe Menschen, über die ich auch echt sehr, sehr froh bin, es ist halt so schwierig, weil diese Menschen wirklich immer Minimum 100 Kilometer von mir entfernt ihr Bett stehen haben und natürlich auch ihren eigenen Freundeskreis bei sich zu Hause, was dann klarerweise bedeutet, dass ich dann nicht einen so hohen Stellenwert einnehme. Ich möchte Freundschaften ja nicht reihen, aber ich denke, man kann meinen Standpunkt somit irgendwie besser nachvollziehen. Was weiß ich.
Und gerade jetzt wäre es wirklich schön, jemanden hier zu haben. Jemanden, mit dem oder der ich reden kann, eine Person, die ich mit meinen dummen Problemen ein wenig belasten darf, die mir vielleicht auch sagen kann, dass die Menge an Essen, die ich so zu mir nehme, nicht so extrem viel ist, wie ich immer glaube, die lieb ist zu mir und zu der ich auch lieb sein kann. Die ich umarmen kann, der ich gerne einen Musiklink schicken und mit der ich Zeit verbringen darf. Oioioi...


"Life is an awful, ugly place to not have a best friend."
- Sarah Dessen, Someone like You

/x/details.png



Was gibt es denn Schöneres, als einen Tag mit einer Freundin zu teilen? Oder gleich eine Woche. Einfach miteinander Zeit zu verbringen, zu reden, zu lachen, fernzuschauen, bloß nebeneinander lesen oder lernen oder was auch immer, spazieren zu gehen, oder auch Musik zu hören. Es gibt so viele Kleinigkeiten, die es sich eindeutig lohnt, zu teilen, damit aus ihnen etwas Größeres wird. Irgendwie bin ich fest davon überzeugt, dass das alles möglich ist, wenn man die richtige Person oder auch die richtigen Personen dazu hat.

Es gibt zwei wundervolle Beispiele von Freundschaft, an doe ich immer wieder gerne denke.

Beim ersten meine ich zwei Mädchen, die sich meines Wissens eigentlich auch noch nicht so extrem lange kennen. Die beiden haben sich in einer schwierigen Zeit kennen gelernt, in der sie zufälligerweise mehr oder weniger dasselbe durchmachen mussten und konnten so gegenseitig voneinander profitieren, sich helfen und unterstützen. Es ist immer wieder schön, zu sehen, wie lieb manche miteinander umzugehen pflegen. Trotzdem picken die beiden nicht ständig aufeinander und halten es auch ein paar Tage ohne die andere aus, solange es halt nicht zu lange ist, versteht sich.
Eine Aussage ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Da erzählte das eine Mädchen von irgendeinem Treffen mit irgendjemanden, das ist ja jetzt auch nicht so relevant, auf jeden Fall hat sie dann berichtet, dass sie dieser Person dann von ihrer besten Freundin vorgeschwärmt hat, mit den Worten: "An dieser Person kann ich Liebe messen".
Puh. Nicht schlecht.

So, und das zweite Beispiel, von dem ich gesprochen habe, das sind drei Mädels. Die kennen sich auch noch nicht so lange, überhaupt nicht nämlich. Und obwohl sie äußerlich und auf den ersten Blick grundverschieden wirken können, haben sie solche Parallelen und ähneln sich insgeheim wirklich unglaublich, aber trotzdem hat jede von ihnen etwas ganz Eigenes und bringt etwas wirklich Besonderes in ihre kleine Gruppe. Das finde ich besonders schön, dass es so aussieht, als wären die drei wie zusammengewürfelt, sie sich aber einerseits so wundervoll ergänzen und andererseits schlicht und einfach zusammen passen, wie sonst nicht viel.

Heute schreibe ich zu meinen 100 frohen Tagen bei Tag 37 "Nie wieder Schülerin sein" hin. Das ist schon ein komisches...ein schönes Gefühl.

Sonntag, 27. April 2014

Dissoziative Identitätsstörung

Bei diesem Eintrag habe ich schon ein wenig überlegt, ob ich ihn denn wirklich schreiben und dann hochladen soll. Aber ich wollte ja ehrlich sein und das gehört halt momentan alles ein wenig dazu. Momentan ein wenig mehr.

Auf alle Fälle ist es gerade besonders komisch. Und das hört sich jetzt unglaublich...ja, mir fällt nichts anderes ein, komisch an, aber manchmal habe ich so das Gefühl, dass in meinem Kopf ein immer währender Dialog vonstatten geht. Es ist mir ja bewusst, dass ich gesund werden möchte und ich weiß ja auch, dass Essen etwas äußerst Essentielles ist und dass mir meine Haare ausgefallen sind und selbst jetzt meine ganzen körperlichen Funktionen noch nicht einwandfrei funktionieren. Ich möchte ja auch essen und irgendwann wieder ein komplett normales Essverhalten entwickeln können. Doch andererseits drängt sich in mir dann immer dieses Verlangen, endlich wieder dünner zu werden, auf, ich denke mir dann immer, wie schön es nicht wäre, wenn sich meine Oberschenkel wieder nicht berühren würden, wie schrecklich ungesund ich mich nicht ernähre und wie wahnsinnig viel ich in mich hineinstopfe. Dann habe ich erneut das Gefühl, ja, den Drang, wieder weniger zu mir zu nehmen, viel Sport zu machen und eben weniger zu Essen. Das macht mir im Moment ziemlich zu schaffen.

Es ist wirklich komisch, aber ich streite mich dann in meinem Kopf mit mir selbst... Ich bin mir schon richtig schizophren vorgekommen. Und dann hatte ich die Idee, mir die Wikipedia-Seite (ich glaub, ich muss Wikipedia demnächst echt etwas spenden - so viel, wie ich schon auf dieser Seite verbracht habe und wie viel sie mir nicht schon geholfen hat (: ), die dieses Thema behandelt, durchzulesen (Wusstest du zum Beispiel, dass die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren die Behandlung einer Schizophrenie unterstützen kann? o: ). Mensch, das ist eine komplexe Krankheit sondergleichen... Da gibt es Positiv- sowie Negativsymptome und allerlei Untergruppen - aber sehr interessant, wirklich. Man, also ich zumindest, hat doch immer das Bild von einer "geteilten Persönlichkeit" im Kopf, wenn der Begriff Schizophrenie fällt, nicht? Vielleicht kommt auch noch Paranoia auf oder Stimmen, die eigentlich gar nicht da sind. Aber auch Wahnbildungen, inhaltliche Denkstörungen, ein Mangel an Motivation zu Aktivitäten, Abstumpfung, kurzschnittiges Denken und der Verlust der Fähigkeit, kompliziertere kognitive Zusammenhänge nachzuvollziehen spielen eine wichtige Rolle.
Diese Krankheit setzt sich also aus unzähligen Faktoren zusammen und es gibt, so wie bei eigentlich allen psychischen Erkrankungen, hunderttausend mögliche Ursachen.

Auf alle Fälle bin ich dann durch diesen Artikel auf die dissoziative Identitätsstörung gekommen. Das passt dann wohl schon eher.
Ich will jetzt wirklich nicht sagen, dass ich gleich noch eine psychische Krankheit abkassiert habe, nein, wirklich nicht. Aber es ist doch interessant, wie sehr sich die Faktoren der einen mit den Auswirkungen der anderen überschneiden und was für Parallelen es nicht gibt. Lustig, naja, lustig, finde ich auch, dass Folgeerscheinungen einer solchen Identitätsstörung eben Essstörungen sein können, aber auch Depressionen, Selbstverletzung, Körperbeschwerden und Suchterkrankungen.
Bei der dissoziativen Identitätsstörung haben die Betroffenen das Gefühl, sozusagen mehrere Personen in einer zu sein. Oftmals können sie sich auch an das Handeln der "einen Person" nicht mehr erinnern und die "Charaktere" wechseln sich auch immer in bestimmten und den gleichen Situationen ab.
Es hat also viel mit gespaltenen Persönlichkeiten zu tun.
Und manchmal hab ich ein bisschen Angst, dass das bei mir auch so anfangen könnte. Mich verwirrt das gerade so viel, weil ich einfach keine Ahnung mehr habe, was ich denn bloß tun soll; soll ich jetzt essen oder nicht und muss ich denn wirklich wieder abnehmen? Ich weiß, dass ich eigentlich nicht mehr so aussehen möchte, wie ich das früher. Und oft denke ich mir, dass ich mit einer gap thigh auch nicht glücklich war, und dass es sowieso niemanden interessiert, ob mein Bauch jetzt ein bisschen raussteht. Außerdem sind Kurven doch wunderschön! Ich kann dann immer nur an meine Zumbalehrerin denken. Mir gefällt das doch an anderen so gut... Dann kommt die Antwort.
Es ist wirklich komisch...Ich kann mich echt nur wiederholen.

Ich will mir ja eigentlich gar nicht so viele Gedanken über mein Aussehen und über mein Äußeres machen; das, was ich mir teilweise denke, finde ich unfeministisch und dumm. Ich will das nicht. Ich will nicht so eine Person sein. Nein, wirklich nicht.
Eigentlich will ich Spaß am Leben haben, will lachen und tanzen und Rad fahren und Eis essen und malen und schreiben und lesen und entspannen und ich selbst sein können. Da haben diese ganzen Selbstzweifel einfach keinen Platz, abgesehen davon, dass ich die Hälfte davon damals ja gar nicht machen durfte aufgrund meiner Herzprobleme. Was bringt das überhaupt?

Und das denke ich mir dauernd. Ich betrachte auch dauernd mein Schild mit "riots not diets!" und muss schmunzeln.

Aber dann überkommt mich wieder der Wahn, unbedingt nichts mehr essen zu müssen. Ich denke mir dann dauernd, sowieso schon genug oder zu viel gegessen zu haben, und möchte mir das Essen für den heutigen Tag versagen.
Zum Glück geht es wieder so halbwegs, dass ich dann doch noch etwas zu mir nehme, wenn ich wirklich das Verlangen danach verspüre, selbst, wenn es schon später ist.

Ich muss da jetzt durch, weil ich einfach nicht.mehr.abnehmen.will.

Also, eigentlich schon.
Gerade fühle ich mich ja wieder so schrecklich, schrecklich dick... Mein ganzen Gewand passt mir nicht mehr und schaut fürchterlich aus an mir und ich weiß einfach nicht mehr, was ich anziehen soll. - Und genau diese Gedanken führen mich dazu, wieder an Gewicht verlieren zu wollen.

Ich weiß nicht.

Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.

Kann mir nicht bitte jemand helfen?

Mittwoch, 23. April 2014

Was hat das bitte mit Essstörungen zu tun?

Irgendwie lässt mich das Thema zur Zeit einfach nicht los. Überall fällt mir einfach plötzlich auf, wie unglaublich heteronormativ und auch ziemlich sexistisch sich die Werbung gestaltet, die Leute ausdrücken und überhaupt unsere gesamte Umwelt aufgebaut ist. Sexismus ist einfach überall. Und irgendwie hat es auch mit allem zu tun.

Ich lese immer noch wahnsinnig eifrig die wunderbare Antisexismus-Broschüre, von der ich ja im letzten Post erzählt habe. Aber irgendwie fand ich, dass der Eintrag zu kurz gekommen ist. Mir ist im Nachhinein (wie sooft!) noch so einiges eingefallen, wovon die Hälfte schätzungsweise wieder in diesem Post nicht vorkommen wird, was ich noch gerne ausschreiben möchte.
Während des Lesens sind mir einige Passagen und ganze Artikel besonders ins Auge gesprungen - auch habe ich einige Parallelen zu meinem Schulalltag wieder gefunden...

Aber was genau sind jetzt die Schnittpunkte von Sexismus und der im Titel genannten Krankheit?
Denkt man an Anorexie, Bulemie und co., so kommt immer das Bild einer jungen Frau* auf, oder? Und das ist auch gar nicht mal so falsch. Bei jedem dritten Mädchen* zwischen 14 und 17 Jahren gibt es Hinweise auf eine Essstörung, bei den Jungen* sind 13,5 Prozent auffällig. Außerdem zählt die Anorexia nervosa bei den Mädchen* und jungen Frauen* einfach zu den häufigsten Todesursachen - da gibt es bei Männern* einfach noch einige Krankheiten, die öfter vorkommen.
Und irgendwie wundern mich diese extrem auseinander driftenden Zahlen überhaupt nicht. Natürlich, der Prozentsatz der Männer*, die erkranken, nimmt stetig zu. Aber das hat doch auch etwas damit zu tun, dass diese immer präsenter in der Modeszene werden und auch auf deren Äußeres immer mehr Wert gelegt wird.
Genau. Auf Äußerlichkeiten kommt es nämlich an.

Frauen* werden so, so oft einfach nur darauf reduziert, wie sie aussehen, welche Schuhe sie tragen, und ob der Lippenstift nicht verschmiert ist.
Dieses Bild wird ebenfalls von allen Werbungen vermittelt und ist schon so in unseren Köpfen verankert, dass wir oft gar nicht merken, wie sexistisch das alles nicht ist.



Und dieses bloße aufs-Äußere-reduzieren führt kurz über lang dazu, dass es manche Menschen übertreiben, weil sie einfach so gerne gefallen würde, weil sie Anerkennung suchen und weil sie mit der Gesellschaft konform sein wollten. Eigentlich doch ganz natürliche und nachvollziehbare Gedankengänge, nicht? Aber leider vergessen sich diese Menschen dann viel zu oft selbst, sie vergessen, dass die eigenen Bedürfnisse, seien es Seelische oder Körperliche, immer noch wichtiger sein sollten, ja, müssen!, als die kranken Ansichten unserer Sozialisation.
Es ist so wichtig geworden - wobei, was schreib ich da? Das war es ja eigentlich schon immer - wie man aussieht. Es interessiert nicht mehr wirklich, was in einem Menschen vor sich geht, oder ob die Gesundheit unter diesem Schönheitswahn (heute hab ichs aber mit den Links) zu Leiden kommen könnte.







Eigentlich hätt ich ja die Broschüre downloaden können und dann schönere Bilder hochladen. Naja, DIY, oida.

 
Und das ist etwas, was ich bei mir selbst einfach nicht ausstehen kann. Ich bin ja so aufs Äußere fixiert - also, bei mir. Da haben wir wieder eine Doppelmoral, wie sie ja sooft vorkommt, bei anderen lege ich jetzt nicht so einen großen, wenn doch keinen geringen, Wert auf Äußerlichkeiten, bei anderen Frauen* finde ich auch Rundungen wunderschön und beneidenswert. Bei mir aber nicht.
Irgendwie bedeutet das also auch, dass ich in sexistischen Denkmustern gefangen bin. Das will ich wirklich nicht und manchmal funktioniert dieser Gedanke, dass ich mir dann klar mache, dass das alles keinen Sinn hat und es sowieso allen egal ist, ob ich jetzt achtundvierzig, fünfzig oder neunundfünfzig Kilogramm wiege. Aber leider nur manchmal.


Genau wie auf dem Bild oben erklärt, sind die Vorstellungen vom "Idealbild" einfach nur noch verzerrt. Aus diesen sind schon beinahe extremistische Weltanschauungen geworden.
Dadurch entstand dann wahrscheinlich auch der ganze Trend mit dem sogenannten "fat shaming". Momentan bekomme ich das von überall zu hören. Heute zum Beispiel in meiner Klasse; das allererste, das ich nach den Ferien zu hören bekommen durfte, war, wie sich Jungen, die die meiste Zeit im selben Klassenraum wie ich sitzen, über Mädchen lustig gemacht haben, deren Rippen nicht rausstehen. Und das passiert andauernd. Ich will gar nicht wissen, was sie hinter meinem Rücken über mich reden...
Es wird als schlimm angesehen, dick zu sein. Und das ist es doch eigentlich gar nicht. Natürlich, wenn man sich nicht mehr gescheid bewegen kann, der Rücken nur noch schmerzt, dann sollte vielleicht etwas unternommen werden. Aber, wenn ich so darüber nachdenke, ist es doch viel gesünder, einen eher erhöhten BMI zu haben als einen zu niedrigen. Kommt man einmal in das Untergewicht rein, dann ist es so verlockend, immer weiter hineinzugleiten. Außerdem ist Fett ja was Nützliches. Es wärmt und es bietet Schutz für die inneren Organe und es ist einfach eine der wichtigsten Reserven unseres Organismus. In Notzeiten würden sich die ganzen schlanken Frauen* wünschen, zu groß für Kleidergröße 34 zu sein. Oder 36.



Das ist doch schlimm, oder?
Wie es sein kann, dass sich aufgrund der gestörten Wahrnehmung von irgendwelchen, um es jetzt einmal ganz drastisch auszudrücken, frauen*hassenden Modemachenden ein so großer Teil der Bevölkerung (beinahe) zu Tode hungert. Dass so viele Menschen so enorme gesundheitliche Risiken in Kauf nehmen, nur, damit sie dem reduzierten Idealbild entsprechen.

Dagegen muss etwas unternommen werden.
Und ich bin so froh, dass es dieses kleine Büchlein gibt. Das ist schon einmal ein Anfang. Und es gibt auch schon ganz viele Portale im Internet, tolle tumblr-Blogs (Oh! Ich hab mir jetzt auch einen Account gemacht, hier: http://persoenlicherevolution.tumblr.com/ - ich hab ja eh keine Lust, die Matura zu bestehen) und vieles mehr.
Aber das ist halt leider trotzdem noch nicht genug. Wir müssen es irgendwie schaffen, awareness zu schaffen und vor allem das vorherrschende Modebild verändern. Und vielleicht, ja, vielleicht, kann ich dann irgendwann wieder einmal ganz normale (Reis-)Milchschokolade essen, ohne das das schlimmste schlechte Gewissen zu bekommen.


Oh, und zum Schluss möchte ich noch ein Lied anhängen. Das passt heute einfach nur so perfekt. Wirklich toll...


Sonntag, 20. April 2014

Oh, davon hab ich doch schon mal gehört

Letztens befand sich ein kleines Päckchen in unserem Briefkasten. Als ich dann gesehen habe, dass dieses Paket an mich adressiert ist, musste ich doch überlegen, was es sein könnte. Und um ganz ehrlich zu sein, ist es mir erst klar geworden, als ich die Lasche runtergerissen hatte und sehen konnte, dass der Inhalt aus fünf relativ dicke Broschüren bestand.
Letztes Jahr habe ich nämlich für das sogenannte "unabhängige redaxkollektiv" eine Art Artikel geschrieben. Übrigens geht es in dem Heftchen um Antisexismus und dementsprechend fiel mein Geschriebenes aus.


 Momentan blättere ich durch die Seiten und lese kreuz und quer eine Seite, betrachte die Comics, muss oft lachen, allerdings auch ziemlich häufig seufzen. Gut, die Seufzer mehren sich eigentlich. Vor allem, wenn es um die Rubrik Alltagssituationen geht, in der eben alltägliche Vorfälle erzählt werden. Mensch, manche Leute sind einfach viel zu dreist; beziehungsweise haben keine Ahnung von dem, was sie sagen. 
Mein Artikel handelt von der männlich geprägten oder viel mehr assoziierten Welt des Schlagzeugspielens. Es ist nämlich wirklich witzig, mit welchen Reaktionen ich oft umgehen muss, wenn ich mal erkläre, dass ich gerne in meiner Freizeit auf Trommeln haue. 
Ich mit meinem Egoismus lade einmal Bilder von der Seite 70 hoch - wer weiß, vielleicht stolpert die eine oder der andere ja doch über meinen Blog und es interessiert.

 
Das Bild hab zwar nicht ich gezeichnet, aber es ist doch schrecklich süß, was? :)

So, aber ich möchte mich hier nicht nur über die wunderschön gestaltete Broschüre auslassen, die merklich mit viel Arbeit und Herzblut gemacht worden ist, sondern auch ein wenig das Thema Sexismus anschneiden.
In unserer Gesellschaft ist Sexismus nämlich praktisch überall. Wir sehen dumme Frauenbilder an jeder Ecke verpackt in irgendeiner Werbung, er strahlt uns von jedem zweiten Poster oder jeder dritten Zeitschrift an und er ist schrecklich verankert in unserer Sprache - und Sprache schafft Wirklichkeit, das kann man nicht leugnen; wird etwas ausgesprochen, so wird es zur Realität und steht ganz konkret im Raum. 

Und das ist so schade. 
Es schränkt nämlich fürchterlich ein und so viele Möglichkeiten können dadurch nicht ergriffen werden. 

Nehmen wir wieder mein eher banales Beispiel von Musik. Zuerst sind Frauen* ja sowieso nicht sonderlich präsent in dieser Szene und weiters wird das schätzungsweise in der nächsten Zeit auch so bleiben. Für Frauen* scheint kein Platz zu sein, außer vielleicht, wenn sie Harfe spielen. Man assoziiert mit allen anderen Geschlechtern außer dem Männlichen nämlich viel zu wenig - und diesen wird zu wenig zugetraut. Wie viele wahnsinnig berühmte musizierende Männer fallen dir ein? Wie viele Frauen?
Da fällt mir auch gerade ein Artikel ein, den ich vor vielleicht einem Jahr im Standard gelesen habe. Da ging es darum, dass es in der USA beispielsweise schon üblich ist, für Musikwettbewerbe sogenannte blind auditions durch zu führen. Die Jury weiß also nicht über die äußeren Eigenschaften der Bewerber*innen. Schön und gut, als dann aber Musikwissenschaftler*innen ein wenig nachforschten, kamen sie auf das Ergebnis, dass das Äußere bei sowohl Musik-Laien als auch -Experten sehr wohl eine große Rolle spielte. So waren ohne blind auditions wesentlich mehr Männer weiter gekommen, mit ihnen war es wesentlich ausgewogener - ich glaube sogar um die 50/50. 
Und was sagt uns das?

Sexismus ist einfach. Ich schätze, deswegen kommt er auch so furchtbar oft vor. Es ist teilweise auch wirklich schwierig, nicht aufgrund des Äußeren auf irgendwelche Ideen zu schließen (Haben wir da nicht mal was im Psychologie-Unterricht gelernt?). Wir als Menschen sind doch unheimlich faul, machen wir uns nichts vor. Und das Schubladendenken ist wahnsinnig einfach. Ich kann dadurch gleich einordnen, was für ein Mensch sich mir gegenüber befindet, ohne ihn*sie auch nur ein wenig zu kennen.
Das passiert natürlich auch sehr viel unterbewusst. Ich denke, dass die Wenigstens ganz bewusst sagen, so, du bist weiblich und hast eine dünklere Hautfarbe, ich öffne jetzt diese Lade und lege dein Bild hier rein. Aber wir können uns dieser Tätigkeit bewusst werden und sie versuchen zu hinterfragen. Wir können uns sensibilisieren. 




"Sexismus trifft alle - sowohl Frauen*, Männer* (cis/trans Frau* oder Mann*, intergeschlechtlich...), als auch Leute, die außerhalb dieses Schemas leben wollen. [...] Sexismus wirkt sich auch nicht immer negativ auf die betroffenen Personen aus. Es kommt immer darauf an, wer gegenüber wem sexistisch ist und wie viel Macht und Freiheit diese Personen in unserer Gesellschaft haben."
(Auszug aus der Antisexismus-Broschüre) 




Ich versuche immer wieder, stereotypische Aussagen zu vermeiden und auf diese aufmerksam zu machen. Aber Diskriminierung wird, zumindest hier schrecklich oft, als nicht so schlimm abgetan oder als nicht-so-gemeint. Aber wie oben schon erwähnt: Sprache schafft Realität. Punkt.

Ein Dino sagt: "Also wenn's nach mir ging, wär Sexismus vor 300 Mio. Jahren schon ausgestorben"
Vielleicht ist es möglich, daran zu arbeiten. Vielleicht können wir uns alle so weitgehend sensibilisieren, dass wir über unseren netten, kleinen Tellerrand blicken und die wunderbare Vielfalt akzeptieren und sie schätzen lernen. 

Die Broschüre gibts als Download und sie soll, denke ich, an allen Schnittstellen der österreichischen Hochschüler*innenschaft aufliegen. Sie ist unglaublich empfehlenswert. Schön, dass es solche Projekte gibt.


Donnerstag, 17. April 2014

was mich fertig macht: Orthorexie

Als ich ganz frisch diagnostiziert worden bin (wie sich das anhört...) bin ich auf diesen Blog-Post von Diary of a Lipstick Terrorist, was übrigens ein mehr als lesenswerter Blog ist, gestoßen. (Wenn ich schon mal beim Link-Teilen bin, dann möchte ich noch unbedingt diesen hier loswerden: 10 Reasons to Love Your Body NOW!, das ist so wunderbar fein und wirklich wahnsinnig witzig geschrieben - ich habs mir sogar ausgedruckt)

Auf jeden Fall war ich ziemlich geplättet, als ich den Eintrag fertig gelesen hatte. Ich hab mich selbst in beinahe jeder Zeile wieder gefunden und konnte es fast nicht glauben. Jetzt war ich schon damit konfrontiert, dass wirklich etwas mit mir nicht stimmte, und dann auch noch das. Gut, Selbstdiagnosen können oftmals nicht ganz korrekt sein, aber das passt(e) einfach wie die große Sonnenbrille zum heißen Sommertag.
In dem oben genannten Eintrag wird viel darüber geschrieben, wie wichtig eine "gesunde Ernährung" und biologisch erzeugte Nahrung vielen von uns geworden ist. Wie viel Platz Gedanken über den Ungesundheitsgrad eines Lebensmittels schon in unseren Köpfen eingenommen hat. Und, könnte es auch anders sein bei der Lippenstift Terroristin, dieses Phänomen wird kritisch hinterfragt - woher kommt der Drang, sich plötzlich exzessiv gesund zu ernähren? Hat das wiedermal etwas mit einer gewissen Chance, Profit zu machen oder denselben zu steigern, zu tun?
Kann das sein, dass Konzerne schon eine so große Macht über uns haben?

Aber jetzt zurück zur Orthorexie. Orthorexie beschreibt das Verlangen, sich überwiegend oder sogar ausschließlich gesund zu ernähren. Zucker und Weißmehl wird mehr oder weniger verteufelt und biologisches Essen bevorzugt.

Ich habe gerade diese Beschreibung verfasst und mir dann noch einmal durchgelesen. Eigentlich hört sich das so harmlos an, so als ob es an und für sich etwas Gutes ist - was kann denn so schlimm daran sein, wenn versucht wird, gesunde Nahrung aufzunehmen?
Und wie bei so vielen Dingen ist es wieder das Extreme, das das Problem darstellt. Ein wenig auf die Ernährung zu achten, sich ein bisschen auszukennen, versuchen, den Speiseplan möglichst ausgewogen zu gestalten, und nicht jedes Junk Food in sich reinzustopfen ist ja gut und toll und auch was Schönes, die Haut profitiert, das Wohlbefinden ebenso. Alles super. Aber wenn es dann so weit kommt, dass es nicht mehr möglich ist, ein Stückchen von der Lieblingsschokolade zu naschen, dann kann etwas nicht stimmen. Einerseits hat unser Körper es schon ganz schön drauf, er weiß eigentlich immer genau, was er gerade braucht und verlangt das dann in Form von Gusto. Gerade habe ich Lust auf Brokkoli, gerade gelüstet es mich nach Gummibärchen - es werden schon die Inhaltsstoffe sein, die die unterschiedlichsten Lebensmittel haben, die gerade gebraucht werden.
Natürlich spielt auch hier Werbung eine riesige Rolle. Ich sehe im Fernsehen, wie ein Spiegelei verputzt wird, und prompt habe ich das Gefühl, jetzt unbedingt eines zu brauchen. Es wird uns aber auch durch diverse Billboards und anderen Werbungen suggeriert, viel Süßes zu essen - auf jeder zweiten Ecke hängt die neue Snickers-Werbung, dazwischen sind die neuen kulinarischen Ideen von Milka abgebildet und da drüben kann ich schon wieder einen Burger von McDonald's sehen, der nicht mal auf dem Bild appetitlich aussieht.
Aber ich glaube trotzdem, dass sich unser Körper da ziemlich gut durchsetzen kann. Ich glaube, die ayurvedische Küche meint auch, dass es eigentlich gar nichts Ungesundes gibt, der Körper holt sich von überall das, was gerade benötigt wird.

Aber mit der Orthorexie wird das nicht mehr möglich gemacht. Diese verbietet nämlich alles, was nicht zu hundertprozent - oder am besten noch drüber - gesund ist.

Um noch einmal auf meine Situation (oh, was für eine Überraschung!) zurückzukommen: Ich glaube schon, dass ich damit ein (großes) Problem habe. Doch bin ich mir gleichzeitig sehr sicher, dass es schon wesentlich besser geworden ist. Gut, letztens habe ich ein Stück Kuchen, der zwar selbstgemacht und vegan war, von dem ich aber weiß, dass er mit Weißmehl und jede Menge Zucker zubereitet worden war, beim Geburtstag einer Freundin gegessen. Beim Heimfahren ist es mir dann so schlecht gegangen. Und das passiert natürlich öfter. Aber mein Verständnis von "gesund" hat sich trotzdem ausgeweitet.
Ich erinnere mich noch, als ich einmal Spinatravioli gegessen habe, und es gar nicht mehr gepackt habe, wie ungesund ich mich schon wieder ernähre. Auch empfinde ich normalen, weißen Reis nicht mehr als Inbegriff von ungesund. Und in der Theorie glaube ich fest daran, dass alles, was mit Liebe gemacht worden ist, nur gesund sein kann (Ayurveda lässt grüßen!).
Gestern habe ich ja auch kurz erwähnt, dass mir sogar eine Ärztin dazu geraten hat, nicht so viele Vollkornprodukte mehr zu mir zu nehmen, wegen dem geblähten Bauch. Und wenn eine Ärztin sagt, dass ich weißes Mehl essen soll, dann kann es ja auch gar nicht so schlimm sein.
Auch denke ich mir oft, dass es in so vielen Ländern gar kein Brot aus vollem Korn gibt. Die Menschen dort ernähren sich schon seit eigentlich immer von Fladen- und Weißbrot und sind auch nicht der Reihe nach gestorben oder dick. Mit Reis und Nudeln ist das übrigens dasselbe.

Auch möchte ich gar nicht überlegen, wie viel Zeit ich schon damit zugebracht habe, die Bezeichnung für ein Essen mit dem Stichwort gesund in Ecosia einzugeben und mir Artikel über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Essens durchgelesen habe. Da müssen schon so viele Stunden drauf gegangen sein. Daweil weiß doch mein Körper von alleine, was gesund ist für ihn. Und das ist vielleicht etwas so Subjektives - mein Körper braucht vielleicht momentan unendliche Mengen an Müsli, während deiner ganz viele Bananen braucht.
Man verpasst so viel, wenn man bloß daran denkt, was jetzt gesund und was es nicht ist.
Ich weiß leider wirklich nicht, ob es mir überhaupt mal möglich sein wird, ohne schlechtem Gewissen, wirklich "ungesunden" Kuchen, also mit Zucker, Weißmehl und Creme und allem drum und dran, zu mir zu nehmen. Aber zumindest ist mir bewusst, dass das so nicht ganz normal ist, dass die meisten Menschen nicht darüber nachdenken, was sie essen. Sie essen es, weil es gut schmeckt und weil sie es gerade brauchen.

Mittwoch, 16. April 2014

Traust dich nie!

Es ist eine Sache, einfach bloß zu sagen, man möchte gesund werden, eine andere, es irgendwann wirklich zu wollen und das alles ist nicht in irgendeiner Weise damit zu vergleichen, wirklich etwas zu unternehmen.

Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich mir schon vorgenommen habe, so jetzt passt wieder alles. Ich lass die Anorexie jetzt einfach hinter mir und werde wieder wie vorher. Allein letzte Woche hab ich das mindestens dreimal beschlossen. Und jedes Mal denke ich mir, dass das jetzt wirklich ernst gemeint ist und alles besser wird. Aber ein paar Tage später verfalle ich dann wieder in alte Muster - denn zum "gesund werden" gehört auch irgendwie dazu, genug zu essen und wie schon einige Male erwähnt, habe ich ein wenig das Problem mit dem zu viel essen. Dann muss ich mir wieder irgendwelche Einschränkungen aufhalsen und verzichte auf bestimmte Lebensmittel.

Ganz ehrlich, das hört sich nicht sonderlich "normal" an.

Früher, zum Beispiel, habe ich einfach alles gegessen, auf das ich Lust hatte. Einfach, weil ich gerade darauf Lust hatte. Da gab es nicht wirklich viel Überlegen, kein Nachdenken und schon gar kein schlechtes Gewissen. Und selbst wenns eine ganze Tafel Schokolade oder eine komplette Tiefkühlpizza auf einmal war. Das war halt dann so, okay, eigentlich auch egal.

Letztens hab ich mich im Spiegel angesehen und mich irgendwie nicht wieder erkannt. Das bin ja nicht ich. Das möchte ich ja gar nicht sein.
Und dann habe ich den alten Beschluss mal wieder gefasst. Aber das war trotzdem anders, so blöd das nun auch klingen mag. Teilt  man das am Anfang genannte in Phasen auf, so hätte ich mich dann in der zweiten befunden. Der wirkliche Wille war da. Und zwar nicht der Wille, zu überleben, sondern der Wille, komplett gesund zu werden. Nicht nur körperlich sondern auch psychisch.
Also ich bin früher wahnsinnig vielen Profilen auf Instagram gefolgt, die irgendwas mit "healthy", "cleaneating", "skinny" oder sonst einen Blödsinn im Namen hatten. Diese Nutzenden haben dann auf regulärer Basis immer wieder, vor allem ihr Frühstück, mit der Welt geteilt. So füllte sich meine Instagram-Seite immer mehr mit (wirklich unglaublich lecker aussehenden!) Essen. Und irgendwie sollte ich mich nicht so sehr damit auseinandersetzen, dachte ich mir dann nach meinem neuerlichen Entschluss, und löschte diese Profile dann kurzerhand. Na gut, ein paar folge ich immer noch. Aber es macht trotzdem schon einen riesen Unterschied, schöne Landschaften, schöne Gesichter zu sehen oder durchgehend nur ans Essen erinnert zu werden. Das ist vielleicht nur eine schrecklich kleine Kleinigkeit, aber trotzdem. Es ist irgendwas. Und das hat mich so gestärkt, dass ich das gemacht habe, dass ich den Beschluss auch in Taten umgesetzt habe, dass es mir einen richtigen boost gegeben hat.

Ich habe jetzt drei wirklich durch und durch schöne Tage hinter mir. Drei Tage, an denen ich mit niemandem gestritten habe, mit wunderbaren Gesprächen, Kultur, an denen ich unglaublich liebe Leute kennen lernen durfte, mit Regen und Sonnenschein.
Ich bin heute zwar beinahe den ganzen Tag in irgendeinem öffentlichen Verkehrsmittel durch das östliche Österreich getuckert, hatte es aber trotzdem ungeheuer fein. Der Vormittag war wirklich schön und im Zug und Bus hatte ich mal wieder die Gelegenheit, zu lesen und Tagebuch zu schreiben.
Aber ich war eben den ganzen Tag nicht zu Hause oder an einer Futterquelle - ich musste mir also etwas kaufen. In Linz gibts am Bahnhof so eine kleine Bäckerei, da kauf ich mir irgendwie jedes Mal, wenn ich in der Stadt bin, etwas. So auch heute.
Ich bin eben hingegangen und mir ist eingefallen, wie irrsinnig lustig der gestrige Tag nicht war und dann kam mir eine Idee. Ich hab mich sozusagen selbst herausgefordert, mir etwas mit weißem Mehl zu kaufen. Irgendwie kanns das ja nicht sein, dass es Menschen gibt, die einfach so beim "Leberkas Pepi" nachfragen, ob sie auch veganen Leberkäse haben, und ich kann mir nicht mal von meinem eigenen Geld so etwas besorgen. Gut, im Hinterkopf hatte ich meinen letzten Ärztinnentermin, bei dem mir meine Hausärztin auf mein Anliegen, meinen aufgeblähten Bauch sozusagen zu unterdrücken, eben empfohlen hat, weniger Vollkorn-Produkte zu mir zu nehmen.

Mit einem ganz leisen zu mir selbst gesagtem "Traust dich nie" hab ich dann die Bestellung aufgegeben.

Freitag, 11. April 2014

Kontrolle

Das Schöne - oder Schlimme, wie man es sieht - an der Magersucht ist ja, dass man die komplette Kontrolle über den Körper hat. Zumindest hab ich mir das immer eingebildet. Ich wusste genau, was und wie viel ich zu mir nehmen darf, von was ich die Finger lassen sollte und ab wann und wo nichts mehr gegessen wird. Irgendwie war das schon schön - so, einfach einmal irgendwas kontrollieren zu können.

Wenn ich jetzt so zurück denke, dann ist mir klar, dass ich die Kontrolle eigentlich vor langer Zeit schon abgegeben habe. Es war ja gar nicht mehr ich, die bestimmt hat, dass ich praktisch nichts mehr esse, es war wohl irgendwo ein Teil von mir, der leider schwerer zu beseitigen ist, als gedacht, doch irgendwie war oder ist er es auch nicht. Das ist für mich momentan schrecklich schwierig zu beschreiben und sicher noch schwerer nachzuvollziehen.

Auf alle Fälle war ich sehr kontrolliert. Ich wusste ja auch über alle Nährwerte Bescheid und konnte mir in Windeseile ausrechnen, wie viele Kalorien ich noch zu mir nehmen durfte. Und es gab nur ganz selten Zeiten, in denen ich über mein mir selbst gesetztes Maß hinaus gekommen bin; selbst, wenn das passiert ist, hab ich dann zusätzlich noch mehr Sport gemacht.

Damals war für mich klar, welche Lebensmittel Tabu waren. Jetzt sind irgendwie wieder alle erlaubt.

Aber auch irgendwie nicht.

Ich selbst steh mir wahnsinnig im Weg, wenn es darum geht, wieder alles in einem normalen Maß zu genießen. Ich schaff es auch wirklich immer (noch), mir bestimmte Dinge zu verbieten - wie jetzt zum Beispiel. Gestern hatte ich beschlossen, zumindest einige Zeit wieder auf Honig und Nüsse zu verzichten. Und das, obwohl ich beides sehr, sehr gerne esse. Aber das ist es ja. Ich esse es gerne und auch in großen Maßen - wie momentan alles, so scheint mir.
Mein Biologiespezialgebiet ist das Thema Sucht. Also die körperlichen Voraussetzungen für und die Hirnaktivitäten während einer Sucht. Und da gibt es etwas, das nennt sich "Kontrollverlustphänomen". Egal, ob süchtig oder nicht, jeder Mensch wird diesem Phänomen schon einmal begegnet sein. Das gibt es zum Beispiel, wenn man Neurodermitis oder sonst irgendeinen juckenden Hautausschlag hat ebenfalls. Wenn man beispielsweise zum Kratzen anfängt und einfach nicht mehr aufhören kann. Man möchte zwar stoppen, weil es irgendwie klar ist, dass es nicht gut ist, wenn man die Haut weiter so reizt, aber es geht einfach nicht. Dasselbe funktioniert auch mit allen Suchtmitteln - es ist zwar bewusst, dass diese schlecht sind, aber der*die Süchtige ist und ist einfach nicht in der Lage, sich davon zu distanzieren.
Ein anderes Beispiel wäre Schokolade. Man nimmt sich vor, nur ein wenig zu kosten und dann endet man damit, die ganze Tafel aufgegessen zu haben, obwohl das überhaupt nicht geplant war.
Ja, und langsam kommt es mir so vor, als wäre das bei mir mit dem Essen so.

Ich verliere die Kontrolle.

Ich nehme mir vor, so, ich esse eine Portion und dann wars das. Aber es geht einfach nicht. Mein Vater kann einfach so, so gut kochen und Essen zubereiten, dass ich mir meistens nochmal und dann vielleicht nochmal Nachschub hole. Schlussendlich habe ich dann Mengen in mich reingestopft, die nicht mehr normal sein können. Dabei möchte ich doch einfach nur so gerne ein normales Essverhalten wieder erlangen. Aber ich weiß oft einfach nicht, wie ich mich stoppen kann...

Und das ist das Ding. Früher war das überhaupt kein Problem.
Okay, zu Beginn war es sehr schwer, weil ich immer schon Süßes unglaublich gerne gemocht habe, aber irgendwann ist mir der Appetit dann sowieso vergangen.

Momentan hab ich so viel Appetit, das ist schrecklich.
Ich verliere einfach sooft die Kontrolle. Bitte, kann mir nicht jemand verraten, wie man normal isst?

Donnerstag, 10. April 2014

Und wieder ein Stück weiter in die Zukunft

Als ich gerade vom Spazierengehen heim gekommen bin - Spazierengehen ist übrigens das beste! Es ist so unglaublich schön, draußen sein zu können und es macht mir momentan zumindest wesentlich mehr Spaß als Laufen zu gehen. Liegt vielleicht auch daran, dass mir meine Knie ein wenig schmerzen - also, als ich eben gerade durch die Tür gegangen bin, hat es mich fast umgehauen. Ich habe einfach mal wieder realisiert, wie weit ich eigentlich schon wieder bin. Mit weit meine ich jetzt einfach mein Lebensalter.
Heute hatte ich nämlich meine letzte Matheschularbeit. Und nicht nur die letzte Leistungsüberprüfung in Mathematik, sondern meine ALLERLETZTE Schularbeit überhaupt. In meinem Leben. Ich werde einfach nie wieder einen Test in diesem Format schreiben müssen.
Jetzt folgt nur mehr die Matura, und dann wars das mit Schulkarriere. Meine Laufbahn an dieser Anstalt ist somit beinahe vorbei. Wie schön!

Es fehlt wirklich nicht mehr viel.

Ein schönes Gefühl, zu wissen, dass es nur mehr wenige Wochen sind, bis ich endlich fertig bin. Fertig mit der Schule. Fertig mit dem Waldviertel. Fertig mit diesem Lebensabschnitt.

Und morgen ist schon mal der letzte Tag vor den Osterferien - das bedeutet nur mehr eine Stunde, Geschichte, Physik, Biologie, Mathematik, Latein und Deutsch trennen mich von einer Reihe an freien Tagen. Okay, in denen sollte ich mich wohl weiter auf die Mathematikklausur vorbereiten, aber vorerst werde ich einmal nach Linz fahren, liebe Leute treffen, Party machen und ausschlafen.

Und dann werde ich das mit dem Erwachsenwerden weiter in die Hand nehmen. So viel hab ich eigentlich schon hinter mir - wirklich wahnsinnig, wenn man so darüber nachdenkt. Ich habe jetzt schon den Führerschein, mein eigenes Konto, schon einmal in einem Museum gearbeitet (was ich dieses Jahr wieder machen darf!!! :)), eine Ausbildung zur Übungsleiterin, bin volljährig, weiß schon ungefähr, was ich mit meiner näheren Zukunft anfangen möchte, bin vor nun fast drei Jahren Tante geworden, befinde mich in der Abschlussklasse, bald zieh ich in eine so tolle Wohngemeinschaft in Wien ein und bald reihen sich noch unzählige Dinge an diese Liste - wie sehr ich mich darauf freue!

Aber irgendwie empfinde ich es auch als äußerst schwierig. Ich habe ja schon einmal einen Blogpost darüber verfasst, wie es mir (teilweise) damit geht, erwachsen zu werden.
Aber das ist es nicht alleine. Irgendwie fällt es mir schwer, mich mit all dem auf später zu vertrösten. Und das ist auch ein wenig der Grund, warum auf dieser Seite momentan nicht so viel passiert. Weil ich gerade nicht ganz klar komme mit Vielem und nicht möchte, dass der Großteil meiner Einträge eine negative Konnotation haben. Ich möchte zwar informieren über das alles, über meine Verfassung und so weiter, aber ich möchte nicht Demotivieren und ich möchte ja auch selbst nicht schlecht drauf sein. Aber irgendwie... momentan ist es nicht ganz einfach.

So, aber ich möchte ja, dass es wieder bergauf geht. Und das wird es bestimmt. Da haben wir es schon wieder. Es wird. Aber eigentlich soll es sein...

Aber gerade geht es eigentlich. Obwohl das Wetter alles andere als fabelhaft ist und ein Sturm geht, bei dem ich vorhin schon Angst hatte, verweht zu werden, die Sonne nicht scheint und sich schwarze Wolken am Himmel ausbreiten, ist es trotzdem Frühling. Und im Frühling muss es gut gehen. Das habe ich gerade beschlossen und daran werde ich mich (im Moment) auch halten. Also, ich werde es zumindest versuchen.
Übrigens, was ich immer sehr gerne höre, wenn es mir gerade gut gehen soll, ist Mia.. Haha, ich weiß, ich weiß. Aber es hat so etwas schön Fröhliches und Lebensfrohes - das ist einfach so fein und es zaubert, mir zumindest, immer ein Lächeln ins Gesicht.

Samstag, 5. April 2014

Über Maki essen und Mathematik lernen, und auch darüber, wie wenig Zeit der Tag zur Verfügung hat

Letztens habe ich mit einer ganz lieben Freundin telefoniert. Sie hatte mich angerufen, weil sie irgendetwas über die Mathe-Hausübung erfahren, die Aufgabe vergleichen oder einfach einen Tipp bekommen wollte - so genau weiß ich das auch nicht mehr.
Auf jeden Fall sind wir dann, wie sooft bei unseren Mathe-Gesprächen, ein wenig vom Thema abgekommen. Und irgendwie, auch, wenn sich das jetzt komisch anhört, war ich ein wenig froh oder sogar erleichtert, dass wir darauf zu sprechen gekommen sind, wie wenig sie nicht macht den ganzen Tag. Ich habe nämlich momentan das Gefühl, ich verplempere meine gesamte Zeit mit absolut nichts und bringe nichts weiter - da war es irgendwie fein, zu hören, dass es nicht nur mir so geht.

Irgendwie finde ich einfach jeden Tag zu kurz für all die Bücher, die ich lesen möchte, für all die Bilder die ich fotografieren will, für all die Gespräche, die ich führen möchte, für all die Abenteuer, die ich geplant habe, für all die Blicke, die ich Menschen zuwerfen will, für all die Zeichnungen, die ich so nicht anfertigen kann, für all die Stunden, die ich gerne in meine Musik investieren möchte. Ich finde die Zeit ist zu wenig vorhanden. Es gibt so Vieles, was ich so gerne erleben möchte - aber wie, wenn nach einem Wimpernschlag die Sonne schon am Untergehen ist und beim übernächsten der folgende Tag anbricht?

Wie dem auch sei, muss ich mir meine Zeit einplanen. Ich muss nämlich für meine allerletzte Schularbeit meines Lebens lernen. Meine liebe Sitznachbarin bezeichnet das immer so treffend mit "der Krönung". Es handelt sich hier nämlich um das schulische Finale noch vor der Matura - die Mathematikschularbeit. Die letzte, um es noch einmal erwähnt zu haben.
Es kommt zwar noch nicht der gesamte Stoff, der auch bei der Klausur abgefragt werden wird und parat sein muss, ich glaube, ein oder zwei Kapitel fehlen. Aber sonst ist alles dabei. Von Gleichungen, über Trigonometrie mit all den Sinus- und Cosinussätzen und den schrecklichen An-sätzen, auf die ich einfach nie komme, komplexe Zahlen, Wahrscheinlichkeiten mit der Standardnormalverteilung und dem ε-Wert, oder auch die Vektorrechnung, wo wieder das ε vorkommt, bis hin zur Kugelgleichung und zu all den lustigen Kegelschnitten mit ihren a's und e's und Brennpunkten und Haupt- sowie Nebenscheitel.
Wahrscheinlich habe ich im letzten Satz so ziemlich alles durcheinander gebracht.
Mein Gehirn möchte heute einfach nicht mehr. Wobei ich wirklich noch nicht so extrem viel gemacht habe. Naja, es wird wohl genug gewesen sein, haha.
Irgendwie finde ich das sehr lustig, denn heute hatte ich besonders viel Hunger. Und es ist ein Wahnsinn, wie sehr geistige Anstrengung immer und immer unterschätzt wird. Man verbraucht so viel an Energie beim Lernen, das glaubt man gar nicht. Na gut, mein kleines Schlafdefizit und meine kleine Laufrunde werden auch etwas dazu beigetragen haben, aber trotzdem.
Und ganz ehrlich, irgendwie finde ich das schön. Ich finde das wirklich sehr, sehr schön, dass mir mein Körper sagen kann, so, jetzt brauche ich Energie. Er gibt mir das nicht immer mit Magenknurren zu erkennen, aber plötzlich überfällt mich ein irrsinniger Guster auf Obst und Nüsse. Und was ich beinahe noch schöner finde, ist, das alles auch einfach zu essen. Ich kanns fast gar nicht anders umschreiben als mit schön. Es freut mich, dass es funktioniert und ich versuche mich wirklich nicht mit anderen zu vergleichen - mein Körper funktioniert nun mal nicht gleich wie der von zum Beispiel einem Mädchen auf meiner Klasse.
Wir alle brauchen Unterschiedliches. Das ist doch überall so. Ich erfriere zum Beispiel schon fast und habe meine Kuscheljacke um meine Nieren gebunden, während der Junge hinter mir in der Klasse mit T-Shirt dasitzt und sich über mein Kälteempfinden wundert. Wir sind halt einfach anders.

Und was noch schön ist, ist, dass es mir momentan auch gar nicht mehr (so) schwer fällt, vor anderen zu essen beziehungsweise esse ich einfach. Hunger ist nämlich blöd.
So war das gestern in der Nacht dann auch.
Irgendwann habe ich mal nur neun Stunden am Tag gegessen - also meistens von sieben bis vier. Dann hab ich das, oh wie schön!, ausgeweitet, dass ich einfach bis vor sieben am Abend noch Nahrung zu mir genommen habe. Und jetzt, ja, jetzt habe ich mir gestern sogar beim Fortgehen, irgendwann um drei in der Früh, bitteschön, Maki gekauft. Ich habe mir Gurkenmaki bei einem Nudelstand gekauft! Die waren komplett in Plastik eingepackt und was weiß ich was alles. Und ich habe sie gegessen. Ah, war das vielleicht gut.

Ich weiß nicht, irgendwie wirds gut.

Donnerstag, 3. April 2014

Zwang

In der letzten Therapie-Stunde haben wir etwas sehr Ungewöhnliches gemacht. Ein Mädchen hat erzählt, dass sie so unheimlich zwanghaft lernen muss und oft aber eigentlich gerne etwas anderes tun würde. Da hat dann unsere Therapeutin vorgeschlagen, wir machen eine kleine Übung. Das Mädchen musste also uns andere aufstellen - eine als sich selbst, eine als ihren Zwang und die letzte, das war zufälligerweise ich, als die Freude, die sie nicht ausleben kann.
Um ganz ehrlich zu sein, habe ich das ganze am Anfang als ein wenig komisch empfunden und nicht sonderlich ernst nehmen wollen. Ich habe aber auch versucht, mir nichts anmerken zu lassen. Ausprobieren kann mans ja mal, wer weiß, was passiert. Und tatsächlich, es hat wirklich gut funktioniert. Als dann die anfängliche Skepsis irgendwie verschwand, wurde es dann wirklich zu einer schönen Erfahrung. Wir haben uns bewegt, haben miteinander interagiert - und das alles in unseren Rollen, während das Mädchen zugesehen hatte. Und ich weiß nicht, ob man das so sagen kann, aber es war sehr einprägend und hat eben funktioniert - eine andere Formulierung passt fast gar nicht.

Und das hat mir zu Denken gegeben.

Eigentlich haben wir das ja für sie gemacht. Damit wir ihr verdeutlichen können, was sich eventuell in ihrem Inneren abspielt, was bei ihr passiert und was geschehen könnte. Aber ich konnte das alles so gut auf mich auslegen. Überhaupt, speziell mit diesem Mädchen kann ich mich unglaublich gut identifizieren - ich muss auch besonders oft an sie denken und hoffe so, so sehr, dass bald alles gut werden wird bei ihr. Sie hat es nämlich momentan besonders schwer, wie mir vorkommt. Und das ist einfach nur so irrsinnig schade, weil sie nicht nur so eine Liebe ist, sondern auch so etwas Besonderes an sich hat und auch so intelligent ist - hoffentlich macht sie sich mit dieser Krankheit nicht ihre Jugend, ihr Leben kaputt. Das wäre wirklich, wirklich schön.
So, aber um wieder auf die Zwänge zurückzukommen.
Prinzipiell passiert ja sehr Vieles besonders zwanghaft, habe ich nicht Recht? Wir lassen uns in Rollen und Klischees zwängen und zwingen uns selbst zu Dinge, die wir so eigentlich nicht unbedingt gerne durchführen möchten. Aber wir machen es trotzdem, weil es sich vielleicht so gehört oder es einfach so angenommen wird.
Und doch, die Person, die mir die meisten Dinge aufzwingt, bin und bleibe ich selbst. Ich glaube nämlich ganz ehrlich, dass genau genommen, niemand von mir verlangt, dass ich nur perfekte Noten schreibe. Solange ich das Jahr und die Matura schaffe, passt doch eh alles. Für mich aber nicht. Ich habe dieses Jahr genau zweimal keine eins auf einen Test oder eine Schularbeit geschrieben - zumindest von den Noten, die ich bis jetzt weiß. Und genau die beiden zweier, die sich aber eh nicht negativ auf meine Endnote auswirken werden, wurmen mich ungemein. Wieso kann ich nicht lauter einser nach Hause gebracht haben? Und das ist doch einfach nur dumm. Es ist doch eigentlich so egal, welche Bewertung ich auf welchen Test bekommen habe. Noten sagen nichts über eine selbst aus.
Und trotzdem zwingen sich immer wieder diese Gedanken auf bei mir - ich sollte einfach bessere Noten schreiben...

Aber das geht mir nicht nur bei Noten so. Eigentlich sollte ich sowieso viel mehr machen. Ich zwinge mich sehr oft zum Sport. Ich zwinge mich sehr oft zu Dingen, die ich eigentlich nicht machen möchte, für die ich eigentlich überhaupt keine Lust verspüre. Und überhaupt. Bei mir ist alles ein wenig gezwungen - manchmal habe ich auch das Gefühl, dass der Umgang mit mir gezwungen ist. Also, aus der Sicht meines Gegenübers. Mit mir kann man nicht besonders gut reden, ich bin langweilig, schwierig und ein Lächeln wird schnell aufgesetzt.

Aber das alles ist schon wesentlich besser geworden.

Wenn ich so zurück denke, was ich mir früher so alles aufgezwungen habe. Ich habe mir ewig lange schlaue Listen geschrieben, die abzuarbeiten waren. Punkt. Ohne Kompromisse. Deswegen war ich auch so schnell mit meiner Fachbereichsarbeit fertig. Deswegen gehöre ich jetzt auch zu den eher Besseren im Laufen im Turnunterricht. Und natürlich habe ich mich zum Hungern gezwungen. Natürlich wollte ich das eigentlich nicht. Wer hat denn schon gerne einen leeren Magen?
Und ich bin schon sehr froh, dass es mir jetzt schon möglich ist, einfach auch mal nichts zu machen und zu essen. Natürlich funktioniert das alles noch nicht komplett optimal - aber ich arbeite stetig daran und irgendwann, ja, irgendwann wird alles so wie früher sein. Dann muss ich nicht mehr gezwungenerweise an meine nächste Mahlzeit denken, dann muss ich mich nicht mehr daran erinnern, dass ich doch eigentlich besser sein sollte, dann werde ich gelassen sein.

Ja, auf diese Zeit freue ich mich schon sehr. Und daweil frage ich mich einfach, was andere Leute so für Zwänge haben. Oder sind sie einfach frei von diesen? Und prinzipiell denke ich sehr, sehr häufig daran, wie das früher war beziehungsweise wie das alle anderen machen, die das mit dem Essen so gut auf die Reihe bringen. Die einfach nicht nachdenken und so viel essen, dass sie keinen Hunger mehr verspüren und dann einfach aufhören. Die Schokolade dazwischen essen können, ohne schlechtem Gewissen und auch mal den Apfel in der Schultasche vergessen, weil sie nicht konstant Gedanken über diesen verlieren. Die es fertig bringen, sich selbst zu versorgen. Die es schaffen, zu essen.