Mittwoch, 16. April 2014

Traust dich nie!

Es ist eine Sache, einfach bloß zu sagen, man möchte gesund werden, eine andere, es irgendwann wirklich zu wollen und das alles ist nicht in irgendeiner Weise damit zu vergleichen, wirklich etwas zu unternehmen.

Ich weiß wirklich nicht, wie oft ich mir schon vorgenommen habe, so jetzt passt wieder alles. Ich lass die Anorexie jetzt einfach hinter mir und werde wieder wie vorher. Allein letzte Woche hab ich das mindestens dreimal beschlossen. Und jedes Mal denke ich mir, dass das jetzt wirklich ernst gemeint ist und alles besser wird. Aber ein paar Tage später verfalle ich dann wieder in alte Muster - denn zum "gesund werden" gehört auch irgendwie dazu, genug zu essen und wie schon einige Male erwähnt, habe ich ein wenig das Problem mit dem zu viel essen. Dann muss ich mir wieder irgendwelche Einschränkungen aufhalsen und verzichte auf bestimmte Lebensmittel.

Ganz ehrlich, das hört sich nicht sonderlich "normal" an.

Früher, zum Beispiel, habe ich einfach alles gegessen, auf das ich Lust hatte. Einfach, weil ich gerade darauf Lust hatte. Da gab es nicht wirklich viel Überlegen, kein Nachdenken und schon gar kein schlechtes Gewissen. Und selbst wenns eine ganze Tafel Schokolade oder eine komplette Tiefkühlpizza auf einmal war. Das war halt dann so, okay, eigentlich auch egal.

Letztens hab ich mich im Spiegel angesehen und mich irgendwie nicht wieder erkannt. Das bin ja nicht ich. Das möchte ich ja gar nicht sein.
Und dann habe ich den alten Beschluss mal wieder gefasst. Aber das war trotzdem anders, so blöd das nun auch klingen mag. Teilt  man das am Anfang genannte in Phasen auf, so hätte ich mich dann in der zweiten befunden. Der wirkliche Wille war da. Und zwar nicht der Wille, zu überleben, sondern der Wille, komplett gesund zu werden. Nicht nur körperlich sondern auch psychisch.
Also ich bin früher wahnsinnig vielen Profilen auf Instagram gefolgt, die irgendwas mit "healthy", "cleaneating", "skinny" oder sonst einen Blödsinn im Namen hatten. Diese Nutzenden haben dann auf regulärer Basis immer wieder, vor allem ihr Frühstück, mit der Welt geteilt. So füllte sich meine Instagram-Seite immer mehr mit (wirklich unglaublich lecker aussehenden!) Essen. Und irgendwie sollte ich mich nicht so sehr damit auseinandersetzen, dachte ich mir dann nach meinem neuerlichen Entschluss, und löschte diese Profile dann kurzerhand. Na gut, ein paar folge ich immer noch. Aber es macht trotzdem schon einen riesen Unterschied, schöne Landschaften, schöne Gesichter zu sehen oder durchgehend nur ans Essen erinnert zu werden. Das ist vielleicht nur eine schrecklich kleine Kleinigkeit, aber trotzdem. Es ist irgendwas. Und das hat mich so gestärkt, dass ich das gemacht habe, dass ich den Beschluss auch in Taten umgesetzt habe, dass es mir einen richtigen boost gegeben hat.

Ich habe jetzt drei wirklich durch und durch schöne Tage hinter mir. Drei Tage, an denen ich mit niemandem gestritten habe, mit wunderbaren Gesprächen, Kultur, an denen ich unglaublich liebe Leute kennen lernen durfte, mit Regen und Sonnenschein.
Ich bin heute zwar beinahe den ganzen Tag in irgendeinem öffentlichen Verkehrsmittel durch das östliche Österreich getuckert, hatte es aber trotzdem ungeheuer fein. Der Vormittag war wirklich schön und im Zug und Bus hatte ich mal wieder die Gelegenheit, zu lesen und Tagebuch zu schreiben.
Aber ich war eben den ganzen Tag nicht zu Hause oder an einer Futterquelle - ich musste mir also etwas kaufen. In Linz gibts am Bahnhof so eine kleine Bäckerei, da kauf ich mir irgendwie jedes Mal, wenn ich in der Stadt bin, etwas. So auch heute.
Ich bin eben hingegangen und mir ist eingefallen, wie irrsinnig lustig der gestrige Tag nicht war und dann kam mir eine Idee. Ich hab mich sozusagen selbst herausgefordert, mir etwas mit weißem Mehl zu kaufen. Irgendwie kanns das ja nicht sein, dass es Menschen gibt, die einfach so beim "Leberkas Pepi" nachfragen, ob sie auch veganen Leberkäse haben, und ich kann mir nicht mal von meinem eigenen Geld so etwas besorgen. Gut, im Hinterkopf hatte ich meinen letzten Ärztinnentermin, bei dem mir meine Hausärztin auf mein Anliegen, meinen aufgeblähten Bauch sozusagen zu unterdrücken, eben empfohlen hat, weniger Vollkorn-Produkte zu mir zu nehmen.

Mit einem ganz leisen zu mir selbst gesagtem "Traust dich nie" hab ich dann die Bestellung aufgegeben.

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