Freitag, 29. August 2014

Skalen, die ich mir in meinem Kopf male

Dass ich schreibe, ist für mich ein sehr spontaner Akt. Diese Unwillkürlichkeit tritt noch einmal verstärkt bei meinem Blog auf. Deswegen kann es auch echt leider vorkommen, dass man eine Woche, vielleicht auch länger, immer wieder dieselben Titel sieht, ruft man die persönliche Revolution im Browser auf, beziehungsweise schreibe ich halt drei Tage nacheinander irgendein Sinngequatsche oder Seelenausleerung. Bei mir geht das immer von einer Laune aus, einem Bild, das mich in irgendeiner Art und Weise anregt etwas auszuformulieren, meinem Facebook-Feed, Unterhaltungen, oder einfach gewissen Emotionen, die mich ganz plötzlich ohne Vorwarnung überkommen. Da kommen dann immer die besten Blogposts raus, die vollgeladen mit emotionalem Geschwafel sind, bei denen ich doch immer wieder mit dem Gedanken, sie nicht einfach alle zu löschen, spiele und die ich wahrscheinlich echt nicht gepostet hätte, hätte ich sie mir erneut durchgelesen und nicht einfach nach meinem letzten Punkt auf den großen orangenen Button "Veröffentlichen" gedrückt.
Und gerade bin ich schon wieder so emotional.
Ich sitze in meinem improvisierten Bett, das an und für sich eigentlich nur aus einer Matratze am Boden besteht, es wird schön langsam wieder hell, meine Haare sind noch von der vorhergehenden Dusche nass und ich bin vor ungefähr einer Stunde heim gekommen. Ja, beste Voraussetzungen, um mal wieder an sich selbst zu zweifeln, was?
Aber ich möchte nicht schon wieder über meine Selbstzweifel und so weiter schreiben. Das hat hier langsam echt keinen Platz mehr. Der Raum, den diese bis jetzt schon hier eingenommen haben, füllt sich schön langsam und ich weiß nicht, wie viele Zweifel jener noch aufnehmen kann. Aber trotzdem haben mich dieselben dazu motiviert und vor allem angeregt, jetzt über meine kleine Skala zu schreiben.
Ich möchte von zwei auf acht kommen. Das ist mein Ziel.

Für mich ist ein ganz großes Thema die Selbstliebe. Vielleicht, wenn ich irgendwann den Mut aufbringen kann, lass ich mir eben dieses Wort irgendwo auf meinem Körper eintattoowieren, somit kann ich immer daran denken und dieses wundervolle Gefühl, dass man bei acht hat, hervorrufen. Aber eins nach dem anderen.
Ich stehe ein paar Schritte von der Wand entfernt, die Gegenüberliegende ist aber immer noch ein großes Stück entfernt. Das soll meine Skala veranschaulichen. Als ich damit angefangen habe, befand ich mich auf dem zweiten Skalenpunkt. Die Zahlen stehen für den Grad der Selbstliebe, um es einmal irgendwie ein wenig theatralisch auszudrücken. 10 ist ganz, ganz viel, so viel, dass man sich selbst komplett akzeptiert und gerne hat, aber noch nicht überheblich oder arrogant ist. 1 ist schwierig zu definieren beziehungsweise die Definition von eins ist nicht gerade einfach, aus zu formulieren. Da ist auf jeden Fall von Selbstliebe nichts zu sehen.
Zwei ist ein klein wenig besser. Es ist wohl irgendwo auch ein bisschen Schutz für mich. Ob das jetzt verstanden werden kann, ist eine andere Frage, aber manchmal fühlt es sich viel einfacher an, allein Komplimente anzunehmen ist etwas, das schrecklich viel von einer verlangt, da ist es nun mal simpler, all sowas von sich zu weisen. Oder so. Ich glaube, ich kann das gar nicht richtig auf den Punkt bringen, warum es sich sicher anfühlt. Auf alle Fälle erzähle ich jetzt weiter...
Ich saß ich vor ein paar Tagen im Zug, mal wieder. Richtung Westen. Ich hatte vielleicht vier Stunden geschlafen, weil zuvor das GirlsRockCamp Abschlusskonzert war und ich noch bis tief in die Nacht Müsli zusammengestellt und über alles mit einer furchtbar lieben Freundin geplaudert habe. Eigentlich wollte ich ja mit einem früheren Zug fahren, damit ich noch zeitiger am sogenannten grünalternativen Sommercamp ankommen würde, das ja eigentlich schon einen Tag zuvor angefangen hatte. So, und ich habe mich unglaublich hetzen müssen, dass ich den InterCity überhaupt noch erwischt habe, bin von der Busstation, bei der erst in 10 Minuten der nächste Bus gefahren wäre, zum nächst gelegenen Citybikestandl gelaufen und bin vollgepackt losgeradelt. Rote Ampeln habe ich einfach übersehen. Und ich habs geschafft, als ich auf den Bahnsteig ankam, konnte ich gerade noch zwischen die sich schließenden Türen des hintersten Abteils schlüpfen.
Und dann schau ich auf mein Handy.
Die Verbindung, die ich mir rausgesucht habe, war für Montag, nicht Sonntag. Tja, was bedeutet das jetzt? Der Stress hat gar keinen Sinn gemacht, jetzt muss ich sowieso eineinhalb Stunden irgendwo in Oberösterreich sitzen und warten.
Vor noch nicht allzu langer Zeit hätte ich mich bei diesen Umständen so fertig gemacht und wäre so böse auf mich. Aber, was soll ich sagen? Ich fands eigentlich nur lustig. Dann sitze ich halt im falschen Zug, irgendwo komm ich ja doch hin. So ist das schließlich immer, nicht? Sogar, wenn man das mit-der-Bahn-fahren als Metapher versteht.
Und dann hatte ich eine Idee.
Heute hüpfe ich.
Ich hüpfe von zwei auf drei. Ganz bewusst. Ich kann das entscheiden, ich kann mir das erlauben, ich kann das. Eigenständig.
Ich sitze also im Zug und beginne, mich ein kleines bisschen lieber zu haben.

Wie sich das nun äußerst?
Es ist schon anders. Ich lasse viel mehr zu. Ich darf auch Eis essen, oder Süßigkeiten oder Weißbrot, auf das ich momentan unglaublich stehe. Das ist ja voll in Ordnung.

Und es gibt immer noch Tage, an denen es regnet. Das drückt die Stimmung. Das macht schlechte Laune und alles ist grau. Wenn dieser Regen keiner ist, der während eines warmen Sommertages vom Himmel tröpfelt, sondern wie aus Strömen die Sicht versperrt, dann macht das etwas mit dir. Mit mir zumindest. Und an solchen Tagen überdenke ich meine Entscheidung dann immer. Aber ich möchte meinen, dass es kein zurück gibt und ich muss, so wie mit allem, was man tut, mit den Konsequenzen leben. Und diese Konsequenzen beinhalten auch, dass ich mich nicht mehr in die Sicherheit von zwei verkriechen kann, beginnt es einmal zum Regnen. Oder fällt einmal ein blödes Wort.
Und eben diese bewusste Entscheidung merke ich mir. Ich möchte das öfter tun, aber jetzt heißts einmal ganz bestimmt geduldig zu sein, ein bisschen im Wasser herumtasten und schauen, ich aklimatisiere mich ja erst.

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