Montag, 20. Oktober 2014

Über Regelmäßigkeiten

Ich weiß auch nicht, was schon wieder los ist. Gestern bin ich noch ganz lange auf gewesen. Das mag wohl zum Einen daran liegen, dass ich circa bis um zwölf Uhr Mittags geschlafen habe. Aber vor allem, weil sich mein Kopf nicht abschalten ließ. Eigentlich wollte ich lernen. Und irgendwas tun. Aber das ging einfach nicht. Keine Kraft dafür, keine Lust.
Gestern hab ich nur gefrühstückt und es hat einfach an Energie gefehlt.

Und als ich dann so in meiner Melancholie versunken in meinem wunderbaren neuen Hochbett gelegen bin, und mein Tagebuch aufgeschlagen habe, strömten ein paar Wörter aus meinen Fingern auf die leeren linierten Seiten. Zuerst den ganzen Blödsinn. Weltschmerz und schlechtes Gewissen.
Aber das Schöne am Tagebuch schreiben ist ja, finde ich, dass man schreibt. Und dadurch auf so Vieles kommt. Man muss sich irgendwo ganz bewusst mit dem Tag oder den letzten Stunden, Wochen, was auch immer, befassen und möchte ja detailliert wiedergeben, was so passiert ist, was so im Kopf herum geistert. Bei mir ist das zumindest so. Und ich merke auch sehr, wie viel besser es mir geht, wenn ich öfter das schwarze Büchlein aufschlage und aufschreibe. Es wird einiges klarer durch dieses eingehende Beschäftigen mit irgendeinem Thema. Die Probleme werden relativiert oder aber auch aufgezeigt. Deswegen hab ich wahrscheinlich letztes Jahr nie geschrieben. Weil ich nicht auf das alles draufkommen wollte.

Ich schreibe also weiter. Und dann wird mir bewusst, wie dumm das nicht war. Also das nicht essen. Zu allererst ist das alles andere als gesund. Essen und essen ist gesund. Punkt. Und außerdem hat es ja keinen Sinn. Ich denke immer, mir würde es um einiges besser gehen, wenn ich das Abendessen weglasse, wenn ich weniger esse. Aber das stimmt einfach nicht. Meinem Seelenheil, um es einmal ein wenig schmierig auszudrücken, tut das alles andere als gut. Die Kraft fehlt. Die Motivation fehlt. Nahrung ist Lebensqualität. Und es macht wenig Unterschied, ob ich jetzt nichts esse oder den ganzen Tag nur Scheiß in mich rein stopfe, irgendwie hat das Auswirkungen auf die Freude. Natürlich macht Süßes auch Spaß. Und den gewinne ich nach und nach wieder. Ist auch ganz wichtig, das ab und an mal zu sich zu nehmen. Seelennahrung, stimmts? Brauch ich auch! Aber halt nicht nur.

Und nichts essen ist keine Option. Nicht mehr.

Ich weiß doch viel zu gut, dass es so viel bringt, Nahrung zu sich zu nehmen. Ich möchte ja auch Dinge machen. Dafür braucht man nun mal Kraft. Und das mit dem Körper und dem Selbstbild sollte langsam mal egal werden.

So. Und jetzt noch einmal zurück zu meinen Tagebuchschreiberkenntnissen. Ich bin vor schon ein bisschen längerer Zeit drauf gekommen, dass für mich das Regelmäßige ganz, ganz wichtig ist. Vor allem jetzt, wo doch alles so anders ist. Alleine leben. Studium. Keine Zeiten, die jeden Tag komplett gleich sind. Mal beginnt die Uni um zwölf, mal um acht und am nächsten Tag dann wieder erst um zwei. In der Schule war das schon ein bisschen anders. Natürlich gab es Tage, da war man länger in der besagten Anstalt. Aber prinzipiell war alles sehr ähnlich aufgebaut. Es hat zumindest immer zur gleichen Zeit begonnen. Genauso wie das Essen. Frühstück, Jause, Mittagessen. So war das bei den meisten.

Und ich merke langsam, wie wichtig mir Struktur ist. War es eigentlich auch schon immer. Ich brauch meine Listen, meine Tabellen und meine rationalen Antworten. Deswegen studiere ich auch in gewisser Weise etwas Naturwissenschaftliches. Kunst ist wundervoll. Genauso wie Kreativität und Spontaneität. Das brauch ich genauso. Aber nur davon kann ich nicht leben. Ein bisschen Konstanz ist für meinen Alltag schrecklich vonnöten. Und das Ungewisse und eben Spontane an Kunst geht für mich nicht auf Dauer. Musik ist immer anders. Wenn Schapka den Küchenschabenrap performt, dann klingt er immer ein klein wenig anders. ln(e) ist immer eins. Und ich brauch das. Ich muss mir sicher sein können, dass etwas ähnlich abläuft. Und so gerne, wie ich kreativ bin - oder es eher gerne wäre haha - so froh bin ich um die Struktur, die ich von meinem Tag heraus gewinne. Natürlich nicht immer. Nicht zwanghaft. Aber wenn ich schon zwei Dinge regelmäßiger gestalten kann, bin ich ein bisschen glücklicher. Und dann wird das nicht rationale Denken für mich auch einfacher gemacht.

Das muss ich mir immer mal wieder vor Augen führen.
Deswegen wars vielleicht auch gar nicht so schlecht, dass ich gestern wieder einen kleinen Rückfall, oder wie man das sonst benennen möchte, hatte. Hat mir eben auch gezeigt, wie schlecht es mir gehen kann. Wie schlecht ich mich selbst machen kann. Weil es ist ja alles selbstverantwortlich. Ich habe ja entschieden, nichts mehr zu essen. Irgendwie. Zumindest ein Teil von mir.
So. Und das soll bitte nicht so sein! Das weiß ich, ich möchte ja gut drauf sein und Freude und Motivation und gute Laune spüren. Und daran muss man, daran muss ich, arbeiten. Ich arbeite jetzt am regelmäßig Essen zu mir nehmen. Auch wenn es Zeit beansprucht. Macht ja nichts. Kochen ist auch irgendwie Kreativität. Mein Kunstlehrer in der Schule hat ja auch immer malen mit kochen verglichen. Und ich will ja kreativ sein. Und ich will gut drauf sein. Und Spaß haben. Und meinen Alltag meistern. Und überhaupt.

Ich weiß nicht, wie das für andere ist. Wie das andere machen. Ich kann nur für mich sprechen. Und vielleicht darauf hinweisen, dass das hilft. Helfen kann. Vielleicht ist es für die meisten einfach selbstverständlich, genug zu essen. Wahrscheinlich ist das so. Und ich sehe es ja, dass zum Beispiel meine Mitbewohnenden irgendwann in der Nacht Essen bestellen können. Weil sie halt hungrig sind. Da gibt es keine Essensdeadline.
Aber ich glaube, so weit bin einfach ich noch nicht. Und da möchte ich mir auch keinen Stress, keinen Zwang machen. Ich möchte ja in der Früh mein Müsli essen.
Und mich verwirrt das noch viel zu viel.

Wenn es irgendwann zur Regelmäßigkeit wird, dann verselbstständigt sich das wohl sowieso von selbst. Momentan ist das halt alles noch sehr bewusst. Aber auf der anderen Seite, für mich sind meine Mahlzeiten immer irgendwo besonders bewusst.

Heute hab ich dafür mehr gefrühstückt.
Aufholbedarf oder so. Auf jeden Fall musste ich gleich nach dem Aufstehen was zu mir nehmen. Mein Körper ist eh nicht so dumm. Der sagt mir recht viel. Heute war ich halt sehr hungrig. Und dann hab ich mir etwas zum Essen für die Uni gemacht. Hat um elf begonnen und endet erst um sieben. Da brauch ich was. Ich mach das regelmäßig jetzt. Das ist mein neues Projekt. Hab ich mir vorgenommen. Und zum Glück gibt es ja in der Hauptstadt an jeder Ecke irgendwas zum kaufen. Da macht es auch mal nichts, wenn ich mir nichts vorher zubereite. Kostet halt nur ein bisschen mehr ;).

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