Donnerstag, 20. Februar 2014

Mein erster Eintrag oder: Warum ich momentan nur weite Sachen anziehen kann

So. Jetzt ist die Frage, wie man denn beginnt. Wie beginnt man mit einem neuen Blog-Eintrag? Wie beginnt man mit dem ersten Blog-Eintrag? Ich bin ganz neu hier. Soll ich es wie ein Tagebuch aufziehen? Oder eher wie eine Erörterung aus dem Deutschunterricht?

Ich mach einfach einmal.

Eigentlich habe ich schon ziemlich lange überlegt, nicht doch ein eigenes Internettagebuch anzufangen. Aber die Angst, dass niemand vorbei schauen wird, dass ich niemanden mit meinem Gefasel erreichen kann, dass ich Zurückweisung erfahren könnte, hat mich gut davon abgehalten. Meine Begeisterung für Blogs besteht schon lange und das war natürlich einer der Gründe, warum ich denn auch gerne zu den Bloggerinnen gehören wollte, die etwas posten, das Leute lesen und es toll finden. Die wertvolle, sinnvolle und wichtige Dinge schreiben und informieren und unterhalten und sarkastisch sind und sich etwas trauen. Gut. Das sind hohe Erwartungen - das ist übrigens eine Eigenschaft, die meine Erwartungen häufig haben - ich weiß. Und ich bin mir auch sicher, dass ich sie nicht erfüllen werde oder überhaupt kann. Aber, naja, ich kanns probieren. Und es wäre mir ein Anliegen, über, eben, wichtige Dinge zu schreiben. Na gut, wichtige Dinge aus meinem Leben. Ob die für die weitere Menschheit sonderlich relevant sind, sei einmal dahin gestellt. Aber ich habe doch einige Themen, die mich unglaublich faszinieren und beschäftigen, aber auch fertig machen können.

Ich möchte über Vieles schreiben - über Sachen und Geschehnisse, die mich interessieren und die mich teilweise auch betreffen. Aber vor allem möchte ich eine Art Erfahrungsbericht einrichten. Jetzt kommt natürlich die nächste Frage: Wie formuliere ich das jetzt, ohne, dass es komisch klingt? Weil, natürlich haben alle Mädchen und Jungen und auch alle anderen, die sich nicht so einfach in solche Sparten einteilen können, Probleme. Manche tiefgreifendere und manche vielleicht auch nicht so viele, aber sie sind, traue ich mich jetzt einmal zu sagen, omnipräsent im Leben aller Leute. Warum sollte ausgerechnet ich jetzt anfangen, weitere Daten-Volumina für meine zu verbrauchen?
Ich würde wahnsinnig gerne meine Erfahrungen mit psychosomatischen Krankheiten (Oh Hilfe, wie sich das anhört!) teilen und vielleicht den ein oder anderen Menschen damit erreichen und eventuell auch ein wenig unterstützen. Wäre ich auf so eine gewisse Unterstützung gestoßen, als das alles bei mir angefangen hatte, wäre ich vielleicht jetzt schon weiter, als ich es bin.

Ich habe nämlich ein Problem mit Essen.

In unserer heutigen Konsumgesellschaft mag das wohl nichts Besonderes mehr sein. Aber ich würde ganz gerne meine Geschichte (ah! noch schlimmer!) mit der Welt, oder meiner Mutter, die wahrscheinlich meine einzige Leserin bleiben wird, teilen. Und wer weiß, denn ich dachte mir, ein Blog wäre das optimale Medium, Leute zu erreichen. Aber auf der anderen Seite schreibe ich einfach unglaublich gerne, zwar lassen meine Formulierungen häufig zu wünschen über, aber das ist wieder ein Ansporn für mich gewesen - und schätzungsweise spielt ein gewisses an-sich-selbst-Denken ebenfalls mit, weil ich mir ziemlich gut vorstellen kann, dass mir das auch hilft. Mit wem kann man denn über so eine Thematik reden, vor allem, wenn sie eine selbst betrifft, außer mit der Therapeutin? Das ist eben ein bisschen schwierig.
Aber um auf das Schreiben zurück zu kommen. Im Internet zu schreiben ist wieder eine neue Art, sonst fasse ich meine Gedanken und Gefühle auf meiner wundervollen Schreibmaschine oder in meinem Tagebuch mit Aufschrift "Morgen wird ein besserer Tag" zusammen.

Es ist für mich ziemlich komisch, meine Situation als Krankheit zu benennen. Dass ich krank sein könnte, kann ich mir nicht ganz vorstellen. Naja, in Behandlung bin ich zumindest, das könnte vielleicht ein Indikator sein, wer weiß. Auf alle Fälle geht es bei mir momentan ziemlich bergauf mit der Überwindung derselben. Zugenommen habe ich schon wieder, unglaublich viel. Das ist dann natürlich das nächste Problem, denn ich fühle mich sehr unwohl, ich fühle mich dick und habe Probleme, enge Hosen oder T-Shirts anzuziehen. Aber eigentlich weiß ich ja, dass es gar nicht sein kann, dass ich dick wäre - meine Wahrnehmung zeigt mir allerdings ein Bild von mir als irrsinnig feist. Trotzdem geht es mir schon besser mit diesem Umstand und ich lerne, damit umzugehen und ich esse.
Genau das möchte ich behandeln. Ich würde gerne einen Einblick geben, in mein Leben und in dieser verzwickten Lage. Aber natürlich beschäftigt mich nicht nur das, über andere Themen - wie Politik, Feminismus, Umwelt, Ernährung (wer hätte das gedacht?), Nachhaltigkeit, Musik, Bücher, weiße Wände, meine diesjährige Matura, Leute in meiner Umgebung, Fotografie - will ich auch schreiben. Mal schaun, wo ich damit hinkomme.

Und jetzt einmal zur Namenwahl meines Blogs. Persönliche Revolution fand ich irgendwie für angebracht. Ich habe in kurzer Zeit ziemlich viel Gewicht verloren. Da haben dann natürlich einige Faktoren mitgespielt. Prinzipiell gesehen, habe ich mich dick gefühlt, aber nicht nur ein wenig molliger, sondern wirklich fett und wollte an dieser Situation etwas ändern. Aber warum habe ich mich so gefühlt? Berechne ich jetzt meinen Body-Mass-Index von dieser Zeit, kommt als Ergebnis 21,8 raus. Normalgewicht.
Aber, egal wo man hinkommt, man wird überall, vor allem als Frau, mit Diäten konfrontiert. Es gibt von jedem Produkt eine "light"-Version, alles fettreduziert, kalorienarm und low carb. Von jeder Zeitschrift lächelt dir ein unglaublich dünnes Model entgegen und von den Medien wird einen förmlich eingetrichtert, dass man dünn sein muss, um schön zu sein.
Das ist die eine Seite. Was mich aber auch fertig gemacht hat, war und ist, dass das ganze Essen so schlecht und menschenverachtend und mit Tierversuchen erzeugt wird und man wirklich genau schauen muss, ob man nicht irgendeinen grausamen Konzern unterstützt, wenn man sich das Produkt jetzt kauft. Irgendwann war mir das alles zu viel, ich hab mich nur noch schlecht gefühlt, bei allen Dingen, die in meinen Einkaufswagen gewandert sind, und hab dann einfach aufgehört. Ich wollte nicht mehr und hab schlussendlich dann viel zu wenig zu mir genommen.

Wenn ich mir das jetzt alles durchlese, komme ich mir wahnsinnig selbstmitleidig vor. Dafür möchte ich mich gleich einmal entschuldigen. Leider weiß ich nicht ganz, wie ich das sonst formulieren soll...

So, heute geht mein erster Eintrag online. Es ist der 20.2.2014, mein Name ist Lili und ich habe eine Essstörung.

2 Kommentare:

  1. Du sprichst mir aus der seele lili! Ich habe auch eine essstörung und bin grade in therapie. Ich verstehe dich wirklich gut in deinen gedanken. Wirklich! Auch wenn du vielleicht grade denkst dass das überhaupt nicht geht ^^. Kämpfe weiter! Damit du irgendwann wieder ein schönes und lohnenswertes Leben hast. Ohne die ganzen selbstzweifel und ohne diese magersuchtsgedanken. Ich glaube fest daran das irgendwann der tag kommt an dem alles besser wird. An dem wir wieder glücklich sind und diese krankheit langsam aus unserem leben verschwindet. Ich kenne dich zwar nicht aber ich weiß das du ganz bestimmt ein total liebenswertes mädchen bist das keine zweifel an sich selbst haben muss :). Und selbstmitleidig bist du schon garnicht!
    Ich wünsche dir unglaublich viel kraft und mut sodas du den kampf gewinnen kannst! Glaube an dich dann schaffst du es <3
    -norma :)

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    1. Liebste Norma,
      wie wunderschön, solche bezaubernden Worte zu lesen. Vielen, vielen, vielen Dank. Ich finde das gerade so unglaublich. Zuerst, dass jemand einen Kommentar bei mir hinterlassen hat, und dann auch noch so einen wahnsinnig lieben. Ich finde das wirklich toll, dass du mir schreibst und auch anvertraust (wenn man das so nennen kann :) ), dass es dir ähnlich geht wie mir. Ich kann mich nur noch einmal bedanken. <3 Und ja, ich bin auch ganz fest daran überzeugt, dass wir beide es schaffen können. Gesund sein wäre doch wirklich wunderbar :)
      Lili

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