Sonntag, 23. Februar 2014

Was mich fertig macht: mein Aussehen

In meinem Alter ist das Aussehen irgendwie immer ein großes Thema. Alle reden darüber, alle posten Bilder von sich selbst auf Plattformen wie facebook oder instragram und immer wird man verglichen und vergleicht sich gleichzeitig selber. Und leider gibt es auch ganz besonders einfühlsame Menschen, die nichts Besseres mit ihrer Zeit anzufangen wissen, als anderen Leuten mitzuteilen, dass sie nicht der Norm entsprächen, dass sie nicht schön seien. Oder eben fett.



(Ausgangsfigur)


Sonderlich zufrieden war ich eigentlich nie mit meiner Figur oder meinem Aussehen, aber es war mir nie so extrem wichtig. Aber was mir immer schon wichtig war, ist, was meine Mitmenschen von mir halten.
Und irgendwann begann dann eine Phase, in der es mir nicht sehr gut ging. Ich habe mich damals von meinem Freund getrennt, mit dem ich über eineinhalb Jahre zusammen gewesen war, habe nicht gerade viele soziale Kontakte gehabt, mich furchtbar hässlich gefühlt und irgendwie war es einfach keine feine Zeit für mich. Und genau in diesen besonders sensiblen Monaten hatte sich ein Junge aus meiner Klasse eingebildet, mir jetzt jeden Tag zu erzählen, wie fett er mich nicht fände. Er hat mich auch einige Male gefragt, ob ich nicht schwanger sei.
An eine Situation kann ich mich noch gut erinnern. Da hatte ich einen wunderschönen Rock meiner Schwester angezogen, den man bis zu der Taille zuknöpfen musste und der nach einem kurzen engen Stück weit geschnitten war. Ich hab mich eh nicht gerade wohl gefühlt, und als er dann schon zum dritten Mal angefangen hat, mich auf mein zukünftiges Baby anzureden, war mir das alles so unangenehm, dass ich dieses wirklich feine Kleidungsstück einfach nie wieder anzog.

Das ging halt dann so weiter, dass er mir jeden Tag, mal unterschwellig, mal wirklich sehr offensichtlich, klar gemacht hat, dass meine Figur nicht in Ordnung wäre. Natürlich habe ich ihm das geglaubt. Ich war ja außerdem nicht gerade überzeugt von meiner Schönheit, dass das auch kein Schweres war.
Im Nachhinein betrachtet, ist mir klar, dass er wirklich nur Blödsinn verzapft hat. Denn er hat sogar am Ende des Schuljahres, wo ich wirklich nicht mehr viel gewogen habe, immer wieder damit angefangen.

Das soll jetzt nicht irgendwie ausarten, ich möchte ihm jetzt auch wirklich nicht die Schuld an meinem jetzigen Körpergefühl geben. Dennoch war das ein Faktor, der mich bei meinem Bestreben, abzunehmen, wahrlich unterstützt hat.

Und jetzt sitze ich hier, hab teilweise wirklich Schwierigkeiten, in den Spiegel zu blicken und frage mich, wann das bitte besser wird. Ich fühle mich wirklich grauslich. Meine Haare sind so wenige, dass meine Locken einfach nur komisch aussehen, meine Augen sind viel zu weit beieinander, meine Nase ist überhaupt komisch, sie ist irgendwie klein und passt nicht in mein Gesicht, und so weiter... Und vor allem habe ich konstant das Gefühl, dass mein Bauch raus steht und ich ehrlich gesagt feist aussehe. Im ersten Eintrag habe ich ja schon geschrieben, dass ich nur mehr lockere Kleidung tragen kann, und es fällt mir zusätzlich wirklich schwer, ungeschminkt aus dem Haus zu gehen.

Aber natürlich war nicht nur dieser besonders intelligente Mitschüler ausschlaggebend. Unsere ganze Gesellschaft zeigt uns Bilder von Frauen, die einfach nicht so aussehen können. Wir wachsen mit Barbies auf und sehen überall, egal, wo wir hingehen, Abbildungen von wunderschönen, dünnen, ja makellosen Frauen von Plakaten runtergrinsen oder aus Zeitschriften beinahe rausspringen - manchmal würde ich eine von diesen Graten ganz gerne aus dem Magazin ziehen und schlagen. In einer Welt, in der nichts mehr wirklich ist, in der jedes Muttermal mit Photoshop wegretouchiert wird, in der man sich schämen muss, wenn der BMI über 20 ist und in der es einfach keine Grenzen mehr gibt, sodass man keine Skrupel verspürt, wenn man gemeine Dinge von sich gibt, in so einer Welt muss doch etwas schief laufen. Ich bewundere alle, denen diese Umstände kalt lassen. Mich beschäftigen sie leider unglaublich. So gerne wäre ich schön, so gerne würde ich dem Schönheitsideal entsprechen, so gerne würde ich etwas mit meinem Aussehen verändern. Und dann habe ich das gemacht und es hat wieder nicht gepasst. Das ist frustrierend.

In so einer Gesellschaft lebe ich nicht gerne. Doch irgendwie weiß ich, dass es möglich ist, dieselbe zu verändern. Wir müssen uns einfach nur bemühen. Und zum Glück gibt es sogar schon Tage, an denen ich mein Profilbild auf facebook ändere und beinahe gerne in den Spiegel schauen kann. Ich schaue mir auch manchmal Bilder von mir von früher an und denke mir, dass das eigentlich gar nicht so schlimm ausgesehen hat. Und natürlich vergleiche ich mich wahnsinnig viel mit anderen Mädchen, hätte gerne die dünnen Oberschenkel oder den dünnen Bauch von so manchen, und ich finde mich immer noch nicht in irgendeiner Hinsicht schön. Auch Selbstportraits fallen mir manchmal noch schwer. Aber irgendwie, ich kann es nicht so richtig formulieren, erkenne ich einen Aufwärtstrend (Zeitung-lesen beeinflusst meine Wortwahlt). Ich habe ganz, ganz lange überlegt, ob ich das obrige Bild wirklich hochladen soll. Aber wieso nicht, ich möchte endlich damit aufhören, mich für mich zu schämen.

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