Samstag, 22. März 2014

ein blauer und ein roter Rock und Obstsalat

Nach dem ziemlich demotivierten Eintrag von Donnerstag, einem Tag vor meinem Geburtstag, würde ich nun gerne eine Art Zusammenfassung desselben schreiben...

Gestern bin ich achtzehn geworden. Ganz ehrlich, ich glaubs nicht wirklich. Ich kann es einfach nicht so ganz begreifen, dass ich nicht mehr erst fünfzehn, vielleicht sechzehn bin. Das ist wirklich schrecklich komisch und irgendwo auch absurd für mich. Ich fühle mich einerseits noch so unreif, andererseits so, naja, nennen wir es altklug. Auf jeden Fall nicht so, wie ich mir vorstelle, wie man sich mit genau diesem Alter fühlen sollte.

Mein Geburtstag war aber eigentlich sehr schön.

Ich bin wie gewohnt früh aufgestanden und habe mir gedacht, da ich sicher untertags nicht dazu kommen werde, dass es sicher nett wäre, noch vor dem Unterricht eine kleine Runde gelaufen zu sein. Das war also das zweite Mal, dass ich noch bevor ich die Schule betretet habe, meine Laufschuhe angehabt hatte. Das war wirklich ziemlich fein, weil gerade die Sonne am Aufgehen war und sie mir groß und orange in den Nacken geschienen hat. Außerdem war alles so ruhig und irgendwie frisch - auch wenn sich diese Beschreibung ein wenig komisch anhört, so hat es sich in etwa angefühlt. Die Schornsteine der Fabrik haben gequalmt und ein Junge aus meinem Dorf ist mir auf dem Moped mit rauchendem Auspuff mit hoher Lautstärke entgegen gekommen.
Dann gab es Sektfrühstück. Das hab ich mir gewunschen und es war wirklich unglaublich komisch.

Und dann wollte ich mich anziehen.

Ich hatte irgendwie das Verlangen, besonders schön zu sein. Also für meine Verhältnisse. Ich hätte mich ungeheuer gerne rausgeputzt. Eigentlich wollte ich einen blauen Rock anziehen, der an und für sich recht vorteilhaft ist, dachte ich zumindest. Aber das ging einfach nicht. Ich weiß auch nicht, aber ich glaube, ich habe zwanzig Minuten nur damit verbracht, mir (hysterisch) neues Gewand zu suchen und kurz vorm Verzweifeln dann doch irgendetwas eher Langweiliges angezogen; das trug wenigstens nicht so sehr auf. Und das macht mich momentan wirklich fertig. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich anziehen soll. Ich finde, dass alles schrecklich aussieht und wenn ich jemanden frage, bekomme ich natürlicherweise nur eine nicht sonderlich konstruktive Antwort. Also von engen Oberteilen lasse ich auf alle Fälle schon einmal die Finger und das beste wäre außerdem, wenn ich nur noch weite(re) Hosen tragen würde, oder eben Röcke.

Und dann gings in die Schule. Dazu möchte ich am Liebsten nicht allzu viele Worte verlieren. Meine Schule und ich werden uns in diesem Leben schätzungsweise nicht mehr anfreunden. Ich glaube, ich habe es schon einmal geschrieben, aber es ist wirklich schwer, die gute, motivierte Stimmung beizubehalten, wenn alle um mich herum schlecht drauf sind. Außerdem fühl ich mich irgendwie immer mehr fehl am Platz dort. Aber es war schon ganz okay am Freitag - ich wurde relativ häufig umarmt, was mich wirklich sehr gefreut hat, und die Stunden sind verhältnismäßig schnell vergangen, internetfähiges Mobiltelefon sei dank.

Zum Geburtstag hatte ich mir dieses Jahr gewunschen, keinen Kuchen gebacken zu bekommen. Stattdessen wollte ich einen Obstsalat und Mohnnudeln und davor noch einen gemischten Salat. Und ich habe es wirklich geschafft, mich mit Salat so zu überessen, dass ich ewig nicht aufrecht habe gehen können, obwohl sogar ich jetzt nicht das Gefühl gehabt habe, so unglaublich viel gegessen zu haben. Aber mein Bauch war aufgebläht, puh, als wäre ich schwanger.

Heuer wollte ich auch feiern. An und für sich war eine Art "Vorglüh-Party" vorgesehen, in die ich mich, um ganz ehrlich zu sein, ein wenig habe rein reden lassen, denn ich hätte gerne ganz offiziell eine Home-Party gemacht. Aber egal. Ich bin dann auch nicht in die Disco gefahren, die meisten haben es mir gleich getan und die, die doch in die "evebar" weiter sind, sind ziemlich lange geblieben.
Das alles wurde bei meiner Schwester und ihrem Freund daheim veranstaltet. Meine liebe Schwester hat sich auch um die Musik gekümmert und eine wundervolle Playlist zusammengestellt. Während wir noch ein wenig aufgeräumt haben, wurde plötzlich von Cat Stevens Wild World abgespielt und wir beide haben nur noch geheult. Das Lied passt einfach so gut zu uns. Es ist schwer zu beschreiben, aber irgendwie...ja, irgendwie fühlen wir uns ein wenig angesprochen davon. Meine Schwester ist einfach einige Jahre älter als ich und jetzt habe ich es ebenfalls geschafft, volljährig zu sein und ziehe bald aus und muss meine eigenen Erfahrungen machen. Ach...
Überhaupt, das war auch ein Grund, warum ich nicht mehr in die Disco gehen wollte, weil wir durchgehend so schöne Musik gehört haben und ich die Songauswahl dort kenne und das einfach so ein schrecklich unaushaltbarer Kontrast gewesen wäre.
Wie dem auch sei, meine Schwester muss aber wirklich gute Nerven gehabt haben gestern. Ich habe nämlich die ganze Zeit herumgeflippt und hatte unglaubliche Bedenken, dass niemand kommen und es irrsinnig langweilig werden würde.
Oh, genau! Sie hat es auch geschafft, auszuhalten, dass mich das Essen so sehr überfordert hatte. Das war mir nämlich auch ein wenig zu viel. Vor allem, weil meine Mutter immer das Bedürfnis verspürt, dreimal zu viel einzukaufen und zu kochen, so hatten wir ein wirklich großes Sackerl Chips und Hirsepops und Nüsse, zusätzlich zu einem fetten Topf veganem Chili und Cakepops, die allerdings von der Schwester gemacht worden sind. Es ist vom allem noch reichlich da, allerdings ist der Obstsalat gut weggegangen.
Eingekleidet war ich gestern dann ganz von ihr. Das war leider ein wenig ungut, weil mein Bauch eben so schrecklich war.

Und dann sind immer mehr Leute gekommen. Das war wirklich schön. Es war auch ein wirklich feiner Abend, ich habe viel mit allen getratscht und gelacht und es ist mir gut gegangen.

Ja, und jetzt, jetzt sitze ich hier, eigentlich ist es sogar schon Sonntag - am Samstag hab ich so wenig gemacht, das ist ein Wahnsinn gewesen! - und ich bin einfach schon zwei Tage lang volljährig. Ich versuche, wieder ein normales Verhältnis zum Essen zu bekommen, mein schlechtes Gewissen aufgrund des Weißbrotes, von dem ich heute zum Frühstück ein Stück gegessen habe, zu unterdrücken und es zu schaffen, einen dünnen Bauch zu bekommen. Ich bewundere momentan so ziemlich alle Leute - wie geht das, dass man sich nicht dauernd Gedanken darüber macht, was man isst? Wie geht das, dass man einfach so drei Cakepops auf einmal essen kann? Wie geht das, dass man sich nicht dauernd überisst? Wie geht das, dass man keine Angst vor der nächsten Mahlzeit hat? Und wie geht das, dass man dem ganzen nicht so eine Wichtigkeit zuspricht, einfach das isst, auf was man gerade Lust hat und die Figur als untergeordnet ansieht? Bitte, wie geht das?

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