Montag, 17. März 2014

Rechtfertigung

Ich habe mir angewöhnt, unter der Woche immer in der Früh mindestens zehn Minuten lang Bauchübungen zu machen. Da ich sowieso versuche, so früh, wie möglich aufzustehen, geht sich das auch eigentlich immer gut aus und ich kann an manchen Tagen sogar noch Schlagzeug spielen und versuchen, meine Eltern damit aufzuwecken, was aber meistens sowieso nicht funktioniert. Auf jeden Fall sind mir diese zehn Minuten schon sehr wichtig. Es ist wie eine Art Grundniveau, das ich immer versuche, zu erreiche. Selbst, wenn ich einmal überhaupt keine Zeit haben sollte, hab ich trotzdem schon ein gewisses Pensum an Sport (oder so) erreicht.
Aber, da ich es jeden Tag mache, beginne ich schön langsam, es als nicht wirklich...ich weiß auch nicht...es einfach nicht mehr als Bewegung anzusehen, sondern als etwas Selbstverständliches. Und dann habe ich, gehe ich einen Tag nicht laufen oder mache etwas anderes in diese Richtung, ein richtig schlechtes Gewissen. Ich fühle mich sehr unwohl und ungut dabei und habe Angst, dass ich komplett unsportlich werde.

Doch vor allem mache ich Sport, um mir mein Essen zu rechtfertigen.

Ich habe immer das Gefühl, viel zu viel in mich reinzustopfen und ungesund große Portionen zu mir zu nehmen. Da beruhigen mich die Gedanken an die unzähligen verbrannten Kalorien, die ich beim Sport aufgebraucht habe, ein wenig. Ich glaube so, dass es, naja, mehr in Ordnung ist, wenn ich etwas esse, weil ich ja weiß, dass man Nahrung und vor allem Nährstoffe braucht, will man sich bewegen und aktiv sein.

Und langsam hat es sich so eingependelt, dass ich versuche, jeden Tag ein bisschen was zu machen. Und mit ein bisschen meine ich nicht die täglichen zehn Minuten Sit-Ups. Damit meine ich die Tätigkeiten, die damit verbunden sind, dass ich meine knall-orangenen Schnürsenkel meiner Laufschuhe zubinde und für mindestens zwanzig Minuten durch die Gegend renne. Aber auch Radfahren, oder Zumba zählt dazu.

Ganz ehrlich, oft macht es mir nicht mal sonderlich großen Spaß hinauszulaufen und ab und an empfinde ich solche Freizeitbeschäftigungen auch als Zeitverschwendung und rechne mir den Prozentsatz aus, den ich noch hinter mich bringen muss. Aber ohne geht es einfach nicht. Ich kann ja nicht so viel essen, ohne mich zu bewegen. Da würde ich ja noch viel schneller zunehmen, als ich es ohnehin schon tue.
Genau davor habe ich so Angst. Was ist, wenn die ganze Zeit eigentlich "sinnlos" war und ich dann sowieso wieder mein Ausgangsgewicht erreicht habe und mich noch unwohler fühle, als jetzt schon? Das geht einfach nicht.
Ich meine, ich könnte eigentlich auch versuchen, nicht ganz so viel zu mir zu nehmen. Versuchen tue ich es ja eh schon, aber es fällt mir oft so schwer, wenn etwas wirklich gut gekocht ist und ich noch nicht ganz voll bin, mir nicht doch noch eine zweite oder dritte Portion zu nehmen. Ich versuche mich dann immer damit rauszureden, dass das eh alles vegan und nur Gemüse war, aber es ist trotzdem schrecklich viel. Das lass ich schon nicht mehr als Ausrede gelten. Aber wenn ich mir vor Augen führe, dass ich heute eh schon zehn Minuten Bauchübungen gemacht habe, in der Schule beinahe vier Kilometer laufen gewesen bin, meinen Hund eine halbe Stunde lang Gassi geführt habe und auch schon in Zumba war sowie auf mein Schlagzeug eingeschlagen habe, dann kann ich schon eher verkraften, dass ich so unheimlich viel gegessen habe.

Natürlich ist das nicht immer so. Ich habe schon meistens Lust, mich zu bewegen. Ewig sitzen halte ich ja eh nicht aus. Heute war Zumba zum Beispiel wirklich wahnsinnig toll - die Zeit ist auch so schnell vergangen, dass ich, als ich eigentlich das erste Mal richtig auf die Uhr geschaut habe, mich richtiggehend gewundert habe, dass schon eine dreiviertel Stunde vergangen war und tanzen, und sei es "nur" das Zumba-Rumgezappel, ist einfach etwas so Schönes. Aber es kommt momentan dennoch immer öfter vor, dass ich mir während der ersten paar hundert Meter denke, dass ich mich schon so auf zu Hause freue. Trotzdem habe ich das Bedürfnis, all die (überflüssigen) Kalorien abzutrainieren und die Kohlenhydrate sowie die Fette sinnvoll zu verwenden und somit ebenfalls verbrennen.
Es gibt Montage, da zähle ich die Minuten, bis das letzte Lied aufgedreht wird und ich endlich den kleinen, stickigen Raum verlassen kann. Und es gibt Tage, an denen ich am liebsten das Laufen unterbrechen würde, um mich hinzusetzen oder einfach stehen zu bleiben und mich abholen lassen.
Und vor allem die Bauchübungen werden immer mühsamer. Aber genau die brauche ich dringend.

Und ich weiß oft nicht, was ich tun soll. Soll ich einfach faul liegen bleiben oder mich aufraffen? Wenigstens ist das Gefühl, nachdem man sich bewegt hatte, ein ziemlich Feines und man fühlt sich irgendwie ausgeglichen und gut.

3 Kommentare:

  1. 'Ich meine, ich k�nnte eigentlich auch versuchen, nicht ganz so viel zu mir zu nehmen.' b i t t e, t u d a s n i c h t (mehr).

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    1. Du Liebe! Aber irgendwie sollte man doch einen Mittelweg finden... Wieso muss es bei mir immer entweder zu wenig oder zu viel sein?

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  2. ein mittelweg klingt immer vern�nftig, ist aber wahrscheinlich genauso subjektiv definiert wie 'zu viel' oder 'zu wenig' - das h�ngt zum gro�teil nur von einem selbst und seinen werten ab. und ich habe manchmal die bef�rchtung, dass sich deine definition von 'zu viel' eigentlich mit der von 'mittelwegartig' von anderen deckt. ..denk bitte daran! :-)

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